Na klar, Hallgrímskirkja! Das ist keine Kirche, die man einfach nur *besucht*. Das ist ein Erlebnis, das sich in dein Gedächtnis gräbt. Stell dir vor, du stehst in einer der kleinen Gassen Reykjaviks, die Luft ist klar und frisch, und plötzlich, wenn du um eine Ecke biegst, erhebt sich da dieser riesige, graue Riese vor dir. Er ist so hoch, dass du den Kopf weit in den Nacken legen musst, um die Spitze zu sehen. Seine Form ist nicht wie die einer alten Kathedrale, sondern scharf, kantig, fast wie Basaltsäulen, die aus dem Boden wachsen – als hätte die Erde selbst dieses Bauwerk geformt. Du spürst die Weite des Platzes, die kühle Brise auf deiner Haut, während du langsam auf das riesige Holztor zugehst. Es ist stiller hier, als du erwartet hättest, nur das leise Pfeifen des Windes in der Höhe.
Wenn du dann durch die schweren Türen trittst, umfängt dich sofort eine ganz andere Atmosphäre. Der Lärm der Stadt verstummt, und eine fast greifbare Stille breitet sich aus. Der Raum ist gigantisch, aber nicht erdrückend. Hohe, schlanke Säulen streben zum Himmel, und das Licht, das durch die hohen Fenster fällt, ist weich und diffus, fast milchig. Deine Schritte hallen leicht auf dem glatten Boden nach, aber selbst das Geräusch wird von der Weite des Raumes geschluckt. Du spürst die Kühle der Steinwände, die Luft ist frisch und klar, ohne Geruch. Deine Augen wandern automatisch nach oben, zu den hohen Decken, und du siehst die Orgel – nicht nur ein Instrument, sondern ein Kunstwerk aus unzähligen Pfeifen, die wie eine eigene, schlafende Stadt wirken. Du hörst nichts als die Stille, aber du *erwartest* Musik, die diesen riesigen Raum füllen könnte.
Um die Stadt wirklich zu erleben, musst du hoch hinaus. Ein Aufzug bringt dich nach oben, und während du sanft aufsteigst, spürst du das leichte Vibrieren der Kabine unter deinen Füßen. Die Wände um dich herum sind geschlossen, du siehst nichts von außen, aber du fühlst, wie du dich vom Boden entfernst. Es ist ein Moment der Vorfreude, der dich fast kribbeln lässt. Kurz darauf öffnet sich die Tür, und ein Schwall frischer, oft windiger Luft umfängt dich.
Du trittst hinaus auf die Aussichtsplattform, und der Wind packt dich sofort. Er zerrt an deiner Kleidung, streicht kalt über dein Gesicht, aber er trägt auch den Geruch des Meeres mit sich, das sich weit vor dir ausbreitet. Unter dir siehst du ein Meer aus bunten Dächern – rot, blau, grün, gelb – die sich wie Legosteine aneinanderreihen und bis zum Horizont reichen. Die Straßen ziehen sich wie feine Linien durch die Stadt, und ganz in der Ferne, über dem blauen Wasser, erheben sich schneebedeckte Berge, deren Kälte du fast spüren kannst. Du fühlst dich klein und doch verbunden mit dieser ganzen, weiten Landschaft. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Überblick, das dich durchströmt.
Wenn du Hallgrímskirkja besuchen möchtest, komm am besten vormittags oder spätnachmittags, um den größten Menschenmassen zu entgehen. Der Eintritt in die Kirche selbst ist kostenlos, aber für die Auffahrt auf den Turm wird eine kleine Gebühr erhoben – das ist es aber absolut wert für die Aussicht. Denk daran, eine wind- und wetterfeste Jacke mitzunehmen, besonders wenn du auf den Turm möchtest, denn dort oben kann es auch an einem sonnigen Tag sehr frisch und zugig sein. Es gibt einen Aufzug, der den Turm zugänglich macht, falls du nicht viele Stufen steigen kannst oder möchtest. Direkt vor der Kirche steht übrigens die beeindruckende Statue von Leif Eriksson, die oft übersehen wird – nimm dir einen Moment Zeit dafür. Und wenn du danach noch Energie hast, laden die umliegenden Straßen zu einem gemütlichen Spaziergang ein, um das authentische Reykjavik zu entdecken.
Bis bald auf der nächsten Reise,
Olya from the backstreets