Stell dir vor, du kommst auf Ibiza an, spürst die warme Sonne auf der Haut, hörst das Zirpen der Zikaden... Und dann, plötzlich, verändert sich die Luft. Du fährst einen kleinen Hügel hinauf, weg vom Strandtrubel, und schon von Weitem siehst du diesen unscheinbaren Eingang, der sich in die Felswand schmiegt. Eine leichte Brise weht dir entgegen, nicht mehr salzig-warm, sondern schon ein bisschen kühler, erdiger. Es ist, als würde die Insel dich einladen, ein Geheimnis zu lüften, das tief in ihrem Inneren schlummert. Die Vorfreude kribbelt, während du auf den Eingang zugehst, der aussieht wie eine unscheinbare Spalte in einem riesigen, uralten Gesicht.
Kaum hast du den ersten Schritt über die Schwelle gesetzt, umschließt dich eine ganz andere Welt. Die Luft wird sofort feucht und kühl, ein willkommener Kontrast zur Hitze draußen. Das grelle Tageslicht weicht einem sanften, gedämpften Schein, und deine Augen müssen sich erst an die neue Dunkelheit gewöhnen. Du atmest tief ein und riechst diesen ganz eigenen Geruch – eine Mischung aus feuchter Erde, alten Steinen und einem Hauch von Mineralien. Jeder Laut, sei es ein leises Murmeln der anderen Besucher oder dein eigener Atem, wird vom Fels geschluckt und kommt nur als sanftes Echo zurück. Es ist ein Gefühl, als würdest du in die Vergangenheit eintauchen, in eine Zeit, in der diese Höhlen noch von Schmugglern genutzt wurden.
Mit jedem Schritt tiefer hinein spürst du den unebenen Boden unter deinen Füßen. Mal ist er glatt und leicht feucht, dann wieder rau und steinig. Die Gänge schlängeln sich, mal weit und hoch, dann wieder so niedrig, dass du fast den Kopf einziehen musst. Überall um dich herum siehst du die unglaublichen Formationen, die das Wasser über Jahrtausende geformt hat – Tropfsteine, die wie gefrorene Wasserfälle aus der Decke hängen oder sich wie bizarre Skulpturen vom Boden erheben. Ab und zu hörst du das leise, stetige Tropfen von Wasser, das sich seinen Weg durch den Stein bahnt. Ganz wichtig: Zieh bequeme, rutschfeste Schuhe an! Die Wege sind gut begehbar, aber festes Schuhwerk gibt dir einfach mehr Sicherheit auf dem feuchten Untergrund.
Und dann kommst du zu diesem Moment, an dem sich die Höhle in eine magische Bühne verwandelt. Plötzlich erfüllt ein lautes Rauschen den Raum, und du siehst, wie sich künstliche Wasserfälle über die Felswände ergießen. Das Wasser glitzert im wechselnden Licht, das die Höhle in ein Kaleidoskop aus Farben taucht – mal tiefblau, dann smaragdgrün, dann feurig rot. Es ist ein Spektakel, das alle Sinne fesselt. Du spürst die Gischt in der Luft, hörst das tosende Wasser und dein Blick kann sich kaum sattsehen an diesem unwirklichen Ballett aus Licht und Schatten. Es ist wirklich beeindruckend, wie sie das inszeniert haben. Keine Sorge, es ist nicht kalt, aber die Luftfeuchtigkeit ist hoch – eine leichte Jacke kann trotzdem angenehm sein, wenn du empfindlich bist.
Nach all der Dunkelheit und dem Staunen führt dich der Weg langsam wieder nach oben, dem Licht entgegen. Das Gefühl, wieder aus der Höhle herauszutreten und vom warmen Sonnenlicht empfangen zu werden, ist fast wie eine Wiedergeburt. Du blinzelst, atmest die frische, salzige Luft ein und blickst auf das Meer hinaus, das sich vor dir erstreckt. Von hier oben hast du eine fantastische Aussicht über die Bucht von Port de Sant Miquel. Mein Tipp: Komm am besten am Vormittag oder späten Nachmittag, um den größten Besucherandrang zu vermeiden und das Licht für Fotos optimal zu nutzen. Die Höhlen sind auch für Familien mit Kindern gut geeignet, da der Weg gut gesichert ist. Es gibt ein paar Stufen, aber nichts Unüberwindbares.
Die Führungen finden in mehreren Sprachen statt, meistens auf Spanisch, Englisch und Deutsch, und dauern etwa 40 Minuten. Du wirst in einer Gruppe geführt, was auch gut ist, da der Guide dir spannende Geschichten über die Höhle erzählt, die du sonst nicht erfahren würdest. Fotos machen ist erlaubt, aber bitte ohne Blitz, um die Natur nicht zu stören und die anderen Besucher nicht zu blenden. Plan für den gesamten Besuch, inklusive Anfahrt und der Zeit oben mit der Aussicht, etwa 1,5 bis 2 Stunden ein. Es gibt auch einen kleinen Souvenirladen und ein Café, falls du danach noch etwas trinken oder eine Kleinigkeit essen möchtest. Parkplätze sind direkt vor Ort und kostenfrei.
Clara erkundet