Stell dir vor, du steigst aus dem Flugzeug, und der Wind, der dich empfängt, ist schon anders. Er trägt den Geruch von Salz und etwas undefinierbar Süßem, vielleicht von blühenden Bougainvilleen, die sich an weiß getünchten Mauern hochranken. Die Sonne ist hier kein sanftes Streicheln, sondern ein helles, klares Licht, das alles in leuchtende Farben taucht. Du spürst sofort die Wärme auf deiner Haut, eine Wärme, die dich umhüllt und dich wissen lässt: Du bist angekommen. Du bist auf Mykonos.
Deine Schritte hallen leise auf dem glatten, von Jahrhunderten polierten Pflaster wider, während du dich in das verwinkelte Herz der Chora, der Hauptstadt, wagst. Es ist ein Labyrinth aus engen Gassen, so gebaut, dass sie einst Piraten verwirrten, und heute dich in ihren Bann ziehen. Du hörst das ferne Klirren von Gläsern aus einer Taverne, ein leises Summen von Gesprächen, das gelegentliche Bellen eines Hundes und vielleicht die sanften Klänge eines Bouzouki, das aus einem offenen Fenster weht. Überall um dich herum strahlt das Weiß der Häuser so intensiv, dass es fast blendet, und nur die leuchtend blauen Türen und Fensterläden setzen Akzente, die deine Augen fangen. Du streichst unbewusst über die kühle, raue Oberfläche einer weiß gestrichenen Wand und fühlst die Wärme der Sonne auf deinem Nacken.
Und dann stehst du plötzlich vor ihr, der Panagia Paraportiani. Sie ist nicht riesig, nicht prunkvoll, aber ihre Form ist so einzigartig, so organisch, als wäre sie aus den Felsen selbst gewachsen. Ein alter Mann, mit dem ich einmal am Hafen saß und der hier sein ganzes Leben verbracht hat, erzählte mir, seine Großmutter hätte immer gesagt, die Kirche sei wie ein Schutzschild für die Insel. Jedes der fünf miteinander verbundenen Kirchlein, die sie bilden, sei wie ein Finger, der Mykonos vor den Stürmen des Meeres und den Unwettern des Lebens bewahrt. Für sie war es nicht nur ein Gebäude, sondern ein lebendiger Teil der Inselseele, der die Geschichten und Gebete von Generationen in sich trägt. Wenn du deine Hand auf ihre alte Steinmauer legst, spürst du fast diese uralte Energie, diese tiefe Verbundenheit.
Nur wenige Schritte weiter öffnet sich der Blick auf Klein-Venedig, wo die bunten Häuser direkt über dem Meer thronen, ihre Balkone fast das Wasser berühren. Hier fühlt sich der Wind anders an, feuchter, salziger. Stell dir vor, du sitzt in einer der Bars, ein Glas kühler Wein in der Hand, und die Sonne beginnt, sich langsam in die Ägäis zu senken. Der Himmel explodiert in Schattierungen von Orange, Rosa und Gold, die sich auf der leicht gekräuselten Wasseroberfläche spiegeln. Du hörst das sanfte Plätschern der Wellen unter dir, das Klirren der Eiswürfel in deinem Glas und das leise Gemurmel der Menschen um dich herum, die alle diesen magischen Moment teilen. Der Geschmack des Weins auf deiner Zunge verbindet sich mit dem salzigen Geruch des Meeres und der Wärme des letzten Sonnenlichts. Es ist ein Gefühl von absoluter Glückseligkeit.
Für die Fortbewegung auf Mykonos: Roller sind super, um flexibel zu sein und auch abgelegenere Buchten zu erkunden, aber sei vorsichtig – die Straßen können eng und kurvig sein. Alternativ gibt es ein gutes Busnetz, das die Chora mit den meisten Stränden verbindet. Essenstechnisch, vergiss nicht, unbedingt frischen Fisch zu probieren, am besten direkt im Hafen. Aber auch die einfachen Tavernen im Landesinneren sind Gold wert für traditionelle Gerichte wie Moussaka oder Souvlaki. Und mein Tipp für die beste Reisezeit: Ende Mai/Anfang Juni oder September. Dann ist das Wetter perfekt, das Meer warm und die Insel belebter als im Winter, aber nicht so überfüllt wie im Hochsommer.
Die Strände von Mykonos sind so vielfältig wie die Insel selbst. Wenn du Party und Action suchst, sind Paradise und Super Paradise Beach genau deins – hier pulsiert das Leben mit Musik und ausgelassener Stimmung. Stell dir vor, wie der warme Sand unter deinen Füßen kitzelt, während du zu den Beats tanzt. Wenn du es ruhiger magst, fahr nach Agios Sostis oder Kapari. Dort findest du oft noch unberührte, naturbelassene Abschnitte. Das Wasser ist überall unglaublich klar und erfrischend. Tauch deine Füße ins kühle Nass und spür, wie die sanften Wellen um deine Knöchel spielen. Es ist die perfekte Abkühlung nach einem Tag unter der Sonne.
Mykonos ist mehr als nur eine Insel mit schönen Stränden und weiß getünchten Häusern. Es ist ein Gefühl, eine Energie, die dich umfängt und nicht mehr loslässt. Es ist die Mischung aus pulsierendem Leben und stiller Schönheit, aus Tradition und kosmopolitischem Flair. Es ist die Leichtigkeit, die dich dort packt und dich einfach sein lässt. Lass dich treiben, verlier dich in den Gassen, tanze bis zum Sonnenaufgang oder finde deinen eigenen ruhigen Fleck. Mykonos wartet darauf, von dir entdeckt und gefühlt zu werden.
Olya von den Gassen