Stell dir vor, du verlässt die quirligen Straßen von Puerto Vallarta und tauchst ein in eine ganz andere Welt. Es ist, als würde ein unsichtbarer Vorhang hinter dir zuziehen, und plötzlich umfängt dich die kühle, feuchte Luft der Sierra Madre. Du atmest tief ein und riechst nicht mehr das Salz des Pazifiks, sondern den erdigen Duft von feuchtem Laub, von exotischen Blüten, die du noch nie zuvor gerochen hast. Überall zirpen und rascheln Insekten, Vögel zwitschern Melodien, die du noch nie gehört hast, und das Summen des Dschungels wird zu einem sanften, pulsierenden Herzschlag um dich herum. Du beginnst, langsam bergauf zu gehen, und spürst, wie deine Muskeln sich auf den Aufstieg einstellen, während der Boden unter dir sich verändert.
Deine Füße spüren sofort den Unterschied: Die ersten Wege in die Ausläufer der Sierra sind oft noch gepflastert, aber nicht glatt. Nein, das sind alte Kopfsteinpflasterwege, uneben und von vielen Schritten geglättet, aber immer noch mit Charakter. Du hörst das leise Klackern deiner Schritte auf den Steinen, ein Rhythmus, der dich zwingt, langsamer zu werden, achtsamer zu sein. Jeder Schritt ist eine kleine Entscheidung, ein Gefühl für den Untergrund. Manchmal sind es auch größere, unregelmäßige Steine, die aus dem Boden ragen, wie natürliche Stufen, die dich sanft nach oben führen. Du spürst die Wärme der Sonne auf deiner Haut, die durch das dichte Blätterdach bricht und kleine, tanzende Lichtflecken auf den Weg zaubert. Es ist ein Gefühl von Ursprünglichkeit, von einem Pfad, der schon von Generationen vor dir begangen wurde.
Je tiefer du in die Berge vordringst, desto schmaler und wilder werden die Pfade. Stell dir vor, wie der Weg sich windet, manchmal so eng, dass du das Gefühl hast, der Dschungel umarmt dich. Du streifst an großen, feuchten Blättern vorbei, spürst die kühle Nässe auf deinen Armen und riechst den intensiven, fast überwältigenden Duft von Erde und üppigem Grün. Diese Pfade sind keine geraden Linien; sie schlängeln sich um Felsen, tauchen in kleine Senken ab und steigen dann wieder an, immer dem natürlichen Verlauf des Geländes folgend. Jeder Biegung enthüllt eine neue Szene: ein plötzlicher Blick durch die Bäume auf ein verstecktes Tal, das Rauschen eines Baches, den du vorher nur gehört hast, und dann siehst du ihn, wie er über glatte Steine plätschert. Es ist ein ständiges Entdecken, ein Tanz mit der Natur, der dich immer tiefer hineinzieht.
Was du unbedingt wissen solltest: Für diese Wege brauchst du festes Schuhwerk. Keine Flip-Flops, keine schicken Sandalen. Denk an bequeme Turnschuhe oder leichte Wanderstiefel, die dir Halt geben. Besonders nach Regenfällen können die Pfade rutschig und schlammig werden – das ist der Dschungel! Einige Abschnitte können auch überraschend steil sein, also sei darauf vorbereitet, dass es mal anstrengend wird. Aber keine Sorge, es gibt oft auch flachere Passagen zum Durchatmen. Die Wege sind meist gut ausgetreten, aber nicht immer perfekt gepflegt, das ist Teil ihres Charmes. Es gibt keine Geländer oder asphaltierte Wege, es ist eben Natur pur.
Die Wege in der Sierra Madre sind keine Autobahnen mit Schildern an jeder Ecke. Sie leiten dich auf eine intuitivere Weise. Oft folgen sie natürlichen Gegebenheiten – einem Flusslauf, einem Kamm oder einfach der Logik, wie man am besten von A nach B kommt. Viele Pfade führen dich entweder höher hinauf zu atemberaubenden Aussichtspunkten, von denen du das Meer und die Stadt überblickst, oder sie schlängeln sich zu kleinen, versteckten Dörfern, wo das Leben noch ganz anders tickt. Manchmal gibt es alte, verwitterte Schilder oder einfach nur die offensichtlichste Spur, die andere vor dir hinterlassen haben. Wenn du dir unsicher bist, frag einfach die Einheimischen – sie kennen jeden Stein und jede Wurzel. Sie sind die besten Wegweiser, die du finden kannst, und oft erzählen sie dir dabei noch eine tolle Geschichte.
Olya von den Hinterhöfen