Stell dir vor, du stehst am Fuße eines Hügels, aber nicht irgendeines Hügels. Dieser hier ist lebendig, brodelnd, und du spürst schon, bevor du ihn siehst, dass er anders ist. Eine Art erdiger, leicht schwefeliger Geruch umhüllt dich, nicht unangenehm, eher wie ein Versprechen auf etwas Ursprüngliches. Du hörst ein leises, konstantes Gluckern, wie ein riesiger Magen, der verdaut, und dazu das gedämpfte Lachen von Menschen, das aus dem Inneren des Hügels zu kommen scheint. Jeder Schritt auf dem unebenen Boden bringt dich näher an diese seltsame, faszinierende Energie heran. Du spürst eine Wärme in der Luft, die nicht von der Sonne allein kommt, sondern von tief unten, aus dem Bauch der Erde. Und dann siehst du ihn: den Totumo-Schlammvulkan, eine graue, schlammige Öffnung, die dich einlädt, dich ganz hinzugeben.
Du beginnst den Aufstieg über die groben Holzstufen, die sich spiralförmig nach oben winden. Mit jedem Schritt spürst du die Feuchtigkeit und die erdige Kühle der Luft. Oben angekommen, blickst du in das Innere – eine dichte, graue Masse, die sanft pulsiert, als würde sie atmen. Das ist kein Wasser, das ist eine andere Welt. Du lässt dich vorsichtig in diesen warmen, zähflüssigen Brei gleiten. Und dann passiert etwas Unerwartetes: Du sinkst nicht ein. Stattdessen trägt dich der Schlamm, sanft und unerbittlich, wie ein unsichtbarer Arm. Du spürst keine Kanten, keine Unebenheiten, nur diese unglaubliche Dichte, die dich völlig schwerelos macht. Deine Glieder werden mühelos getragen, du kannst dich nicht wirklich festhalten, sondern lässt dich einfach treiben, getragen von der Erde selbst. Es ist ein Gefühl, als würdest du in einem sanften, erdigen Kokon schweben, völlig losgelöst von der Schwerkraft. Denk dran, Schmuck und lose Gegenstände vorher abzulegen – es gibt kleine Schließfächer, aber nimm nur das Nötigste mit.
Im Inneren des Vulkans ist es eine eigene kleine Welt. Du hörst das leise Plätschern, wenn jemand sich bewegt, das gedämpfte Lachen der anderen Badenden, und ab und zu ein tiefes Gurgeln des Vulkans selbst. Die Textur des Schlamms ist unglaublich fein, fast cremig, aber mit einer leichten, sandigen Körnung, wenn du deine Finger bewegst. Du spürst, wie er sich an jede Kontur deines Körpers schmiegt, wie eine zweite Haut. Die lokalen Helfer, die im Schlamm stehen, bieten dir eine sanfte "Massage" an – sie streichen den Schlamm über deine Schultern und Arme, ein Ritual, das sich anfühlt, als würde der Schlamm tief in deine Poren eindringen und alles Schwere von dir abwaschen. Du bist völlig umhüllt, die Geräusche von draußen werden leiser, und du fühlst dich, als wärst du in einer meditativen Blase, nur du und dieser uralte Schlamm. Plane etwa 15-20 Minuten im Schlamm ein, das reicht völlig, um die Wirkung zu spüren.
Wenn du den Schlamm verlässt, ist das ein ganz eigenes Erlebnis. Du bist von Kopf bis Fuß bedeckt, eine lebendige Statue aus grauem Schlamm. Der Weg zum nahegelegenen See, wo du dich abspülen kannst, ist kurz, und du spürst die kühle Brise auf deiner schlammigen Haut. Im See wartet dann die nächste Überraschung: lokale Frauen, die dir helfen, den Schlamm abzuwaschen. Sie sind unglaublich effizient und kräftig, und das Gefühl des frischen, klaren Wassers auf deiner Haut, das den Schlamm Schicht für Schicht wegspült, ist unfassbar reinigend. Du spürst, wie sich deine Haut danach unglaublich weich und geschmeidig anfühlt, fast wie neugeboren. Es ist ein Gefühl, das noch lange nachklingt, diese tiefe Reinigung, die nicht nur den Körper, sondern auch die Seele erreicht. Nimm unbedingt ein Handtuch und Wechselkleidung mit. Es gibt keine Duschen, nur den See, aber das ist Teil des Abenteuers.
Nach diesem einzigartigen Erlebnis, das dich von innen und außen verändert hat, fühlst du dich erfrischt und belebt. Der leichte Schwefelgeruch mag noch ein wenig an dir haften, aber er ist jetzt eine Erinnerung an das Ungewöhnliche, das du erlebt hast. Vom Stadtzentrum Cartagenas aus kommst du am besten mit einem Touranbieter oder einem Taxi zum Vulkan. Frag nach den Preisen, bevor du einsteigst. Die meisten Touren beinhalten den Transport und den Eintritt. Versuch, früh am Morgen oder am späten Nachmittag hinzugehen, um die größten Menschenmassen zu vermeiden. Es ist ein Erlebnis, das dich erdet und gleichzeitig abhebt – ein echtes Highlight für alle Sinne.
Alles Liebe,
Luisa unterwegs