Mljet. Allein der Name, er klingt schon nach einem Versprechen, oder? Ein Versprechen von unberührter Natur, von Ruhe, von einem Ort, der dich ganz einhüllt. Stell dir vor, du steigst von der Fähre, und schon beim ersten Atemzug spürst du es: eine Mischung aus salziger Meeresluft und dem würzigen Duft von Pinien, die sich in der Sonne erwärmen. Es ist Frühling, vielleicht Ende April oder Anfang Mai. Die Luft ist noch frisch, aber die Sonne hat schon Kraft. Du hörst das leise Plätschern der Wellen, weit entfernt zwitschern Vögel und der Wind flüstert durch die Blätter. Keine Spur von Hektik, nur das leise Summen der erwachenden Natur. Du gehst einen Pfad entlang, und unter deinen Füßen knirschen kleine Steinchen, während die ersten Wildblumen am Wegesrand ihre Köpfe der Sonne entgegenstrecken. Die Insel gehört dir fast allein. Es ist eine Stimmung, die dich zur Ruhe kommen lässt, ein Gefühl von Ankommen und Durchatmen, als würde die Insel selbst dich sanft umarmen.
Ein paar Wochen später, sagen wir Mitte Mai bis Mitte Juni, verändert sich dieses Gefühl. Die Sonne ist wärmer auf deiner Haut, aber noch nicht brennend. Du spürst diese perfekte Balance zwischen erfrischender Brise vom Meer und wohliger Wärme. Der Duft hat sich intensiviert: Jetzt mischt sich Lavendel dazu, und die würzigen Noten der Immortelle werden deutlicher, ein fast schon süßlicher, harziger Geruch, der dir in Erinnerung bleibt. Du hörst das zaghafte, dann immer lauter werdende Zirpen der Zikaden, ein Soundtrack, der untrennbar mit dem Mittelmeer verbunden ist. Stell dir vor, du tauchst ins Meer ein: Das Wasser ist erfrischend kühl, aber nicht kalt, es umspielt deine Glieder und erweckt dich. Es ist warm genug, um stundenlang zu schwimmen oder einfach nur im Wasser zu treiben, während die Sonne auf deine Haut scheint. Die Wege sind belebter, ja, aber nicht überfüllt. Du triffst auf andere Menschen, die genau dieses Gefühl der Freude und Lebendigkeit teilen, aber es gibt immer noch genug Raum für dich und deine Gedanken. Das ist für mich die absolute Bestzeit, wenn Mljet am schönsten "fühlt".
Im Hochsommer, Juli und August, ist die Insel eine andere. Die Sonne brennt vom Himmel, und du spürst die Hitze schon am frühen Morgen auf deiner Haut. Der Geruch von trockenem Gras und aufgeheizten Steinen mischt sich mit dem immer präsenten Salz des Meeres. Das Zirpen der Zikaden ist jetzt ein lautes, unaufhörliches Konzert, das die Luft erfüllt. Du hörst überall das Lachen und Rufen von Familien, das Plätschern von Booten und das lebhafte Treiben in den kleinen Häfen. Es ist eine Zeit der Energie und des puren Lebens, aber auch eine, in der du die Schatten suchst und das kühle Nass. Wenn du in dieser Zeit kommst, plan deine Aktivitäten für den Morgen oder späten Nachmittag. Mittags ist es am besten, in einem der kleinen Restaurants einzukehren und die Siesta zu genießen, oder du suchst dir eine abgelegene Bucht, wo du die Hitze im glasklaren Wasser aushalten kannst. Es ist lebendig, ja, aber auch anstrengender.
Der Herbst, so ab Mitte September, bringt wieder eine andere Stimmung mit sich. Die Luft wird kühler, sanfter. Du spürst eine leichte Feuchtigkeit in der Luft, die den Duft von Erde und den verblassenden Wildblumen noch intensiver macht. Das Zirpen der Zikaden wird leiser, fast melancholisch, und weicht dem Rauschen der Wellen, das wieder präsenter wird. Du gehst durch die Pinienwälder, und das Licht fällt jetzt in goldenen Strahlen durch die Bäume, es ist weicher und wimmernder. Die Menschenmengen lichten sich zusehends. Es ist eine Zeit der Ruhe und Besinnung, perfekt, wenn du die Natur in ihrer stilleren Schönheit erleben möchtest. Bedenke aber, dass die Fährverbindungen dann weniger häufig sind und einige Restaurants und Fahrradverleihe bereits schließen könnten. Es ist wichtig, das im Voraus zu prüfen, um nicht enttäuscht zu werden.
Wenn du also fragst, wann Mljet am besten *fühlt*, dann ist es für mich ganz klar der späte Frühling und frühe Sommer. Mai und Juni. Die Kombination aus noch moderaten Temperaturen, dem Erwachen der Natur in ihrer vollen Pracht, dem perfekten Gleichgewicht zwischen Ruhe und belebter Atmosphäre macht diese Monate unschlagbar. Du kannst schwimmen, radfahren, wandern, ohne zu überhitzen oder ständig im Gedränge zu sein. Pack leichte Kleidung ein, aber auch eine dünne Jacke für den Abend. Und vergiss nicht deine Badesachen! Die meisten kleineren Restaurants und die Fahrradverleihe im Nationalpark sind dann schon voll in Betrieb, aber noch nicht überlaufen. Es ist die Zeit, in der Mljet atmet und dich atmen lässt, ohne Kompromisse.
Liebe Grüße von der Straße,
Léa from the road