Stell dir vor, die Sonne ist gerade untergegangen, und die Stadt atmet anders. Du läufst eine Straße entlang, die noch vor Minuten ruhig war, und plötzlich… ein Sog. Es ist, als würde dich eine unsichtbare Welle mitreißen, hinein in ein Meer aus Geräuschen und Gerüchen. Du hörst ein vielstimmiges Gemurmel, das anschwillt zu einem lauten Summen, unterbrochen von den klaren Rufen der Verkäufer und dem Zischen von Fett auf heißen Platten. Deine Nase fängt ein komplexes Ballett ein: süßlich-rauchiges Öl, gemischt mit etwas Scharfem, dann ein Hauch von Meeresluft und darunter eine Note, die du nicht zuordnen kannst, aber die deine Neugier weckt. Du gehst weiter, fast geschoben von der Menge, und spürst die Wärme, die von den unzähligen Garküchen aufsteigt, während das Licht der Lampions und Leuchtreklamen die Nacht in ein goldenes Leuchten taucht.
Deine Augen weiten sich, als du erkennst, was da vor dir liegt: Spieße, ja, aber nicht mit Hähnchen. Du siehst Skorpione, die sich noch zuckend auf heißen Platten winden, ihre kleinen Beine wie zarte Fühler; Seesterne, die wie bizarre Kunstwerke aussehen; und Seepferdchen, so filigran, dass du kaum glauben kannst, dass sie essbar sein sollen. Daneben brutzeln Seidenraupen, und auf anderen Ständen türmen sich bunte Obstspieße, überzogen mit glänzendem Zuckerguss. Die Luft ist erfüllt vom Knistern des Frittierens und dem leisen Klappern von Essstäbchen. Du spürst die leichte Feuchtigkeit auf deiner Haut, die von den Dämpfen der Speisen herrührt, und unwillkürlich zuckst du zusammen, als ein Händler direkt neben dir laut etwas anpreist. Es ist ein Fest für die Sinne, ein bisschen überwältigend, aber vor allem: unglaublich lebendig.
Überall um dich herum sind Menschen. Familien, die lachend einen Spieß teilen; junge Paare, die sich staunend umsehen; und Touristen, die mit gezückten Kameras versuchen, jeden bizarren Moment festzuhalten. Du spürst den leichten Druck der Menge, wenn du von einem Stand zum nächsten schlenderst, fast wie in einem Strom. Das Geräusch der Stimmen ist ein ständiger Teppich – Chinesisch, Englisch, Deutsch, Französisch – alles vermischt sich zu einem einzigen, lebendigen Klang. Manchmal bleibst du stehen und beobachtest einfach: wie ein kleiner Junge vorsichtig an einem bunten Lutscher knabbert, wie eine Gruppe Freunde sich gegenseitig zu einem Mutprobe-Häppchen überredet, oder wie ein alter Mann seelenruhig seine Nudeln schlürft. Es ist nicht nur ein Markt; es ist ein riesiges, gemeinsames Erleben, ein Pulsieren, das dich mitreißt.
Okay, das ist die erste Welle der Eindrücke. Aber was machst du dann wirklich dort? Zuerst: Schau dir alles in Ruhe an. Lass dich nicht sofort von den Rufen der Händler mitreißen. Geh einmal den ganzen Markt ab, um einen Überblick zu bekommen, was es alles gibt und wo die Schlangen vielleicht kürzer sind. Dann wähl dir ein oder zwei Dinge aus, die dich wirklich reizen. Fang vielleicht mit etwas "Harmloserem" an, wie einem süßen Obstspieß, um dich an die Atmosphäre zu gewöhnen, bevor du dich an die frittierten Insekten wagst.
Wenn du dich entscheidest, etwas zu probieren, dann sei mutig, aber auch realistisch. Die Preise sind hier für Touristen oft etwas höher als auf anderen Märkten, aber immer noch erschwinglich. Feilschen ist nicht üblich. Schau, ob die Stände belebt sind – das ist meist ein gutes Zeichen für Frische. Und hab etwas Kleingeld dabei, das macht den Kaufprozess einfacher. Denk daran, es ist ein Straßenmarkt: Erwarte keine Gourmet-Hygiene, aber die meisten Sachen werden direkt vor deinen Augen zubereitet.
Geh nicht mit dem Anspruch hin, eine ganze Mahlzeit zu essen. Der Donghuamen Nachtmarkt ist eher ein Erlebnis, ein Schauen, ein Probieren von Kleinigkeiten. Verbringe vielleicht eine Stunde oder anderthalb dort. Das reicht locker, um die Hauptattraktionen zu sehen, ein paar Fotos zu machen und ein oder zwei verrückte Dinge zu probieren. Es ist der perfekte Ort, um einfach die einzigartige Energie Pekings am Abend aufzusaugen und eine Geschichte mit nach Hause zu nehmen, die du so schnell nicht vergessen wirst.
Fühl dich frei,
Olya from the backstreets