Stell dir vor, du stehst an einem Tor, und kaum hast du einen Fuß hineingesetzt, packt dich eine Welle aus Gerüchen und Geräuschen. Das ist der Gwangjang-Markt in Seoul, kein Ort, den man nur sieht, sondern den man atmet. Du hörst ein vielstimmiges Gemurmel, das sich mit dem Zischen von brutzelndem Öl und dem rhythmischen Klopfen von Messern auf Schneidebrettern vermischt. Ein warmer, würziger Duft umhüllt dich sofort, eine Mischung aus frittierten Teigfladen, eingelegtem Gemüse und etwas, das an süße, geröstete Nüsse erinnert. Dein Blick – oder stell dir vor, dein Gefühl – wird von den Farben angezogen: leuchtendes Rot von Kimchi, sattes Grün von Gemüse, strahlendes Gelb von frittierten Köstlichkeiten. Du spürst die Energie, die durch die Gänge pulsiert, die Wärme, die von den vielen Kochstellen ausgeht, und die lebendige Betriebsamkeit um dich herum. Das ist der erste Eindruck, ein Wirbelsturm für alle Sinne, der dich sofort in seinen Bann zieht.
Geh tiefer, lass dich treiben, und du landest unweigerlich im Herzen des Marktes: der Essensgasse. Hier, wo die berühmten Bindaetteok (Mungbohnenpfannkuchen) gebraten werden, spürst du die Hitze, die von den riesigen Woks aufsteigt. Du hörst das laute Zischen, wenn der Teig in das heiße Öl gleitet, gefolgt vom Knistern, während die Ränder knusprig werden. Der Geruch von gerösteten Bohnen und leicht rauchigem Öl ist so präsent, dass du ihn fast schmecken kannst. Stell dir vor, du sitzt auf einem kleinen Plastikhocker an einem der Tische, die sich aneinanderreihen. Dein Teller ist gefüllt mit den goldbraunen Pfannkuchen, dazu ein Schälchen Soße. Du greifst danach, spürst die leichte Fettigkeit auf den Fingern und beißt hinein – außen knusprig, innen saftig und würzig. Dazu gibt es oft Mayak Gimbap, kleine, süchtig machende Reisrollen, die du in eine scharfe Senfsoße tunkst. Mein Tipp: Probier nur ein paar Bissen von allem, damit du dich durch mehr Stände schlemmen kannst.
Aber der Gwangjang-Markt ist mehr als nur Essen. Wenn du dich von den Essensständen löst und in die Nebenstraßen abbiegst, ändert sich die Atmosphäre. Der Duft von Öl weicht einem leichteren, manchmal blumigen Geruch von Stoffen. Du läufst durch Gänge, in denen sich Ballen um Ballen von Seide und Baumwolle stapeln, in allen erdenklichen Farben und Mustern. Fühl die glatte, kühle Seide oder die raue Textur von Leinen. Hier findest du traditionelle Hanbok-Stoffe, aber auch ganze Geschäfte, die sich auf Vintage-Kleidung spezialisiert haben. Das ist ein Paradies für Secondhand-Liebhaber! Du hörst das leise Rascheln von Stoffen, wenn Kunden sie begutachten, und das gelegentliche Klacken von Nähmaschinen. Was du hier getrost überspringen kannst, sind die generischen Souvenirstände am Eingang – die findest du überall in Seoul. Konzentrier dich auf die authentischen Handwerksläden und die Stoffhändler, das ist das Besondere.
Die eigentliche Magie des Gwangjang-Marktes liegt in seiner Energie, diesem Gefühl, in ein pulsierendes Herz Seouls einzutauchen. Es ist das Lachen der Verkäuferinnen, die dich freundlich anlächeln, die Art, wie sich die Einheimischen hier treffen und das Leben genießen. Es ist die pure, unverfälschte koreanische Marktkultur. Wenn du den Markt verlässt, nimm dir noch einen Moment Zeit, um die Eindrücke sacken zu lassen. Am besten ist es, wenn du dir zum Abschluss noch einen Hoddeok (einen süßen, gefüllten Pfannkuchen) gönnst. Die sind außen knusprig, innen weich und mit einer warmen, zimtigen Füllung versehen – perfekt, um den süßen Abschluss eines erlebnisreichen Besuchs zu bilden.
Hier ist eine einfache Route, wenn du einen Freund durch den Markt führen würdest: Starte am Osttor (East Gate), das ist meist etwas weniger überlaufen und gibt dir einen guten ersten Überblick. Von dort aus gehst du direkt in die Hauptgasse und biegst nach links ab, um die Bindaetteok-Allee zu erkunden – das ist der perfekte Startpunkt, um den Hunger zu stillen. Danach schlenderst du weiter durch die zentralen Essensbereiche, probierst hier einen Bissen Mayak Gimbap, da ein Tteokbokki. Nimm dir Zeit, die verschiedenen Stände zu bewundern. Wenn du satt bist, mach einen Schlenker in die Seitengassen, wo die Stoff- und Vintage-Läden sind. Hier kannst du ein bisschen stöbern, musst aber nichts kaufen. Zum Schluss gehst du zurück in Richtung des Haupteingangs, um dir noch einen Hoddeok zu holen, oder suchst dir einen der vielen kleinen Cafés am Rande des Marktes, um das Treiben von außen zu beobachten. Am besten kommst du vormittags unter der Woche, dann ist es lebendig, aber nicht überfüllt. Und hab immer Bargeld dabei, das ist hier oft noch König!
Deine Ella auf Entdeckungstour