Stell dir vor, du bist auf dem Weg, weg vom Trubel Guilins, und die Landschaft zieht langsam an dir vorbei. Du spürst, wie die Luft wärmer und die Geräusche leiser werden, während der Bus dich immer tiefer in eine andere Zeit trägt. Wenn du dann aussteigst, ist es, als würdest du durch ein unsichtbares Tor treten. Der erste Schritt auf das alte Kopfsteinpflaster von Daxu fühlt sich anders an – rauer, unebener. Du hörst nicht mehr den Verkehr, sondern das leise Scharren von Besen, das ferne Plätschern eines Flusses und ein Gemurmel, das klingt, als käme es aus einer anderen Epoche. Ein leichter Geruch von feuchter Erde, altem Holz und vielleicht einem Hauch von Räucherstäbchen liegt in der Luft. Du bist angekommen.
Du schlenderst die Hauptstraße entlang, und deine Finger streichen unwillkürlich über die glatt polierten Steine des Weges, die über Jahrhunderte von unzähligen Füßen abgenutzt wurden. Rechts und links reihen sich alte Holzhäuser aneinander, ihre Türen stehen offen und geben den Blick frei auf kleine Werkstätten. Du hörst das rhythmische Klopfen eines Hammers auf Metall, das Knistern von Feuer in einer Schmiede und das leise Surren einer Nähmaschine. Schau genauer hin: Hier sitzt eine alte Frau, deren Hände geschickt Bambus zu Körben flechten, dort ein Mann, der kunstvolle Holzschnitzereien bearbeitet. Es sind keine Touristenläden, sondern Orte, an denen echtes Handwerk noch lebt. Manchmal winkt dir jemand freundlich zu, ohne aufdringlich zu sein, einfach weil du da bist.
Am Ende der Straße öffnet sich der Blick plötzlich, und du stehst am Ufer des Li-Flusses. Die Luft hier ist kühler, frischer, und du riechst das klare Wasser. Vor dir liegt ein alter Fähranleger, wo ein kleines Holzboot wartet. Du hörst das leise Plätschern der Ruder, wenn der Fährmann das Boot gemächlich über den Fluss zieht. Es kostet nur ein paar Yuan, und die kurze Überfahrt ist ein Erlebnis für sich: Du spürst das leichte Schwanken des Bootes unter dir und siehst, wie das Ufer langsam näherkommt. Auf der anderen Seite gibt es nicht viel, nur ein paar Felder und Bäume, aber es ist dieser Moment der Ruhe und des Innehaltens, der zählt.
Wenn der Magen knurrt, gibt es in Daxu ein paar einfache, aber unglaublich authentische Möglichkeiten. Halte Ausschau nach den kleinen Garküchen, die oft nur ein paar Tische vor der Tür stehen haben. Du riechst den Duft von frittiertem Tofu, würzigen Nudelsuppen oder gedämpften Teigtaschen, die aus den Küchen strömen. Probiere unbedingt die lokalen Reisnudeln – sie sind anders als alles, was du sonst kennst, oft mit Erdnüssen, eingelegtem Gemüse und einer scharfen Soße serviert. Es ist kein schickes Restaurant, sondern eher wie ein Besuch bei einer chinesischen Familie, die dich an ihrem Essen teilhaben lässt. Die Aromen sind kräftig und ehrlich, und die Kosten sind minimal.
Verlasse die Hauptstraße und biege in eine der schmalen Seitengassen ab. Hier wird es noch ruhiger. Du gehst an verwitterten Mauern vorbei, die von Moos bewachsen sind, und entdeckst vielleicht einen kleinen, versteckten Tempel, dessen Tore offen stehen. Hör auf das Flüstern des Windes in den Bäumen und das ferne Krähen eines Hahns. Manchmal siehst du alte Leute, die vor ihren Häusern sitzen, Tee trinken und das Leben beobachten. Es gibt keine großen Sehenswürdigkeiten hier, aber genau das ist der Reiz: Du kannst dich einfach treiben lassen, die Atmosphäre aufsaugen und das Gefühl bekommen, in eine vergangene Zeit einzutauchen, die hier noch lebendig ist.
Für den besten Besuch in Daxu solltest du den frühen Morgen oder den späten Nachmittag wählen, um die größten Touristenmassen zu vermeiden – obwohl es hier selten wirklich überfüllt ist. Plane etwa zwei bis drei Stunden ein, wenn du gemütlich alles erkunden und vielleicht eine Kleinigkeit essen möchtest. Es ist ein Ort, an dem man nicht hetzen sollte. Zieh bequeme Schuhe an, denn das Kopfsteinpflaster kann uneben sein. Und ganz wichtig: Lass dein Handy auch mal in der Tasche. Hier geht es nicht um perfekte Fotos, sondern darum, die Zeit zu vergessen und diesen besonderen Ort mit allen Sinnen auf dich wirken zu lassen.
Max in motion