Stell dir vor, du stehst auf dem Deck einer kleinen Fähre, der Wind spielt mit deinen Haaren und die salzige Luft kitzelt auf deiner Haut. Santorini liegt hinter dir, seine weißen Klippen schrumpfen zu einem Postkartenmotiv. Vor dir taucht sie auf: Thirasia. Nicht pompös, nicht überlaufen, sondern still und erhaben, wie eine vergessene Schwester.
Du spürst, wie das Boot langsamer wird, das Tuckern des Motors verstummt fast. Das Wasser ist hier so klar, dass du die Kieselsteine am Grund sehen kannst, selbst aus der Ferne. Als du von Bord gehst, hört sich dein Schritt auf dem kleinen Anleger anders an, gedämpfter, fast ehrfürchtig. Der Duft von trockenem Gras und wildem Thymian steigt dir in die Nase, vermischt mit dem unverwechselbaren Geruch des Meeres. Hier riecht es nach Ursprünglichkeit.
Du beginnst den Aufstieg zum Dorf Manolas, das hoch oben auf dem Kraterrand thront. Jeder Schritt auf dem staubigen Pfad ist ein Gefühl von Entschleunigung. Die Sonne wärmt deine Haut, aber es ist keine drückende Hitze, sondern eine sanfte Umarmung. Du hörst nur das Zirpen der Zikaden und vielleicht das ferne Bimmeln einer Ziegenglocke. Kein Lärm von Menschenmassen, keine laute Musik. Nur die Stille, die hier so tief ist, dass du deine eigenen Gedanken klarer hörst. Oben angekommen, öffnet sich der Blick über die Caldera, eine Aussicht, die dir den Atem raubt – nicht, weil sie spektakulärer ist als von Santorini, sondern weil sie so ungestört, so rein ist. Es ist ein Gefühl, als hättest du einen geheimen Ort entdeckt, eine Insel, die ihre Seele bewahrt hat.
Thirasia ist ein Erlebnis für die Seele, aber auch ein Ort, der ein paar praktische Überlegungen wert ist, damit dein Besuch so entspannt wie möglich wird. Hier sind ein paar Tipps, wie du das Beste aus deiner Zeit herausholen kannst:
* Beste Tageszeit: Plane deinen Besuch für den frühen Morgen (mit der ersten Fähre) oder den späten Nachmittag. Zu diesen Zeiten ist das Licht am schönsten, die Temperaturen angenehmer und die Atmosphäre am ruhigsten.
* Menschenmassen meiden: Die Mittagszeit ist der Hotspot für Tagesausflügler von Santorini, besonders wenn die großen Touristenboote anlegen. Der kleine Hafen und die Restaurants dort können dann überfüllt sein. Wenn du Ruhe suchst, vermeide diese Stunden.
* Aufenthaltsdauer: Drei bis vier Stunden sind ideal, um vom Hafen nach Manolas aufzusteigen, das Dorf zu erkunden, einen Kaffee zu genießen und die atemberaubende Aussicht zu bewundern. Wenn du gerne wanderst und die Insel noch intensiver erkunden möchtest, kannst du auch einen ganzen Tag einplanen.
* Was man überspringen kann: Die überteuerten und oft überfüllten Tavernen direkt am Hafen, besonders zur Mittagszeit. Gehe stattdessen den Weg nach Manolas hinauf; dort findest du authentischere und ruhigere Cafés und Tavernen mit viel besserer Aussicht. Auch die Esel-Taxis solltest du meiden – der Aufstieg ist zu Fuß machbar und tierfreundlicher.
* Nützliche lokale Tipps:
* Cafés & Essen: In Manolas gibt es einige charmante, traditionelle Cafés. Such dir eines aus, wo die Einheimischen ihren Kaffee trinken. Der Blick über die Caldera ist von hier oben unbezahlbar. Für eine Kleinigkeit zu essen gibt es auch hier ein paar Optionen, die oft frischer und preiswerter sind als unten am Hafen.
* Toiletten: Einfache öffentliche Toiletten findest du am Hafen. Sauberere Optionen gibt es meist in den Cafés und Tavernen in Manolas, wenn du dort einkehrst.
* Wasser & Sonnenschutz: Die Sonne auf Thirasia kann gnadenlos sein. Nimm unbedingt ausreichend Wasser mit, denn Schatten ist rar, besonders auf dem Weg nach Manolas. Sonnencreme, ein Hut und bequeme, feste Schuhe sind ein Muss.
* Transport vor Ort: Vom Hafen (Riva) nach Manolas führt ein steiler, aber wunderschöner Wanderweg. Es gibt auch einen kleinen Bus, der unregelmäßig fährt und die Leute hochbringt – frag am Hafen nach den Zeiten. Zu Fuß ist es am schönsten, wenn du fit bist.
* Bargeld: Nicht alle kleinen Geschäfte oder Cafés akzeptieren Kreditkarten. Es ist ratsam, etwas Bargeld dabei zu haben, besonders für kleinere Einkäufe oder in abgelegeneren Lokalen.
Viel Spaß auf deiner Entdeckungsreise!
Lena von unterwegs