Na klar, pack deine Neugier ein! Wenn ich dich durch Tbilisis Altstadt führen müsste, stell dir vor, wir starten nicht einfach irgendwo, sondern da, wo die Stadt atmet – am Freiheitsplatz (Tavisuplebis Moedani). Hier ist es noch geschäftig, ein bisschen wie eine moderne Bühne. Aber schon, wenn wir uns in die Kote Afkhazi Straße hineinwinden, spürst du, wie die Zeit sich verlangsamt. Stell dir vor, wie der Lärm der Autos leiser wird und dafür ein Gemurmel aus Stimmen, das Klappern von Geschirr und der ferne Klang einer georgischen Melodie in deine Ohren dringt. Du riechst den Duft von frischem Brot, vielleicht ein Hauch von Gewürzen, der aus einem der kleinen Bäckerläden weht. Das ist der Moment, in dem du merkst: Du bist angekommen.
Wenn du dich tiefer in diese Gassen wagst, die von der Hauptstraße abzweigen, die Kote Afkhazi Straße ist nur der Anfang, dann lass dich einfach treiben. Du wirst merken, dass die Luft hier kühler ist, weil die alten Häuser so dicht beieinander stehen und sich gegenseitig Schatten spenden. Stell dir vor, wie du über unebenes Kopfsteinpflaster gehst, das schon so viele Füße vor dir berührt hat. Du hörst vielleicht das leise Plätschern eines versteckten Brunnens oder das Quietschen eines Holztores, das sich im Wind bewegt. Heb deinen Blick und sieh die berühmten geschnitzten Holzbalkone, die sich über die Gassen lehnen, wie alte Damen, die neugierig auf die Straße blicken. Mein Tipp: Verlier dich absichtlich. Die besten Entdeckungen machst du nicht auf der Karte, sondern wenn du einfach einem Impuls folgst. Und keine Sorge, alle Wege führen irgendwann wieder zu einer bekannteren Straße zurück.
Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zur Sioni-Kathedrale. Tritt ein und spür die kühle Stille, die dich umgibt. Der Weihrauchduft hängt schwer in der Luft, und das Kerzenlicht tanzt auf den alten Ikonen. Es ist ein Ort der Einkehr, ein Kontrast zum geschäftigen Treiben draußen. Wenn du wieder ins Freie trittst, geh weiter in Richtung des Flusses Mtkvari. Du wirst die Friedensbrücke sehen, ein futuristisches Gebilde aus Glas und Stahl, das sich elegant über den Fluss spannt. Stell dir vor, wie das Licht durch die Glaspaneele fällt und ein tanzendes Muster auf den Boden wirft. Es ist ein moderner Akzent in einer alten Stadt, und du kannst spüren, wie die Brise vom Fluss herüberweht und deine Haut kühlt. Ehrlicher Tipp: Die Brücke ist fotogen, aber verbring nicht zu viel Zeit dort, es gibt noch so viel mehr zu erleben.
Jetzt wird’s spannend! Überquer die Friedensbrücke und geh direkt in den Rike-Park. Von hier aus siehst du schon die Seilbahnstation. Stell dir vor, wie du in die Gondel steigst, die sich langsam erhebt und dir eine atemberaubende Aussicht auf die gesamte Altstadt freigibt. Du siehst die roten Dächer der Häuser, die sich wie ein Teppich ausbreiten, den Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, und die Festung Narikala, die majestätisch über allem thront. Oben angekommen, spürst du den Wind, der dir durch die Haare fährt. Wenn du die alten Mauern berührst, fühlst du die Jahrhunderte der Geschichte unter deinen Fingerspitzen. Spar dir dieses Erlebnis für den späten Nachmittag auf – die Aussicht bei Sonnenuntergang ist einfach magisch und der Höhepunkt des Tages.
Wenn du von der Festung Narikala wieder hinabsteigst (du kannst entweder laufen oder die Seilbahn nehmen), landest du direkt im Bäder-Viertel Abanotubani. Hier riecht es anders – ein ganz eigener, warmer, schwefeliger Geruch. Stell dir vor, wie dieser Duft dich umhüllt, bevor du überhaupt die einzigartigen, kuppelförmigen Dächer der Schwefelbäder siehst, die wie kleine, runde Pilze aus dem Boden wachsen. Folge dem kleinen Fluss Legvtakhevi, der sich durch eine enge Schlucht zwängt, bis du den kleinen, aber wunderschönen Wasserfall erreichst. Du hörst das Rauschen des Wassers, das sanft auf die Felsen trifft. Es ist ein überraschend grüner und ruhiger Ort mitten in der Stadt, der dich kurz innehalten lässt.
Und jetzt kommt das Beste, das, was du dir für den Schluss aufheben solltest: ein Besuch in einem der Schwefelbäder. Stell dir vor, wie du nach einem langen Tag voller Entdeckungen in das warme, mineralreiche Wasser eintauchst. Dein Körper entspannt sich sofort, die Muskeln lassen locker. Du fühlst, wie die Wärme dich durchdringt, und der schwefelige Geruch, der anfangs vielleicht ungewohnt war, wird zu einem Teil des Erlebnisses. Du kannst ein privates Bad buchen für mehr Ruhe oder die öffentlichen Bäder für ein authentisches Erlebnis. Ganz ehrlich: Lass dich auf ein "Kisi" ein, eine traditionelle georgische Schrubb-Massage. Danach fühlst du dich wie neu geboren, sauber bis in die letzte Pore. Es ist die perfekte Art, diesen unglaublichen Tag ausklingen zu lassen – ein Gefühl von tiefer Entspannung und Wiederbelebung.
Alles Liebe und bis bald auf der nächsten Reise,
Olya from the backstreets