Stell dir vor, du stehst an der Reling, die Sonne brennt schon früh am Morgen auf deine Haut, und da ist sie – Santorini. Erst nur ein Schatten am Horizont, dann werden die Farben deutlicher, die schneeweißen Häuser, die sich wie Zuckerwürfel an die dunklen Felsen klammern. Und dann taucht er auf, der Hafen von Athinios. Du hörst schon von Weitem das tiefe Brummen der Schiffsmotoren, das Kreischen der Möwen, und das leise Rauschen der Wellen, die gegen den Rumpf schlagen. Wenn die Fähre langsam in den Hafen gleitet, spürst du die Vibration unter deinen Füßen. Der Geruch von Salzwasser mischt sich mit dem leisen Duft von Diesel und dem Versprechen von Abenteuer. Dann öffnet sich die große Luke, ein lautes, metallisches Geräusch, und du trittst hinaus. Ein Gewirr von Stimmen, der Ruf der Taxifahrer, das Hupen der Busse, alles vermischt sich zu einem einzigen, lebendigen Klangteppich. Du atmest tief ein, die Luft ist warm, fast dick, und du spürst die Energie dieses Ortes, diesen Puls, der dich sofort packt.
Wenn du aus dieser ersten Welle des Ankommens auftauchst, ist der nächste Schritt, von hier wegzukommen – oder herzukommen, wenn du abreist. Die Straße, die sich vom Hafen hochschlängelt, ist ein Erlebnis für sich. Es ist eine steile, kurvenreiche Serpentinenstraße, die dich in die Höhe katapultiert. Dein bester Freund hier ist die Planung. Es gibt öffentliche Busse, die KTEL-Busse, die dich nach Fira bringen, von wo aus du Verbindungen zu allen anderen Orten hast. Sie sind günstig, aber oft voll. Taxis stehen bereit, aber rechne damit, dass sie teuer sind, besonders in der Hochsaison. Am stressfreiesten ist oft ein vorab gebuchter Transfer, der dich direkt zu deiner Unterkunft bringt. Ganz ehrlich, buche im Voraus, besonders wenn deine Fähre spät ankommt oder früh abfährt. Es erspart dir eine Menge Kopfschmerzen und langes Warten in der Hitze.
Dieser Hafen ist mehr als nur ein Anlegeplatz für Fähren. Er ist das Herz Santorinis, seine Lebensader. Mein Großvater, der sein ganzes Leben lang hier gelebt hat, hat mir oft erzählt, wie es früher war. "Ohne Athinios", sagte er mit einem tiefen Seufzer, "wären wir eine Insel im Nichts. Hier kam alles an – das Mehl für unser Brot, die Medikamente, die Post von unseren Kindern, die auf dem Festland arbeiteten. Und hier verabschiedeten wir uns von denen, die ihr Glück suchten, und begrüßten die, die zurückkamen." Er erzählte von den Fischerbooten, die ihre Fänge hier anlandeten, von den kleinen Frachtschiffen, die mit allem beladen waren, was die Insel brauchte. Es ist dieser Ort, an dem sich die Insel mit der Welt verbindet, ein Ort des Abschieds und der Begrüßung, der Hoffnung und der Sehnsucht. Es ist nicht nur Tourismus; es ist das, was die Insel am Leben hält.
Was du am Hafen selbst erwarten kannst? Stell dir keinen schicken Jachthafen mit Boutiquen vor. Athinios ist ein funktionaler, geschäftiger Fährhafen. Es gibt ein paar kleine Tavernen, wo du einen schnellen Kaffee oder ein Wasser kaufen kannst, und ein paar Kioske, die Snacks anbieten. Aber das war's auch schon. Schatten ist Mangelware, besonders zur Mittagszeit. Die Wartebereiche sind meist überfüllt, und es kann gut sein, dass du eine Weile stehst, besonders wenn mehrere Fähren gleichzeitig ankommen oder abfahren. Sei vorbereitet: bring Wasser mit, vielleicht einen kleinen Snack und Sonnenschutz. Und vor allem: bring Geduld mit. Es ist Griechenland, und die Uhren ticken hier manchmal anders. Nimm es gelassen, atme tief durch und beobachte den Trubel um dich herum.
Und wenn du dann wieder auf der Fähre stehst, bereit zur Abfahrt, dreh dich noch einmal um. Sieh, wie die majestätischen Klippen der Caldera langsam kleiner werden, die weißen Häuser zu winzigen Punkten verschwimmen. Du spürst den Wind auf deinem Gesicht, der das Salz der Ägäis mit sich bringt, und hörst das gleichmäßige Pulsieren des Schiffes, das dich von der Insel wegträgt. Es ist ein Moment des Abschieds, der Wehmut, aber auch der Dankbarkeit für die Schönheit, die du erleben durftest. Der Horizont öffnet sich, das tiefe, unendliche Blau des Meeres umfängt dich, und du nimmst die Erinnerungen an die magische Insel mit dir, die für einen Moment dein Zuhause war.
Olya von den Seitenstraßen