So, du fragst, wie das ist, auf den Vulkan von Santorin zu steigen? Stell dir vor, du sitzt in einem kleinen Boot, das sanft über das tiefblaue Wasser der Caldera gleitet. Du spürst die Gischt auf deiner Haut, eine salzige Frische, während die Sonne warm auf dein Gesicht scheint. Um dich herum schwebt diese unglaubliche Stille, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers und dem fernen Kreischen einer Möwe. Mit jedem Meter, den ihr euch der dunklen, unbewachsenen Insel nähert, wächst ein Gefühl der Ehrfurcht. Es ist nicht nur ein Stück Land, das sich da vor dir aus dem Meer erhebt, es ist der Herzschlag dieser Insel, der dir entgegenkommt.
Das Boot legt an einem kleinen, einfachen Steg an. Du spürst den festen Untergrund unter deinen Füßen, als du von Bord gehst, und sofort umhüllt dich eine ganz andere Atmosphäre. Die Luft ist hier schwerer, erdiger. Du blickst auf einen Pfad, der sich wie eine dunkle Narbe den Hang hinaufschlängelt. Unter deinen Sohlen knirschen kleine, scharfkantige Vulkansteine, jeder Schritt hallt ein wenig anders, ein Geräusch, das dir sagt: Das hier ist kein gewöhnlicher Boden. Die ersten Meter sind noch sanft, aber du merkst schnell, dass dieser Ort eine eigene Kraft hat, eine raue Schönheit, die dich sofort in ihren Bann zieht.
Der Weg wird steiler, und du spürst, wie deine Muskeln arbeiten. Die Sonne brennt nun direkter auf dich herab, und du bist froh um jeden Windhauch, der dir entgegenweht. Überall um dich herum siehst du diese tiefschwarzen, rotbraunen Steine, geformt von Feuer und Zeit. Manchmal hörst du nur deinen eigenen Atem, manchmal das leise Summen von Insekten, die sich an diese karge Landschaft angepasst haben. Mit jeder Biegung, die du nimmst, öffnet sich der Blick zurück auf die Caldera, und die weißen Dörfer Fira und Oia wirken plötzlich winzig, wie kleine Zuckerguss-Häuser auf einer Klippe. Die Weite ist atemberaubend, und du fühlst dich klein und zugleich unendlich verbunden mit dieser gewaltigen Natur.
Oben angekommen, umgibt dich eine ganz besondere, fast mystische Energie. Du riechst es sofort: ein Geruch nach Schwefel, der an faule Eier erinnert, aber auf eine ganz eigene, erdige und intensive Art. Es ist der Atem des Vulkans selbst. An einigen Stellen siehst du kleine Wolken von Dampf aus dem Boden aufsteigen, die Luft darüber flimmert leicht. Du kannst deine Hand vorsichtig über den Boden halten und spürst eine leichte Wärme, die von tief unten kommt. Es ist ein unheimliches und zugleich faszinierendes Gefühl, zu wissen, dass du auf einer noch immer aktiven, lebendigen Erde stehst, die dir ihre Kraft spüren lässt. Die Geräusche hier oben sind gedämpft, nur das Zischen des Dampfes und der Wind, der durch die zerklüfteten Felsen pfeift, erzählen dir von der Macht dieses Ortes.
Wenn du das selbst erleben möchtest, hier ein paar ehrliche Tipps: Ganz wichtig sind feste Schuhe! Keine Sandalen oder Flip-Flops, der Boden ist steinig und uneben. Nimm unbedingt genug Wasser mit, vor allem, wenn es heiß ist, denn Schatten gibt es so gut wie keinen. Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sind auch Pflicht. Die meisten Touren starten am Morgen oder späten Nachmittag, um die Mittagshitze zu vermeiden – das ist auch die beste Zeit. Die Bootsfahrt kostet extra, und für den Zutritt zum Vulkan selbst kommt noch eine kleine Gebühr dazu, aber das ist es wirklich wert. Plane für den gesamten Ausflug mit Bootsfahrt und Wanderung etwa drei Stunden ein. Es ist kein Spaziergang, aber auch nicht extrem anstrengend, wenn du einigermaßen fit bist.
Alles Liebe von der Insel,
Olya von den Gassen