Stell dir vor, du stehst mitten in Kairo, die Sonne brennt auf die Haut und die Geräusche der Stadt – Hupen, Rufe, das Summen des Verkehrs – umfangen dich wie eine warme Decke. Dann biegst du ab, und plötzlich wird es ruhiger. Vor dir erhebt sich ein Gebäude aus rosa Stein, massiv und doch irgendwie einladend. Du spürst die feuchte, kühle Luft, die dir entgegenweht, sobald du die Schwelle überschreitest, und der Lärm der Straße verstummt. Dein erster Atemzug im Inneren ist anders – schwerer, altertümlicher. Es riecht nach Staub, nach alter Stein und einem Hauch von Geschichte, der dich sofort packt. Du hörst nur noch das leise Echo deiner eigenen Schritte auf dem Marmorboden und das Flüstern anderer Besucher, die genauso ehrfürchtig sind wie du.
Du gehst weiter, und die schiere Größe der Exponate auf der unteren Etage nimmt dir fast den Atem. Riesige Statuen, die dich von oben herab anblicken, ihre glatten, kalten Oberflächen kannst du fast fühlen, wenn du daran vorbeigehst. Jeder Schritt hallt in der hohen Halle wider, die gefüllt ist mit Sarkophagen, die so groß sind, dass du dich darin verlieren könntest, und Obelisken, die in den Himmel zu ragen scheinen. Es ist ein Gefühl, winzig zu sein, umgeben von den Zeugnissen einer Zivilisation, die vor Tausenden von Jahren existierte. Die Luft hier unten ist kühler, fast feucht, und du spürst die immense Masse der Steine um dich herum, die die Wärme der Stadt draußen hält.
Dann steigst du die alte Treppe hinauf, die knarrt und ächzt, als würde sie selbst Geschichten erzählen. Oben ist die Atmosphäre intimer, die Räume sind kleiner, die Exponate filigraner. Hier spürst du die feine Arbeit, die in jedes Schmuckstück, jede Papyrusrolle, jedes winzige Artefakt geflossen ist. Die Luft ist hier oben etwas stickiger, wärmer, und es riecht intensiver nach Holz und alten Stoffen, die seit Ewigkeiten unter Glas liegen. Du hörst das leise Murmeln der Menschen, die sich vor den Glasvitrinen versammeln, und das Klicken von Kameras, obwohl das Fotografieren hier verboten ist.
Du näherst dich dem wohl berühmtesten Raum, und die Menschenmenge verdichtet sich. Du spürst die leichte Enge, die Aufregung in der Luft. Und dann stehst du davor: die goldene Totenmaske. Du spürst die Kälte des Glases vor dir, aber deine Augen erfassen jedes Detail der unglaublich feinen Arbeit. Es ist, als würde die Maske dich ansehen, und du spürst eine Gänsehaut, die sich von den Fingerspitzen bis zum Nacken ausbreitet. Es ist nicht nur Gold; es ist die Essenz von Tausenden von Jahren Geschichte, die dich in diesem Moment berührt. Du möchtest deine Hand fast danach ausstrecken, um die Oberfläche zu fühlen, die so glatt und perfekt erscheint, aber du weißt, dass das nicht geht.
Wenn du das Museum besuchst, plane am besten einen Vormittag ein, direkt nach der Öffnung um 9 Uhr, dann ist es noch nicht so voll. Rechne mit mindestens zwei bis drei Stunden, wenn du wirklich eintauchen willst. Zieh bequeme Schuhe an, denn es gibt viel zu laufen, und die Böden sind hart. Nimm dir eine kleine Wasserflasche mit, auch wenn Trinken im Ausstellungsbereich nicht erlaubt ist, kannst du sie im Eingangsbereich nutzen. Snacks oder ein Café gibt es nur außerhalb des eigentlichen Museums. Die Beschilderung ist nicht immer perfekt, aber das trägt zum Entdeckergefühl bei. Du findest die wichtigsten Bereiche aber auch intuitiv.
Wenn du wieder ins Sonnenlicht trittst, umfangen dich die Geräusche und die Wärme Kairos erneut. Aber du bist nicht mehr derselbe. Die schiere Menge an Geschichte, die du gerade erlebt hast, hallt noch in dir nach. Du spürst die Schwere der Zeit, die du gerade berührt hast, die Geschichten, die in den alten Steinen und dem glänzenden Gold gefangen sind. Die Bilder und Gefühle bleiben, als hättest du eine Zeitreise gemacht. Es ist ein tiefes Gefühl von Ehrfurcht und Staunen, das dich noch lange begleitet, wenn du dich wieder in den Trubel der Stadt stürzt.
Liebe Grüße,
Olya von den Seitenstraßen