Stell dir vor, du stehst am Fuße eines Berges, doch es ist kein gewöhnlicher Berg. Es ist ein Berg, gewoben aus tausend Wünschen, bemalt in einem leuchtenden, fast unwirklichen Zinnoberrot. Du atmest tief ein, und die Luft, selbst inmitten der Stadt, fühlt sich hier anders an – ein Hauch von altem Holz, ein Flüstern von Weihrauch aus einem fernen Schrein. Du hörst das leise Schlurfen von Schritten, ein gedämpftes Gemurmel von Stimmen und das ferne, rhythmische Läuten einer Glocke. Dann siehst du es: das erste von unzähligen orange-roten Toren, das sich wie ein Tunnel in eine andere Welt nach oben erstreckt. Du gehst darauf zu, spürst den glatten, kühlen Stein unter deinen Fingerspitzen, während du unter dem ersten hoch aufragenden Torii hindurchschreitest, und ein Gefühl des Staunens legt sich über dich, leicht wie eine Feder, doch tiefgründig.
Mit jedem Schritt tiefer in diesen Korridor aus Torii-Toren spürst du, wie sich die Welt um dich herum verändert. Das Licht filtert sich durch die engen Spalten der Tore, malt Streifen aus Gold und Schatten auf den Boden. Es ist ein endloses Labyrinth aus Farbe und Form, das sich den Berg hinaufwindet. Du hörst vielleicht das Rascheln von Blättern, das Zwitschern eines Vogels, das die Stille durchbricht, oder das leise Klicken einer Kamera. Dein Blick schweift über die unzähligen Namen und Daten, die auf die Tore gemalt sind – jede Linie eine Spende, ein Gebet, eine Hoffnung. Du könntest hier Stunden verbringen, einfach nur gehen, atmen und diese einzigartige Energie in dich aufsaugen, aber es gibt auch einen Punkt, an dem du vielleicht das Gefühl hast, genug gesehen zu haben.
Um diese Magie ungestört zu erleben und nicht nur Schultern zu sehen, hier ein paar ehrliche Tipps:
* Beste Tageszeit: Früh am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang (ca. 7-8 Uhr), wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Tore brechen und die Luft noch kühl ist. Oder spät am Nachmittag, etwa 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang, wenn das Licht weicher wird und die meisten Tagestouristen schon weg sind.
* Menschenmassen meiden: Vermeide definitiv die Mittagsstunden (10-15 Uhr) und Wochenenden sowie japanische Feiertage. Dann ist der untere Teil des Schreins oft überfüllt.
* Wie lange einplanen: Für den gesamten Aufstieg zum Gipfel und zurück, inklusive kleiner Pausen und Fotos, solltest du 2-3 Stunden einplanen. Wenn du nur die berühmten Torii-Tunnel sehen möchtest, reichen 45-60 Minuten, da sich die meisten Leute im unteren Drittel aufhalten.
* Was man auslassen kann: Der Weg zum Gipfel wird nach etwa der Hälfte deutlich weniger spektakulär, die Tore stehen weiter auseinander und die Dichte der Menschen nimmt rapide ab. Wenn du nicht die Zeit oder Energie für den gesamten Aufstieg hast, ist es völlig in Ordnung, nach dem ersten Aussichtspunkt (ungefähr auf halber Höhe) umzukehren. Der "Wow"-Effekt ist dann schon vollständig erlebt.
* Toiletten: Es gibt mehrere saubere Toiletten entlang des Weges nach oben, besonders an den größeren Schreinen und Aussichtspunkten. Die ersten befinden sich direkt am Eingangsbereich.
* Cafés & Snacks: Am Fuße des Schreins und im unteren Bereich des Aufstiegs gibt es zahlreiche Stände, die lokale Snacks wie Inari Sushi (Reis in frittiertem Tofu, nach dem Schrein benannt!) und gegrillte Spieße (Yakitori) anbieten. Oben auf dem Berg gibt es nur wenige, einfachere Verkaufsstände. Für einen richtigen Kaffee oder eine Mahlzeit gehst du besser zurück in die Hauptstraße vor dem Schrein.
* Trinken: Nimm unbedingt eine Wasserflasche mit, besonders wenn du den ganzen Weg gehen willst. Es gibt zwar Verkaufsautomaten auf dem Weg, aber die Preise steigen mit der Höhe.
* Schuhe: Bequeme Schuhe sind ein Muss! Es ist ein langer Spaziergang bergauf, teils auf unebenen Steinstufen.
Bis zum nächsten Abenteuer,
Olya von den Seitenstraßen