Na, Freund, du fragst, was man an den Viktoriafällen "macht"? Stell dir vor, du stehst da, und der Boden unter dir vibriert leise. Es ist nicht nur der Anblick der Fälle, es ist das Donnern, das in deine Brust fährt, ein tiefes, urtümliches Geräusch, das alles andere übertönt. Du spürst den feinen Sprühnebel auf deiner Haut, auch wenn du noch weit entfernt bist, ein kühler Schleier, der dich schon auf das vorbereitet, was kommt. Deine Augen folgen dem Lauf des Sambesi, wie er sich von einem breiten Strom plötzlich in einen brodelnden Schlund stürzt. Und genau dieser Schlund, diese gigantische Narbe in der Erde, das ist die Batoka Gorge.
Um wirklich in dieses Wunder einzutauchen, musst du dich auf den Weg nach unten machen. Es ist kein Spaziergang im Park, eher ein Abstieg in eine andere Welt. Denk an feste Schuhe mit gutem Profil, denn der Weg kann rutschig sein. Und ganz wichtig: Pack nur das Nötigste ein. Eine kleine Wasserflasche, Sonnenschutz und vielleicht eine wasserdichte Tasche für dein Handy, falls du Fotos machen willst – aber sei gewarnt, du wirst so überwältigt sein, dass du es vielleicht gar nicht benutzen magst. Die meisten kommen für Wildwasser-Rafting hierher, aber es gibt auch den Gorge Swing oder Ziplining, wenn du den Adrenalinkick suchst, ohne nass zu werden.
Unten angekommen, umgibt dich eine ganz andere Atmosphäre. Die Luft ist hier unten dicker, feuchter und riecht nach feuchtem Gestein und frischem Wasser. Du hebst den Kopf, und die Wände der Schlucht ragen Hunderte von Metern über dir auf, ein Labyrinth aus Fels und Schatten. Sonnenlicht kämpft sich nur an bestimmten Stellen durch und malt goldene Flecken auf das dunkle Gestein. Der Fluss, der von oben so gewaltig aussah, ist hier unten noch beeindruckender – ein lebendiger, kraftvoller Körper, der sich unaufhörlich seinen Weg bahnt. Du fühlst dich winzig, aber auf eine gute Art, als Teil von etwas viel Größerem.
Wenn du dich für das Rafting entscheidest, wirst du bald merken, wie kalt das Wasser ist, wenn es dich zum ersten Mal umspült – eine erfrischende Schockwelle, die dich sofort wachrüttelt. Du sitzt im Schlauchboot, das Paddel fest in der Hand, und hörst das Kommando deines Guides. Dann geht es los. Dein Magen zieht sich zusammen, wenn das Boot in die erste Stromschnelle stürzt. Das Wasser brüllt, schlägt über dir zusammen, du bist nass bis auf die Knochen. Du paddelst, atmest, lachst und schreist, während das Boot mal hochgehoben, mal in die Tiefe gerissen wird. Es ist ein Tanz mit den Elementen, bei dem du dich voll und ganz auf dein Team verlassen musst.
Oder stell dir vor, du stehst am Rand des Abgrunds, die Zehen am äußersten Rand einer Plattform. Dein Herz pocht wie wild, die Knie zittern. Du hörst nur den Wind und das ferne Rauschen des Flusses. Dann der Sprung. Ein Moment des freien Falls, in dem dir der Atem stockt und der Wind dir ins Gesicht peitscht. Du schwebst, schwingst, fühlst dich wie ein Vogel, der über dieser unglaublichen Landschaft kreist. Der Blick hinunter in die Tiefe ist atemberaubend, und für diesen kurzen Moment gehört dir die ganze Schlucht.
Nach all dem ist der Aufstieg aus der Schlucht eine Herausforderung, aber auch ein Moment der Reflexion. Deine Muskeln brennen, du bist erschöpft, aber dein Herz ist voller Adrenalin und Dankbarkeit. Oben angekommen, blickst du noch einmal zurück in die Tiefe, aus der du gekommen bist. Du hast nicht nur eine Schlucht besucht, du hast sie erlebt – mit jeder Faser deines Körpers. Plan für den ganzen Tag, nimm dir Zeit und genieße jeden Moment. Und danach? Danach gibt es nichts Besseres als ein kühles Getränk und das Gefühl, etwas wirklich Außergewöhnliches geschafft zu haben.
Lukas von unterwegs