Na, wie war's in Drepung? Stell dir vor, du steigst aus dem Auto, und die Luft ist dünn und klar, aber auch voller Staub. Überall um dich herum siehst du diese riesigen, weiß getünchten Mauern, die sich an den Berg schmiegen, wie ein riesiges, uraltes Wesen, das da einfach liegt und atmet. Du atmest tief ein, und da ist dieser unverwechselbare Geruch – eine Mischung aus Räucherstäbchen, altem Holz und einem Hauch von Yakbutter. Es ist ein Duft, der sich sofort in dein Gedächtnis gräbt, warm und würzig. Du hörst das leise Murmeln von Mantras, das wie ein ständiger Unterstrom aus den Tiefen des Klosters aufsteigt, und das Knirschen des Kieses unter deinen Füßen, während du langsam den Hang hinaufgehst. Dein Blick wandert über die Dächer, die golden in der Sonne glänzen, und du spürst die Höhe, die dich ein bisschen außer Atem bringt, aber auch eine unglaubliche Weite in deiner Brust erzeugt. Es ist überwältigend, die schiere Größe und Präsenz dieses Ortes.
Du gehst weiter, vorbei an den äußeren Mauern, und tauchst ein in die Gassen des Klosters. Hier wird es kühler, schattiger, und die Geräusche werden intensiver. Stell dir vor, du betrittst einen der großen Gebetssäle: Die Luft ist dick, erfüllt vom Rauch der Butterlampen, der sich wie ein Schleier über alles legt. Deine Augen brauchen einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber dann siehst du sie – Tausende von goldenen Buddha-Statuen, alte Thankas an den Wänden, die Geschichten aus Jahrhunderten flüstern. Du hörst das rhythmische Klopfen der Gebetsmühlen, das tiefe Summen der Mönchsgesänge, das dir bis in die Knochen geht. Manchmal spürst du einen leichten Luftzug, wenn ein Mönch an dir vorbeihuscht, seine Roben rascheln leise. Was mich total überrascht hat, war die pure Intensität der Hingabe, die du hier überall spürst – die Mönche, die stundenlang meditieren, die Pilger, die sich niederwerfen. Es ist, als würde die Zeit hier anders ticken, langsamer, tiefer, und du bist mittendrin in etwas Uraltem und Heiligen.
Aber ganz ehrlich, es gibt auch Momente, die ein bisschen ernüchternd sind. Manchmal ist der Andrang von anderen Touristen echt heftig. Du hörst dann plötzlich laute Gespräche, Klickgeräusche von Kameras, die die spirituelle Atmosphäre durchbrechen. Du fühlst dich ein bisschen wie in einer Schlange, die sich durch die engen Gänge schiebt, anstatt in Ruhe alles aufsaugen zu können. Besonders wenn größere Reisegruppen da sind, kann es sich anfühlen, als würde man durch ein Museum gehetzt, anstatt einen Ort der Einkehr zu erleben. Und ja, die Höhenlage macht sich bemerkbar – die Stufen und die langen Wege können ganz schön anstrengend sein, da fühlst du dich manchmal einfach nur müde und nach Luft ringend, was die Magie ein bisschen trübt.
Für die Anreise: Nimm am besten ein Taxi. Das ist am bequemsten und gar nicht so teuer. Plan genug Zeit ein, mindestens einen halben Tag, besser mehr, um alles auf dich wirken zu lassen. Zieh bequeme Schuhe an, denn du wirst viel laufen und Stufen steigen. Und ganz wichtig: Pack dir eine Mütze oder einen Hut und Sonnencreme ein, die Sonne da oben ist echt intensiv. Nimm auch genug Wasser mit, wegen der Höhe. Wenn du die Mönchsdebatten sehen willst, die sind meist am Nachmittag – die Energie dort ist unglaublich! Und vergiss nicht, du brauchst eine spezielle Tibet-Reisegenehmigung, die du nicht einfach so am Flughafen bekommst.
Was mir am Ende aber immer noch am meisten in Erinnerung bleibt, ist dieser eine Moment: Ich stand in einem kleinen Innenhof, abseits der Hauptwege, und es war plötzlich ganz still. Du hörtest nur das leise Flattern der Gebetsfahnen im Wind und das ferne Murmeln der Mönche. Die Sonne wärmte mein Gesicht, und ich sah einen alten Mönch, der in aller Ruhe seine Gebetsmühle drehte, sein Blick so friedlich und weit. Du spürst eine tiefe Ruhe in dir, so eine, die dich einfach durchströmt und alles andere unwichtig macht. Es war ein Gefühl von tiefer Verbundenheit, als ob dieser Ort dich umarmen würde. Das ist das, was hängen bleibt – die Momente der Stille und der tiefen Spiritualität.
Liebe Grüße von der Straße,
Léa from the road