Stell dir vor, du stehst vor einem Vorhang aus schimmerndem Wasser, der sich tosend in die Tiefe stürzt. Der Chorro el Macho in El Valle de Antón, Panama – ein Ort, der dich wirklich packt. Wann fühlt es sich hier am besten an? Ganz klar, in der Trockenzeit, so von Dezember bis April. Es ist nicht nur der Kalender, der zählt, sondern das, was du wirklich spürst. Stell dir vor, du atmest die Luft ein: Sie ist klar, frisch, durchzogen von einem Hauch Feuchtigkeit, der aber nicht drückt, sondern erfrischt. Du hörst nicht nur das Rauschen des Wasserfalls, das ist ein tiefes, vibrierendes Donnern, das dir durch den ganzen Körper geht. Dazu gesellen sich die Rufe exotischer Vögel, das Summen der Insekten, die in der warmen, aber nicht heißen Luft tanzen. Du spürst die feinen Nebeltropfen auf deiner Haut, die wie tausend winzige Küsse sind und die Hitze des Tages sanft vertreiben. Die Wege sind fest unter deinen Füßen, kein Rutschen, nur das Gefühl von sicherem Schritt in dieser üppigen Natur. Die Sonne filtert sich durch das dichte Blätterdach und malt glitzernde Muster auf den feuchten Felsen. Es ist ein Gefühl von Lebendigkeit, von purer, unberührter Natur, die dich umarmt.
Und dann gibt es die Regenzeit, von Mai bis November. Stell dir vor, der Himmel öffnet seine Schleusen, und der Wasserfall wird zu einem wahren Monster der Natur. Das Rauschen wird zu einem Brüllen, das die ganze Schlucht erfüllt, so laut, dass du dein eigenes Wort kaum verstehst. Das Wasser ist dann nicht nur klar, sondern trägt die rote Erde der Berge mit sich, was ihm eine wilde, fast unheimliche Schönheit verleiht. Die Luft ist schwer, gesättigt mit Feuchtigkeit, und der Duft von nassem Laub und feuchter Erde ist viel intensiver. Du spürst, wie die Tropfen nicht nur auf deine Haut fallen, sondern wie der ganze Regenwald um dich herum lebendig wird, tropft und glänzt. Die Pfade können rutschig sein, matschig, und jeder Schritt wird zu einer bewussten Entscheidung. Es ist eine andere Art von Magie, rauer, ursprünglicher. Und die Menschenmassen? Die sind in der Regenzeit oft viel geringer. Du findest dich vielleicht fast allein vor diesem Naturspektakel wieder, was das Erlebnis noch intimer, noch überwältigender macht. Es ist wie ein Geheimnis, das die Natur nur mit dir teilen will.
Jetzt mal Tacheles, wenn du planst, diesen Naturgewalt zu besuchen: Pack bequeme, feste Schuhe ein, die auch mal nass oder schmutzig werden dürfen. Gerade in der Regenzeit sind rutschfeste Sohlen Gold wert. Ein leichter Regenponcho ist nie verkehrt, selbst in der Trockenzeit kann es mal einen kurzen Schauer geben. Und ganz wichtig: Nimm genug Wasser mit! Auch wenn die Luft erfrischend ist, die Wanderung kann schweißtreibend sein. Dein Handy oder deine Kamera solltest du in einer wasserdichten Tasche verstauen, denn der Sprühnebel des Wasserfalls ist tückisch und kann überall hinkommen. Es gibt zwar kleine Kioske in der Nähe, aber verlass dich nicht darauf, dass du alles dort bekommst. Denk daran, es ist Natur pur, kein Freizeitpark. Die Wege sind teilweise naturbelassen, also sei auf ein bisschen Abenteuer gefasst.
Wenn du schon mal da bist, nutze die Gelegenheit und erkunde die Umgebung. Direkt am Chorro el Macho gibt es eine Zipline, die dich über die Schlucht schweben lässt – ein Adrenalinkick mit unglaublicher Aussicht, wenn du dich traust. Auch der Schmetterlingsgarten oder die heißen Quellen in El Valle de Antón sind einen Abstecher wert und bieten eine schöne Abwechslung zur feuchten Kühle des Wasserfalls. Denk daran, dass der Eintritt zum Wasserfall und für die Zipline separat ist. Plane genug Zeit ein, damit du nicht hetzen musst und wirklich alles in dich aufsaugen kannst. Es lohnt sich, einen ganzen Tag für El Valle einzuplanen, um die Vielfalt dieses Ortes zu erleben. Und ja, es ist touristisch, aber auf eine charmante Art und Weise, die die Schönheit der Natur respektiert.
Lena auf Reisen