Du fragst dich, was man im Hawaii Volcanoes National Park eigentlich *macht*? Stell dir vor, du steigst aus dem Auto, und die Luft ist anders. Nicht nur wärmer, sondern sie trägt einen Hauch von etwas Uraltem, fast Mineralischem in sich – ein leichter Schwefelgeruch, der dir sagt: Hier ist die Erde lebendig. Du spürst den Boden unter deinen Füßen, fest, aber mit einer unterschwelligen Energie. Hör genau hin: Manchmal ist da ein leises Grollen in der Ferne, wie ein tiefer Atemzug der Erde. Deine Haut prickelt leicht. Du bist nicht nur an einem Ort, du bist auf einem riesigen, atmenden Organismus.
Dein erster Stopp ist das Kīlauea Visitor Center. Keine Sorge, kein langes Anstehen, eher ein freundlicher Empfang, wo du dir eine Karte schnappen kannst. Von dort aus tauchst du direkt ein. Du wanderst auf dem Crater Rim Trail, und jeder Schritt ist ein Erlebnis. Unter deinen Füßen knirscht dunkler Lavakies, manchmal fast scharfkantig, manchmal glatt wie Glas. Du atmest tief ein und spürst die kühle Brise, die über die weite Fläche streicht. Dann, plötzlich, eine Stelle, wo du die Wärme des Bodens durch deine Schuhsohlen spürst – ein aktives Dampfentlüftungsloch. Es ist faszinierend, wie die Erde hier atmet und Dampf in die Luft entlässt. Schau (oder stell dir vor) die verschiedenen Texturen der Lava vor: glatt, wellig, zerbrochen. Zieh feste Schuhe an, die auch etwas aushalten. Der Weg ist nicht immer eben, und du willst jeden Schritt genießen können.
Danach führt dich der Weg in eine ganz andere Welt: die Thurston Lava Tube, die die Einheimischen Nahuku nennen. Du betrittst einen Eingang, umgeben von dichtem, feuchtem Regenwald, und plötzlich schlägt dir eine kühle, feuchte Luft entgegen. Es ist wie ein Sprung in eine andere Dimension. Du hörst das stetige Tropfen von Wasser von der Höhlendecke, das sich in kleinen Pfützen sammelt. Deine Finger streichen über die glatten, kühlen Wände aus erstarrter Lava – ein Gefühl, als würdest du die Arterien des Planeten berühren. Die Geräusche deiner eigenen Schritte hallen wider, und für einen Moment bist du ganz allein mit der Geschichte der Erde. Nimm dir eine leichte Jacke mit, es kann drinnen kühl und feucht sein. Und auch wenn die Röhre beleuchtet ist, ein kleines Licht am Handy schadet nie, um die Details der Wände besser zu sehen.
Weiter geht’s auf der Chain of Craters Road, einer Straße, die dich durch die Zeit reisen lässt. Du fährst durch Landschaften, die in den letzten Jahrzehnten von Lavaströmen überrollt wurden. Du siehst, wie die Natur sich langsam ihren Weg zurück erkämpft, mit winzigen Farnen, die aus den Ritzen sprießen. Der Wind pfeift manchmal um dein Auto, und du siehst (oder spürst in deiner Vorstellung) die endlosen schwarzen Lavameere, die sich bis zum Horizont erstrecken. Hier und da ragen tote Baumstämme aus der erstarrten Lava, wie Mahnmale an die Kraft des Vulkans. Es ist eine unendliche Weite, die dich klein und gleichzeitig unglaublich verbunden fühlen lässt. Plane hierfür mindestens zwei bis drei Stunden ein, je nachdem, wie oft du anhalten und die Aussicht genießen möchtest. Tank vorher voll, unterwegs gibt es keine Tankstellen.
Am Ende der Chain of Craters Road wartet eine weitere Besonderheit: der Hōlei Sea Arch. Du stellst dein Auto ab und gehst die letzten Meter zu Fuß. Plötzlich öffnet sich der Blick auf das unendliche Blau des Pazifiks, und du hörst das Rauschen der Wellen, die unermüdlich gegen die Klippen schlagen. Die Gischt des Ozeans spritzt dir ins Gesicht, kühl und salzig. Du stehst vor einer riesigen Felsformation, die das Meer über Jahrtausende geformt hat – ein mächtiger Bogen aus erstarrter Lava, unter dem die Wellen hindurchrollen. Es ist ein Ort, wo Feuer und Wasser aufeinandertreffen und eine unglaubliche Skulptur erschaffen haben. Atme tief durch, der Geruch des Salzes und die Weite des Meeres füllen dich aus. Die beste Zeit ist der späte Nachmittag, wenn die Sonne langsam tiefer steht und das Licht weicher wird. Nimm dir etwas zu trinken und einen Snack mit, es gibt dort keine Geschäfte.
Der Höhepunkt, das, was du wirklich *fühlen* musst, kommt, wenn die Sonne untergeht. Du fährst zurück zum Parkeingang, suchst dir einen der ausgewiesenen Aussichtspunkte wie den Uēkahuna oder Keanakākoʻi Overlook. Die Dunkelheit legt sich wie ein Samtteppich über die Landschaft, und die Geräusche der Natur werden intensiver. Du wartest. Dann, langsam, beginnst du ein tiefes, glühendes Rot am Horizont zu sehen. Es ist das Licht des Lavasees im Halemaʻumaʻu Krater. Es ist nicht nur ein Anblick, es ist ein Gefühl. Die Wärme, die von der Erde aufsteigt, ist spürbar, selbst aus der Ferne. Du hörst ein leises, konstantes Knistern, fast wie ein Flüstern, das dir von der unermesslichen Kraft unter der Oberfläche erzählt. Es ist eine Verbindung zu etwas Uraltem, zu den Ursprüngen unseres Planeten. Dieses tiefe Leuchten zieht dich in seinen Bann, und du spürst die Ehrfurcht vor der Natur in jeder Faser deines Körpers. Nimm dir unbedingt warme Kleidung mit, es wird nachts empfindlich kühl. Eine Stirnlampe ist auch super praktisch, um den Weg im Dunkeln zu finden. Und sei geduldig, die beste Sicht gibt es oft erst, wenn es wirklich stockfinster ist.
Lena unterwegs