Du weißt ja, ich war gerade auf den Elafiti-Inseln vor Dubrovnik, und ich muss dir davon erzählen. Stell dir vor, du gleitest mit dem Boot über das glitzernde, tintenblaue Wasser, die Gischt spritzt leicht ins Gesicht und der salzige Wind weht dir durch die Haare. Die Luft ist schon hier draußen anders, nicht so stickig wie in der Stadt, sondern klar und frisch, gemischt mit dem warmen Duft von Pinien, der schon von den Inseln herüberweht. Du siehst, wie die grünen Hügel aus dem Meer aufsteigen, kleine, verschlafene Dörfer schmiegen sich an die Küste, und das Licht ist so weich, dass alles wie gemalt aussieht. Es ist, als würde man mit jedem Meter, den man Dubrovnik hinter sich lässt, ein bisschen mehr Anspannung abwerfen.
Als wir auf einer der kleineren Inseln ankamen – ich sage bewusst nicht welche, denn der Zauber liegt im Entdecken selbst – war es, als würde man eine Tür in eine andere Zeit aufstoßen. Du hörst sofort die Zikaden, ihr rhythmisches Summen erfüllt die warme Luft und legt sich wie ein Teppich über alles. Deine Füße spüren den warmen, glatt gelaufenen Stein der engen Gassen, die sich wie Schlangen durch die alten Häuser winden. Der Duft von wildem Rosmarin und Feigen mischt sich mit dem Geruch von getrockneter Wäsche, die in der Sonne flattert, und dem leichten Hauch von Meer und altem Holz. Überall siehst du kleine, bunte Details – ein verrosteter Eimer voller Geranien, eine alte Holztür mit abblätternder Farbe, die zu einem geheimen Garten führt. Manchmal hörst du ein leises Gespräch aus einem offenen Fenster oder das ferne Läuten einer Glocke, aber hauptsächlich ist da diese unglaubliche Stille, die nur vom Rauschen der Wellen und den Zikaden unterbrochen wird.
Und dann ist da das Wasser. Wenn du hineingehst, ist es zuerst ein Schock, diese kühle, klare Umarmung, aber dann breitet sich eine unglaubliche Frische aus. Du schwebst im absolut durchsichtigen Blau, kannst jeden einzelnen Kieselstein am Grund sehen, und die Sonne wärmt dein Gesicht, während dein Körper vom Wasser getragen wird. Der Klang deiner eigenen Atemzüge ist das Einzige, was du hörst, wenn du untertauchst. Es ist ein Gefühl von völliger Freiheit und Verbundenheit mit der Natur. Manchmal haben wir ein kleines Boot gemietet, um in versteckte Buchten zu fahren, wo das Wasser noch unberührter war und die Felsen Schatten spendeten. Das sanfte Schaukeln auf den Wellen, das leise Plätschern, wenn das Boot durch das Wasser gleitet – das ist pure Meditation.
Was mich überrascht hat? Die absolute Ruhe, sobald man die Hauptrouten der Tagesausflügler verlässt. Es gibt Ecken, da ist man wirklich fast allein. Was nicht so gut funktioniert hat, war die Hauptfähre mittags von Dubrovnik aus – da kann es schon mal richtig voll werden, und das nimmt dem Start in den Tag etwas von seiner Entspannung. Und auf den kleineren Inseln sind die Essensmöglichkeiten abends oft sehr begrenzt oder schließen früh, also plane das ein, wenn du länger bleiben willst. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn die Überraschung, wie ursprünglich und unberührt vieles noch ist, hat das locker wettgemacht. Die Freundlichkeit der Einheimischen, die dich mit einem Lächeln empfangen, war auch eine schöne Überraschung.
Wenn du selbst hinfährst, mein Tipp: Fahr vom Hafen Gruž in Dubrovnik mit der Jadrolinija-Fähre. Das ist die günstigste und authentischste Art. Vermeide die Hochsaison im Juli und August, wenn es geht. Mai, Anfang Juni oder September sind perfekt – weniger Leute, angenehmere Temperaturen. Nimm dir Badeschuhe mit, denn die Strände sind oft kieselig, und eine gute Sonnencreme mit hohem LSF ist ein Muss. Iss unbedingt frischen Fisch in einer der kleinen Konobas (traditionelle Tavernen), meistens ist es der Fang des Tages und superlecker. Und ganz wichtig: Versuch nicht, alle Inseln an einem Tag zu sehen. Wähle eine oder zwei aus, bleib dort, atme tief durch und lass die Insel ihren eigenen, langsamen Rhythmus vorgeben.
Was bleibt, ist dieses tiefe Gefühl von Frieden. Die Elafiti-Inseln sind kein Ort für Action und Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne, sondern ein Ort, um anzukommen, zur Ruhe zu kommen. Die Farben des Meeres, der Geruch der Pinien, das Summen der Zikaden und die Wärme der Sonne auf der Haut – das alles verschmilzt zu einer Erinnerung, die sich anfühlt wie ein ganz langer, tiefer Atemzug. Es ist die perfekte Flucht, um den Kopf frei zu bekommen und die Seele baumeln zu lassen.
Bis bald auf der nächsten Reise,
Olya from the backstreets