Stell dir vor, wie du langsam die Hektik des Comer Sees hinter dir lässt. Du stehst in der alten Standseilbahn, die sich ruckelnd und knarrend den Berg hinaufzieht. Mit jedem Meter, den du gewinnst, spürst du, wie die Luft kühler und frischer wird, wie sich ein leichter Windhauch durch die offenen Fenster schleicht und deine Haut streichelt. Der gleichmäßige Rhythmus der Bahn, ein tiefes, metallisches Summen und das leise Quietschen der Räder, wird zu deinem einzigen Begleiter. Die Geräusche der Stadt unten werden immer leiser, verschwimmen zu einem fernen Flüstern, bis nur noch das sanfte Rauschen der Bäume und das Knistern der Technik um dich herum sind. Eine tiefe Ruhe beginnt sich in dir auszubreiten, während der Druck in deinen Ohren dir sagt: Du bist auf dem Weg nach oben, weg von allem.
Und dann, ein sanfter Ruck, die Bahn kommt zum Stehen. Du trittst hinaus in Brunate, und sofort umfängt dich eine ganz andere Atmosphäre. Es ist, als hätte jemand den Lautstärkeregler heruntergedreht. Deine Schritte hallen leise auf dem Kopfsteinpflaster, das sich unter deinen Füßen uneben und echt anfühlt. Die Luft ist hier oben klar und hat einen erdigen, leicht feuchten Duft, gemischt mit dem süßlichen Aroma von blühenden Geranien und dem warmen Geruch von Holz, das in den alten Häusern verbaut ist. Ab und zu hörst du das ferne Läuten einer Kirchenglocke, ein tiefer, beruhigender Klang, der durch die Gassen getragen wird. Es ist ein Ort, der dich einlädt, langsamer zu werden, tief durchzuatmen und einfach zu sein. Die Stille ist nicht leer, sondern gefüllt mit dem leisen Summen des Lebens, dem Flüstern des Windes in den Blättern und dem Gefühl von weitem Raum.
Wenn du dich auf den Weg zum Leuchtturm machst, spürst du, wie der Pfad sich langsam bergauf schlängelt. Der Boden wechselt von glattem Asphalt zu unebenen Steinen und dann zu weichem Waldboden unter deinen Füßen. Jeder Schritt ist ein kleines Workout, aber die Anstrengung ist angenehm. Die Luft wird noch frischer, durchzogen vom harzigen Duft der Pinien und dem feuchten Geruch von Moos und Erde. Du hörst das Rascheln von Blättern unter deinen Schuhen, das Zwitschern der Vögel, die in den Baumwipfeln ihre Lieder singen, und das ferne Geräusch von Wind, der durch die Baumkronen streicht – ein tiefes, beruhigendes Rauschen, das dir sagt, wie hoch du schon bist. Je höher du kommst, desto mehr spürst du die Weite um dich herum, die unendliche Offenheit des Himmels und das Gefühl, über den Dingen zu schweben. Es ist eine körperliche Erfahrung, die dich mit der Natur verbindet und dir ein Gefühl von Freiheit gibt.
Praktisch ist Brunate super einfach zu erreichen. Die Standseilbahn, die Funicolare, fährt direkt von Como aus und ist das beste und bequemste Mittel. Die Talstation findest du ganz einfach in Como am Seeufer. Die Bahn fährt tagsüber alle 15-30 Minuten, also musst du nie lange warten. Oben in Brunate selbst ist alles gut zu Fuß erreichbar, aber sei dir bewusst: Es geht bergauf und bergab. Zieh bequeme Schuhe an, die guten Halt geben. Der Weg zum Leuchtturm ist zwar steil, aber ausgeschildert und absolut machbar. Plan etwa 20-30 Minuten Gehzeit von der Bergstation ein.
Oben angekommen, ist der Leuchtturm "Faro Voltiano" definitiv ein Highlight, auch wenn du die Aussicht nicht sehen kannst, spürst du die Höhe und die Weite. Es gibt auch eine schöne, ruhige Kirche, die einen kurzen Besuch wert ist, um die Stille zu genießen. Für eine Pause gibt es mehrere kleine Cafés und Restaurants direkt an der Bergstation oder im Dorf verteilt. Probier unbedingt einen Cappuccino oder ein Gelato – die schmecken hier oben einfach noch besser. Wenn du es ruhiger magst, komm am besten morgens. Für eine besondere Atmosphäre, gerade wenn die Lichter angehen, ist der frühe Abend toll.
Pack auf jeden Fall eine Wasserflasche ein, besonders wenn du zum Leuchtturm hochläufst. Auch wenn es unten am See warm ist, kann es in Brunate, besonders im Schatten oder am Abend, etwas kühler sein. Eine leichte Jacke oder ein Pullover sind oft eine gute Idee. Denk daran, dass nicht alle kleinen Cafés Kartenzahlung akzeptieren, also ist etwas Bargeld immer praktisch. Das Wichtigste ist aber: Nimm dir Zeit. Brunate ist kein Ort, den man "abhakt". Es ist ein Ort zum Verweilen, zum Durchatmen und um das langsame, authentische italienische Leben zu spüren.
Olya from the backstreets