Stell dir vor, du stehst an einem Ort, wo die Zeit stillzustehen scheint. Du spürst die Hitze der panamaischen Sonne auf deiner Haut, aber ein leichter Wind streichelt dich, während du durch ein großes Tor trittst. Vor dir liegt nicht einfach nur eine Ruine, sondern eine ganze Stadt, die einmal die glitzernde Perle des Pazifiks war. Panamá Viejo. Hier, wo der Dschungel langsam das zurückerobert, was einst Menschenhände erbauten, beginnt unsere Reise. Du atmest tief ein und riechst die feuchte Erde, das ferne Salz des Ozeans und das sanfte Parfüm wilder Blumen, die sich ihren Weg durch alte Steine bahnen. Du hörst das Summen der Insekten, das Rascheln der Blätter im Wind und vielleicht, ganz leise, das Echo vergangener Stimmen, die Geschichten von Reichtum, Abenteuern und dem bitteren Ende dieser Ära erzählen.
Bevor du dich aber vollends in die alten Gassen stürzt, mein Tipp: Starte direkt am Museum am Eingang. Es ist nicht nur eine willkommene Abkühlung, sondern auch der perfekte Ort, um das Ganze einzuordnen. Hier siehst du Artefakte, Modelle und hörst die Geschichte der Stadt, von ihrer Gründung bis zu ihrer Zerstörung durch Captain Morgan. Es hilft dir ungemein, die Steine, die du gleich sehen wirst, mit Leben zu füllen. Du verstehst die Bedeutung der Handelsrouten, die Verzweiflung der Verteidiger und die Wucht der Flammen, die alles vernichteten. Sobald du das Museum verlässt, siehst du die Ruinen mit anderen Augen, mit einem tieferen Verständnis für ihre Stille.
Von dort aus folgst du dem Hauptweg, der sich wie eine Lebensader durch das Gelände schlängelt. Du spürst unter deinen Füßen den festen Boden, der über Jahrhunderte von unzähligen Schritten betreten wurde. Dein Blick fällt auf die ersten größeren Überreste, zum Beispiel die Casas Reales oder die Überreste des Convento de la Merced. Du kannst dir vorstellen, wie hier einst das Leben pulsierte, wie Händler feilschten und Mönche ihren Gebeten nachgingen. Die Mauern sind porös, die Steine warm von der Sonne, und du kannst deine Hand darüber gleiten lassen, die raue Textur spüren, die von so vielen Geschichten zeugt. Nimm dir hier Zeit, die Details zu entdecken, die Bögen, die Überreste von Türen, die ins Nichts führen.
Weiter auf dem Weg wirst du auf die Überreste des Convento de Santo Domingo stoßen, eine der beeindruckendsten Ruinen neben dem Kathedralturm. Achte auf den berühmten "Arco Chato", einen flachen Bogen, der über Jahrhunderte standhielt und erst vor einigen Jahren durch ein Erdbeben fiel. Es ist ein starkes Symbol für die Vergänglichkeit. Was du ruhig auslassen kannst, wenn deine Zeit begrenzt ist oder du einfach nur die Highlights sehen möchtest, sind die weiter entfernten und weniger erhaltenen Ruinen wie die Casa Alarcon oder die Überreste der Puente del Rey. Sie sind interessant, aber für ein erstes Eintauchen in die Geschichte sind die zentralen Ruinen viel eindringlicher. Konzentriere dich auf das Herzstück der alten Stadt.
Und dann, hebe dir das Beste für den Schluss auf: den Aufstieg auf den Kathedralturm (Torre de la Catedral). Stell dir vor, du beginnst den Aufstieg auf den engen, steinernen Wendeltreppen. Es ist kühl im Inneren, die Luft ist still und du hörst nur das Echo deiner eigenen Schritte. Jeder Schritt führt dich höher, weg von der Erde und näher an den Himmel. Wenn du oben ankommst, weitet sich die Welt vor dir. Ein frischer Wind umspielt dein Gesicht, und du blickst über das gesamte Gelände von Panamá Viejo. Links siehst du die moderne Skyline von Panama City, die wie eine futuristische Stadt aus dem Boden schießt, und rechts erstreckt sich der weite, blaue Pazifik. Dieser Kontrast – die alte Welt zu deinen Füßen und die moderne im Hintergrund – ist atemberaubend und lässt dich die Geschichte dieser Stadt auf eine ganz neue Weise fühlen. Du bist hier nicht nur ein Beobachter, sondern ein Teil dieser fortwährenden Geschichte.
Nachdem du die Aussicht vom Turm genossen hast und vielleicht noch ein paar Momente der Stille genossen hast, ist es Zeit, deinen Besuch abzurunden. Am besten kommst du entweder früh am Morgen, direkt zur Öffnung, oder spät am Nachmittag, etwa zwei Stunden vor Schließung. So vermeidest du die größte Hitze und die größten Menschenmassen. Denk unbedingt an ausreichend Wasser, eine Kopfbedeckung und Sonnencreme – die Sonne in Panama kann gnadenlos sein. Innerhalb des Geländes gibt es keine Restaurants, also plane deinen Hunger entsprechend. Für die Anfahrt ist ein Taxi oder Uber die einfachste Option. Es ist ein Ort, der dich berührt und dir die Geschichte nicht nur erzählt, sondern sie dich spüren lässt.
Mara unterwegs