Okay, stell dir vor, du sitzt im Bus, die Landschaft zieht vorbei, und du weißt: Gleich ist es so weit, du bist am Berg Fuji. Die Erwartung baut sich auf, diese riesige Ikone Japans, die du nur von Bildern kennst. Und dann, nach einer Fahrt, die sich ewig anfühlt, aber auch total aufregend ist, hält der Bus an der 5. Station. Du steigst aus, und das Erste, was dich trifft, ist die Luft. Es ist eine ganz andere Kälte hier oben, so klar und frisch, dass sie fast in den Lungen brennt. Du hörst das Summen der Menschen, ein Gemisch aus Sprachen, aber vor allem dieses tiefe Rauschen des Windes, der die ganze Zeit präsent ist. Du atmest tief ein und spürst die Höhe – ein leichter Druck auf den Ohren, vielleicht ein bisschen Schwindel, aber vor allem dieses Gefühl, *auf* einem der berühmtesten Berge der Welt zu stehen. Es ist nicht die Stille, die du vielleicht erwartet hättest, sondern ein lebendiger, pulsierender Ort, hoch über dem Rest der Welt.
Und genau dieser Puls ist es, der dich überrascht. Du läufst ein paar Schritte, und plötzlich stehst du mitten in einem Gewimmel. Überall Menschen! Der Geruch von gebratenen Nudeln mischt sich mit dem süßlichen Duft von Souvenirläden. Stell dir vor, du gehst durch eine kleine Bergstadt, aber alles ist auf das Nötigste reduziert und gleichzeitig maximal touristisch. Du hörst die Kassengeräusche, das Murmeln der Gespräche, das Klicken von Kameras. Und dann hebst du den Blick – oder versuchst es. Bei mir war es leider so: Du schaust hoch, und da ist... nichts. Nur dichte, graue Wolken. Der Fuji hat sich komplett versteckt. Das ist das Ding: Du fährst stundenlang, bist voller Vorfreude, und dann siehst du ihn einfach nicht. Es ist frustrierend, aber irgendwie auch Teil des Erlebnisses. Der Wind pfeift dir um die Ohren, und du spürst, wie die Kälte langsam in deine Knochen kriecht, selbst wenn die Sonne mal durchblitzt. Nimm dir unbedingt eine dicke Jacke mit, selbst im Sommer. Es ist einfach viel kälter da oben, als man denkt!
Was mich wirklich überrascht hat, war, wie kommerziell alles ist. Ich hatte eher eine Art Basisstation erwartet, aber es ist fast wie ein kleiner Freizeitpark. Es gibt mehrere Restaurants, Cafés, und unzählige Souvenirläden, die alles von kleinen Fuji-Figuren bis zu speziellen KitKat-Sorten verkaufen. Du kannst Postkarten verschicken, und sie haben sogar ihren eigenen kleinen Schrein. Wenn du Hunger hast, gibt es genug Auswahl, aber erwarte keine kulinarischen Höhenflüge – es ist eher schnelles, einfaches Essen wie Ramen oder Curry. Die Toiletten waren erstaunlich sauber, was bei so vielen Menschen echt eine Leistung ist. Mein Tipp: Wenn du was essen willst, geh nicht ins erste beste Restaurant. Lauf ein bisschen rum, vergleich die Preise und schau, wo weniger los ist. Und wenn du Souvenirs kaufen willst, überleg dir, was du wirklich brauchst. Vieles davon findest du auch unten in Kawaguchiko, oft günstiger. Was ich echt cool fand, war, dass du dir hier oben einen Stempel für dein Wanderbuch holen kannst – so ein kleines, persönliches Andenken.
Trotz der Wolken und des Trubels – was mir am besten gefallen hat, war das Gefühl, dort zu sein. Du stehst auf diesem Berg, umgeben von Menschen aus aller Welt, die alle das gleiche Ziel hatten: den Fuji zu erleben. Selbst wenn er sich nicht gezeigt hat, war die Energie spürbar. Es ist ein Ort der Begegnung, ein Sprungbrett für Wanderer, die noch höher hinauswollen. Du siehst die Leute, die sich für den Aufstieg vorbereiten, und spürst diese Abenteuerlust in der Luft. Und selbst wenn du nur ein paar Schritte auf dem Wanderweg gehst, den Anfang des Yoshida-Trails, spürst du den rauen Boden unter deinen Füßen und die Weite um dich herum. Es ist ein bisschen wie ein Pilgerort. Und selbst wenn die Aussicht fehlt, ist es die Erfahrung des Ankommens, des Daseins, die zählt. Wenn du nicht gerade wanderst, plane nicht zu viel Zeit ein. Eine Stunde reicht locker, um alles zu sehen, ein paar Fotos zu machen und die Atmosphäre aufzusaugen. Und check unbedingt vorher das Wetter! Aber selbst wenn es bewölkt ist, wie bei mir, ist es eine Reise wert, wenn du die Geschichte und die Bedeutung des Fuji spüren willst.
Das war's von mir für heute!
Lina unterwegs