Auf Mykonos gibt es Orte, die mehr flüstern als schreien, und die Panagia Tourliani in Ano Mera ist definitiv einer davon. Ich rede nicht von den Postkartenmotiven, sondern von dem, was du *fühlst*, wenn du wirklich hinhörst. Stell dir vor, der Tag erwacht gerade erst. Du stehst vor den alten Mauern dieses Klosters, die Sonne hat die Steine noch nicht ganz aufgewärmt. Es ist diese Stille, die dich zuerst umhüllt, bevor du es bemerkst: Dieses ganz leise, rhythmische *Knistern* auf dem Kiesweg, das nur die ersten Schritte des Klosterbruders oder der alten Frau, die die Kerzen anzündet, verursachen können. Es ist so subtil, du könntest es für den Wind halten. Aber dann, wenn die Sonne ihre ersten warmen Finger über die Olivenhaine streckt, steigt dieser ganz besondere Duft auf – nicht der von Touristenkaffee oder Meerwasser, sondern ein tiefes, erdiges Aroma von wildem Majoran und Thymian, das sich mit dem schwachen, süßen Geruch von altem Bienenwachs vermischt, der noch von den Gebeten der Nacht in der Luft hängt. Es ist der Geruch der Insel, die atmet, bevor die Welt erwacht.
Tritt ein, sobald die Tore sich öffnen, und lass die Welt draußen. Hier drinnen ist es sofort kühler, eine willkommene Umarmung an einem warmen Morgen. Du spürst die glatten, kühlen Steine unter deinen Fingerspitzen, wenn du die dicken Wände berührst. Dein Blick fällt auf das ikonengeschmückte Altarbild – die Ikonostase. Sie ist nicht nur ein Kunstwerk, sie *lebt*. Das Gold schimmert, die Farben erzählen Geschichten, und du fühlst die Jahrhunderte von Gebeten, die sich in diesem Raum angesammelt haben. Das Licht fällt in sanften Streifen durch die kleinen Fenster, malt Muster auf den Boden und lässt den Staub in goldenen Partikeln tanzen. Du atmest tief ein und spürst diese friedliche Schwere, die dich erdet. Es ist ein Ort, an dem die Zeit stillsteht und du einfach nur *sein* kannst, umgeben von einer Aura der Ruhe, die man selten findet.
Wie kommst du hin? Am einfachsten ist es, einen Roller zu mieten – die Freiheit, die mykonische Landschaft auf eigene Faust zu erkunden, ist unbezahlbar. Alternativ fahren auch lokale Busse regelmäßig von Mykonos-Stadt (Chora) nach Ano Mera, das Kloster ist dann nur einen kurzen Spaziergang entfernt. Oder schnapp dir ein Taxi, wenn du es bequemer magst. Mein Tipp: Sei früh da, am besten direkt zur Öffnungszeit. Nicht nur wegen der besonderen Morgenstimmung, sondern auch, um den großen Touristengruppen zuvorzukommen. Die Mittagsstunden können sehr voll werden und nehmen dem Ort etwas von seiner Magie. Und ganz wichtig, aus Respekt vor diesem heiligen Ort: Achte auf angemessene Kleidung. Schultern und Knie sollten bedeckt sein, also pack ein leichtes Tuch oder eine lange Hose ein.
Nimm dir Zeit, nicht nur die berühmte, kunstvoll geschnitzte Ikonostase zu bewundern, sondern auch die Details im Klosterhof. Die kleinen Kapellen, die alten Olivenbäume, der Glockenturm – alles erzählt seine eigene Geschichte. Es gibt oft einen kleinen Klosterladen, wo du handgemachte Produkte oder Ikonen finden kannst – eine schöne und authentische Erinnerung, die den lokalen Gemeinschaften zugutekommt. Und wenn du schon mal in Ano Mera bist, schau dich ein wenig im Dorf um. Es ist viel ruhiger und traditioneller als Mykonos-Stadt und bietet eine gute Gelegenheit, in einer der lokalen Tavernen einen echten griechischen Kaffee zu trinken oder eine Portion Mezedes zu genießen. Das Dorfleben hier ist noch sehr ursprünglich.
Egal, ob du nur kurz vorbeischaust oder eine Stunde in Stille verweilst – die Panagia Tourliani wird dir etwas mitgeben. Etwas Ruhiges, Echtes.
Bis bald auf neuen Wegen,
Lena unterwegs