Stell dir vor, du landest in einer ganz anderen Welt. Du steigst aus dem Flugzeug und der erste Atemzug füllt deine Lungen mit einer Kälte, die so rein ist, dass sie fast brennt, aber gleichzeitig unendlich klar und belebend wirkt. Du spürst den Wind, der dir sofort um die Ohren pfeift und dir sagt: „Hier bin ich, Island.“ Dein Blick schweift über eine Landschaft, die aussieht, als wäre sie gerade erst erschaffen worden – weite, schwarze Lavafelder, bedeckt mit moosigem Grün, das in der Ferne fast lila schimmert. Keine Bäume, nur diese endlose Weite, die dir sofort ein Gefühl von Freiheit gibt, das du so noch nie erlebt hast. Es ist ein Ort, der dir sofort ins Herz geht, noch bevor du auch nur einen Schritt weitergegangen bist.
Ganz wichtig: Direkt am Flughafen gibt’s Mietwagen. Buch am besten schon von zu Hause aus, sonst stehst du da und wartest ewig. Und nimm einen mit Allradantrieb, auch wenn du denkst, du brauchst ihn nicht. Für die Halbinsel ist das echt entspannter, besonders wenn du abseits der Hauptstraßen unterwegs sein willst. Und lade dir eine Offline-Karte runter, das Netz ist nicht überall perfekt.
Du fährst ein Stück und plötzlich steigt dir ein Geruch in die Nase – erdig, schwefelhaltig, aber nicht unangenehm, eher wie ein Hauch von der Urkraft der Erde. Dann siehst du es: Dampfsäulen, die aus dem Boden aufsteigen, als würde die Erde atmen. Du gehst näher heran und spürst die Wärme, die vom Boden aufsteigt, selbst durch deine dicken Sohlen hindurch. Es blubbert und zischt um dich herum, Schlammtöpfe werfen gluckernd ihre heiße, graue Masse in die Luft. Manchmal fühlt es sich an, als würde der Boden leicht vibrieren, ein leises Grollen unter deinen Füßen. Es ist ein Ort, an dem du die lebendige Energie des Planeten wirklich fühlen kannst.
Zieh dich in Schichten an, Zwiebellook ist hier das A und O. Auch wenn der Dampf heiß ist, der Wind kann eisig sein. Festes Schuhwerk ist super wichtig, der Boden kann uneben und rutschig sein. Und halt dich an die markierten Wege, die heißen Quellen sind wirklich heiß und gefährlich.
Weiter geht’s ans Meer. Hier ist der Wind noch stärker, er zerrt an deiner Jacke, pfeift dir um die Ohren. Du riechst das Salz in der Luft, ganz intensiv, und hörst das donnernde Geräusch der Wellen, die mit unglaublicher Wucht gegen die schwarzen Felsen krachen. Riesige Basaltformationen ragen aus dem Wasser, geformt von Wind und Meer über Jahrtausende. Der Strand ist kein feiner Sandstrand, sondern voller dunkler Kieselsteine, die bei jedem Wellenschlag klirrend aneinanderstoßen. Es ist eine wilde Schönheit, die dir die Sprache verschlägt und dich gleichzeitig unglaublich klein fühlen lässt angesichts dieser Naturgewalt.
Fahr die Küstenstraßen langsam und vorsichtig, besonders bei starkem Wind. Parkplätze gibt es oft direkt an den Aussichtspunkten, aber achte auf die Beschilderung. Und selbst wenn die Sonne scheint, nimm eine wasser- und winddichte Jacke mit – das Wetter kann sich hier minütlich ändern. Kamera griffbereit halten, aber schütze sie vor Gischt!
Nach so viel Wind und Wildnis sehnst du dich nach Wärme. Stell dir vor, du sinkst langsam in milchig-blaues, warmes Wasser. Der Dampf umhüllt dich, lässt die Welt um dich herum verschwimmen, und das einzige, was du spürst, ist die wohlige Wärme, die sich langsam in jeden Muskel deines Körpers ausbreitet. Das Wasser ist seidig auf deiner Haut, trägt dich fast schwerelos. Du hörst nur das leise Plätschern und vielleicht ein paar gedämpfte Stimmen. Der Geruch ist leicht erdig, mineralisch, und du fühlst, wie die Anspannung von dir abfällt. Es ist wie eine Umarmung der Erde.
Wenn du in eine der berühmteren Lagunen willst, buche *unbedingt* Wochen, wenn nicht Monate im Voraus online. Spontan geht da fast nichts. Nimm Badesachen mit und ein extra Handtuch. Viele Orte bieten auch Haartrockner und Spülungen an, denn das mineralreiche Wasser kann die Haare etwas strohig machen. Plane mindestens 2-3 Stunden ein, um es wirklich zu genießen.
Nach all den Eindrücken knurrt der Magen. Du folgst dem Geruch von frisch zubereitetem Fisch, der durch die Luft zieht. Stell dir vor, du sitzt in einem kleinen, gemütlichen Restaurant, die Fenster beschlagen vom warmen Inneren und der Kälte draußen. Du nimmst einen Bissen von einem Gericht, das nach Meer schmeckt, frisch und unverfälscht, begleitet von warmem Brot. Das Knistern eines kleinen Ofens oder die leisen Gespräche der Einheimischen um dich herum schaffen eine Atmosphäre der Gemütlichkeit und des Willkommenseins. Es ist der perfekte Abschluss für einen Tag voller Abenteuer, ein Moment der Ruhe und des Genusses.
In den kleineren Orten auf der Halbinsel findest du oft die besten und authentischsten Fischrestaurants. Frag am besten die Einheimischen nach ihren Empfehlungen, die kennen die echten Geheimtipps. Die Preise sind generell höher als in Mitteleuropa, aber es lohnt sich, in gute lokale Küche zu investieren. Und probier unbedingt Skyr, das ist wie ein dicker, cremiger Joghurt, superlecker!
Wenn die Nacht hereinbricht und der Himmel klar ist, such dir einen dunklen Ort. Die Kälte beißt in deine Wangen, aber du schaust gebannt nach oben. Zuerst siehst du vielleicht nur einen leichten Schleier, dann wird er intensiver. Grüne, manchmal auch rosa oder violette Bänder beginnen sich langsam über den Himmel zu bewegen, zu tanzen, als würden sie zu einer unsichtbaren Musik schweben. Sie pulsieren, werden heller, schwächer, formen sich neu. Du hörst nichts außer dem Wind und vielleicht dein eigenes erstauntes Ausatmen. Es ist ein Moment, der dich sprachlos macht, ein magisches Lichtspiel, das sich tief in dein Gedächtnis gräbt.
Die besten Chancen hast du von September bis April. Check unbedingt die Vorhersagen für Polarlichter (z.B. auf der Website des isländischen Wetterdienstes oder speziellen Apps) und die Wolkenbedeckung. Fahr raus aus den Städten, weg von jeglicher Lichtverschmutzung. Und hab Geduld! Manchmal musst du lange warten, aber es lohnt sich. Nimm eine Thermoskanne mit heißem Tee oder Kakao mit und pack dich warm ein – es wird bitterkalt.
Liebe Grüße von Olya aus den Hinterhöfen