Dubrovnik. Du stehst mitten im pulsierenden Herzen der Altstadt, umgeben von Geschichten, die in den alten Steinen geflüstert werden. Aber manchmal braucht man einen Ort, der einen sanft aus diesem Trubel zieht und in eine andere Zeit entführt. Stell dir vor, du biegst von der Hauptstraße ab, vorbei an den lebhaften Cafés, und plötzlich stehst du vor einem unscheinbaren, aber massiven Gebäude. Das ist das Ethnographische Museum, besser bekannt als Rupe Museum. Schon beim Betreten spürst du eine Veränderung: Die laute Stadt verschwindet hinter dir, und eine angenehme Kühle umfängt dich. Du hörst nur noch das leise Knarren deiner Schritte auf den alten Holzdielen, vielleicht das ferne Echo einer Möwe. Es riecht leicht nach altem Holz und staubiger Geschichte – nicht muffig, sondern lebendig, wie ein altes Buch, das darauf wartet, aufgeschlagen zu werden. Hier drinnen ist es still, fast andächtig, ein perfekter Kontrast zum draußen tobenden Leben.
Gleich im Erdgeschoss tauchst du in die Vergangenheit ein, und zwar buchstäblich. Dieses Gebäude war einst das staatliche Getreidelager, und daher kommt auch sein Name: "Rupe" bedeutet "Löcher" oder "Gruben". Du gehst durch massive Steingewölbe und kannst dir die tiefen, dunklen Schächte vorstellen, in denen früher Getreide gelagert wurde. Stell dir vor, wie die Säcke hier abgeladen wurden, wie das Korn in die kühlen, feuchten Gruben rieselte, sicher vor Schädlingen und Hitze. Du spürst die kühle Feuchtigkeit, die von den dicken Steinmauern ausgeht, und kannst fast den Geruch von Getreide in der Luft wahrnehmen. Es ist faszinierend, die clevere Ingenieurskunst zu sehen, mit der die Menschen damals ihre Vorräte schützten. Hier brauchst du nicht ewig zu verweilen, aber ein kurzer Blick in diese historischen Getreidespeicher ist absolut empfehlenswert, um die Funktion des Gebäudes zu verstehen.
Wenn du die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigst, ändert sich die Atmosphäre. Hier geht es nicht mehr um Lagerung, sondern um das echte, gelebte Leben. Du findest dich umgeben von Werkzeugen und Geräten, die das tägliche Leben in der Region prägten: Fischerei, Landwirtschaft, Weberei. Stell dir vor, wie die Bäuerinnen mit diesen einfachen Pflügen das Land bestellten, wie die Fischer mit ihren Netzen aufs Meer hinausfuhren oder wie die Weberinnen an ihren Webstühlen saßen. Du siehst hölzerne Spinnräder, grobe Webstühle, aber auch filigranere Handwerkszeuge. Spür die raue Oberfläche des Holzes, die glatte Politur von oft benutzten Griffen. Es ist ein Raum voller Geschichten über harte Arbeit und einfallsreiche Lösungen. Nimm dir hier einen Moment, um die Details der Werkzeuge zu betrachten – sie erzählen dir ohne Worte von den Händen, die sie führten.
Der zweite Stock ist für mich das absolute Highlight und ein Ort, an dem du wirklich verweilen solltest. Hier sind die traditionellen Trachten aus der Region ausgestellt. Stell dir vor, wie die Farben der Stickereien vor deinem inneren Auge leuchten: tiefes Rot, leuchtendes Blau, sattes Grün, oft verziert mit Goldfäden. Du spürst fast das Gewicht der schweren Stoffe, hörst das leise Rascheln der Seide oder des Leinenstoffs, wenn sich jemand darin bewegt hätte. Jede Tracht ist ein Kunstwerk für sich, voller Liebe zum Detail, die Muster erzählen oft von der Herkunft oder dem sozialen Status des Trägers. Es ist unglaublich zu sehen, mit welcher Hingabe und Präzision diese Kleidungsstücke gefertigt wurden. Hier kannst du dich wirklich verlieren und die Schönheit und Vielfalt der kroatischen Handwerkskunst auf dich wirken lassen. Das ist der perfekte Abschluss für deinen Besuch, um mit einem Gefühl der Bewunderung und des Staunens aus dem Museum zu gehen.
Also, wie würde ich dich durchführen? Ganz einfach: Starte im Erdgeschoss bei den Rupe, den Getreidespeichern. Das ist zwar nicht der emotionalste Teil, aber wichtig, um das Gebäude zu verstehen. Nimm dir hier nur einen kurzen Blick. Dann geht's hoch in den ersten Stock zu den Werkzeugen und dem Alltagsleben. Hier kannst du etwas mehr Zeit verbringen, die Exponate wirken lassen, aber keine Sorge, es ist nicht riesig. Und zum Schluss, als krönenden Abschluss, auf in den zweiten Stock zu den Trachten. Das ist der Raum, in dem du wirklich schwelgen und dich verlieren solltest. Plane insgesamt etwa 45 Minuten bis eine Stunde ein, vielleicht etwas länger, wenn du dich bei den Trachten festliest. Es ist eine tolle, ruhige Flucht aus dem Trubel der Stadt und gibt dir einen echten Einblick in die Seele der Region.
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