Stell dir vor, du steigst aus dem Auto, und die heiße, feuchte Luft Yogyakartas umfängt dich sofort. Aber hier, am Candi Mendut, ist es anders. Es ist, als würde die Zeit einen Gang runterschalten. Du hörst nicht den üblichen Verkehrslärm, sondern ein sanftes Rascheln in den Bäumen, vielleicht das ferne Gurren einer Taube. Ein leichter, süßlicher Duft von frischer Erde und vielleicht ein Hauch von Räucherstäbchen liegt in der Luft, der dich sofort in eine andere Welt entführt. Du spürst die Wärme der Sonne auf deiner Haut, aber auch einen leichten, erfrischenden Windhauch, der durch die Blätter streicht. Das ist Mendut – ein kleiner, friedlicher Vorgeschmack auf die spirituelle Tiefe, die dich hier erwartet. Für mich der perfekte Startpunkt, um wirklich anzukommen und den Geist zu beruhigen, bevor es weitergeht.
Du gehst ein paar Schritte, der Boden unter deinen Füßen ist fest, manchmal etwas uneben, aber leicht zu bewältigen. Schon von Weitem spürst du die Präsenz des Tempels. Er ist nicht riesig, aber seine alte Steinmasse strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Wenn du näherkommst, kannst du die Kühle des Steins förmlich fühlen, die von den Jahrhunderten der Geschichte durchdrungen ist. Deine Hand gleitet über die groben, aber glatt geschliffenen Reliefs an den Außenwänden – jede Linie, jede Kurve erzählt eine Geschichte von Tieren, Fabelwesen und alten Mythen. Du kannst die filigrane Arbeit der Schnitzer fast unter deinen Fingerspitzen spüren, die Details der Lotusblüten und der mythischen Kreaturen, die den Tempel bewachen. Nimm dir hier draußen wirklich Zeit. Es ist ein ruhiger Spaziergang um den Sockel des Tempels herum, der dich auf das Innere vorbereitet.
Der Höhepunkt ist definitiv das Innere des Tempels. Du trittst durch den relativ schmalen Eingang, und sofort umhüllt dich eine andere Atmosphäre. Die Luft ist kühler, schwerer, und der Duft von altem Stein und Weihrauch ist intensiver. Du hörst vielleicht nur das Echo deiner eigenen Schritte oder ein leises Gemurmel, das sich in der Stille verliert. Vor dir erheben sich drei beeindruckende, riesige Buddha-Statuen. Ihre Präsenz ist überwältigend, nicht in ihrer Größe, sondern in ihrer Ruhe. Du kannst die glatte Oberfläche des dunklen Steins förmlich spüren, wenn du dir vorstellst, wie die Menschen sie über Jahrhunderte verehrt haben. Ihre Gesichter strahlen eine tiefe, unerschütterliche Gelassenheit aus, die sich auf dich überträgt. Die zentrale Statue, der Bodhisattva Avalokiteshvara, sitzt mit leicht gekreuzten Beinen, seine Hände formen ein Mudra, das Frieden und Schutz ausstrahlt. Diese Stille, diese Präsenz der Statuen, ist das, was du dir für den Schluss aufheben solltest. Setz dich einfach einen Moment hin, lass die Atmosphäre auf dich wirken und die Ruhe in dich einsickern.
Für einen Besuch würde ich dir raten, Mendut gleich morgens zu besuchen, am besten vor 9 Uhr. Dann ist es noch wunderbar ruhig und du hast den Tempel fast für dich allein. Der Weg dorthin ist super einfach, nur ein kurzer Spaziergang vom Parkplatz zum Tempel. Was du überspringen kannst, sind die kleinen, oft etwas überteuerten Souvenirstände direkt am Eingang – die wirklich besonderen Dinge findest du später in Yogyakarta. Aber überspringe auf keinen Fall die Zeit *im* Tempel mit den Statuen. Viele Leute kommen, schauen kurz rein und gehen wieder. Das wäre schade. Zieh bequeme Schuhe an, die du leicht ausziehen kannst, falls du die Treppen hochgehen möchtest, und kleide dich respektvoll (Schultern und Knie bedeckt, aber das ist hier meist entspannter als an anderen Orten). Sieh Mendut als die perfekte meditative Einstimmung, bevor du dich ins größere Getümmel von Borobudur stürzt.
Clara entdeckt