Stell dir vor, du bist mitten in Kairo. Die Hupen, das Stimmengewirr, der Duft von Gewürzen und Abgasen – alles um dich herum ist eine einzige, pulsierende Welle. Und dann, ganz plötzlich, trittst du durch ein Tor, und es ist, als würde jemand einen Schalter umlegen. Willkommen in der Al-Azhar-Moschee. Die ersten Schritte auf dem Boden sind noch ein bisschen holprig, vielleicht ein paar alte Pflastersteine, die dich vom Lärm der Straße wegleiten. Aber dann spürst du unter deinen Füßen eine Veränderung: Der Boden wird glatt, kühl und weich, bedeckt mit Teppichen oder poliertem Stein. Es ist ein sanfter Übergang, der dich förmlich in eine andere Welt hineinzieht, weg vom Chaos, hin zu einer tiefen Ruhe. Du beginnst, bewusster zu atmen.
Du gehst weiter, und die Weite des Hauptinnenhofs, des "Sahn", öffnet sich vor dir. Der Boden hier ist makelloser, heller Marmor, der die Sonnenstrahlen reflektiert und eine fast blendende Helligkeit erzeugt. Deine Schritte hallen leise wider, ein rhythmisches Klopfen, das sich mit dem leisen Murmeln von Gebeten oder dem Plätschern eines Brunnens vermischt. Es ist ein riesiger, offener Raum, der dich einlädt, dich umzusehen, den Blick zu heben zu den kunstvollen Minaretten, die in den Himmel ragen. Die glatten, weiten Flächen des Hofes sind wie ein stiller Führer, sie lenken dich nicht, sondern geben dir die Freiheit, dich zu orientieren, die Größe des Ortes in dich aufzunehmen, bevor du tiefer eintauchst.
Von diesem offenen Hof aus führen breite, flache Wege, fast schon Rampen, zu den Arkaden, die den Hof umgeben. Hier ändert sich die Atmosphäre erneut. Die kühle, glatte Oberfläche des Marmors unter deinen Füßen weicht dem weichen, dichten Teppich der Gebetshallen. Du spürst, wie die Temperatur leicht sinkt, die Luft wird kühler, stiller, fast ehrfürchtig. Die Wege sind hier nicht mehr so offen, sondern werden von Reihen mächtiger Säulen flankiert, die dich tiefer in das Innere des Gebäudes ziehen. Sie sind wie sanfte Leitplanken, die dich durch die schattigen Gänge führen, vorbei an Nischen und kleinen Abschnitten, wo Menschen sitzen, studieren oder beten. Dein Gehör nimmt jetzt leisere, intimere Klänge wahr: das Rascheln von Stoff, das leise Blättern in Büchern, das Summen von Rezitationen. Denk dran: Als Gast solltest du deine Schuhe am Eingang ausziehen und sie in den dafür vorgesehenen Regalen lassen – das gehört einfach dazu und ist ein Zeichen des Respekts.
Die Al-Azhar ist nicht nur eine Moschee, sondern auch eine der ältesten Universitäten der Welt, und das spürst du, wenn du dich von den Hauptgebetshallen wegbewegst. Die Wege hier werden manchmal etwas verwinkelter, führen durch kleinere Türen und in abgelegene Bereiche, die zu den alten Madrassen oder Bibliotheken gehören. Der Boden kann hier wieder etwas variieren, von glattem Stein zu leicht unebenem, altem Pflaster, das Geschichten erzählt. Diese Pfade sind wie verborgene Gänge, die dich zu stillen Höfen oder in kleine, intime Studierzimmer leiten, wo die Luft nach alten Büchern und Wissen riecht. Sie geben dir das Gefühl, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, in das Herz dieser altehrwürdigen Institution. Hier ist es besonders wichtig, leise zu sein und die Studierenden nicht zu stören.
Wenn du die Moschee wieder verlässt, führen dich die gleichen, sanften Wege zurück zum Tor. Du spürst erneut den Übergang vom weichen Teppich zum kühlen Marmor und schließlich zu den festeren Steinen, die dich wieder in die geschäftige Welt Kairos entlassen. Die Pfade der Al-Azhar Moschee sind keine komplizierten Labyrinthe; sie sind vielmehr ein durchdachtes System aus Übergängen und Öffnungen, das dich von der Hektik der Stadt in einen Raum der Ruhe und des Lernens führt und dich dann sanft wieder zurückgeleitet. Sie sind so konzipiert, dass sie einen Fluss erzeugen, der deine Sinne beruhigt und deinen Geist öffnet, ganz ohne Barrieren. Und ein kleiner Tipp: Achte beim Verlassen auf die kleinen Teeläden in der Nähe, perfekt für eine kurze Pause nach dem Eintauchen in diese Oase der Ruhe.
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