Hey du, wenn du mich fragst, wo in Seoul du das echte Herz Koreas spüren kannst, dann ist meine Antwort ganz klar: Insadong. Stell dir vor, du steigst aus der U-Bahn an der Anguk Station, nimmst den Ausgang 6, und schon beim ersten Schritt auf die Straße merkst du, wie der Lärm der Großstadt leiser wird. Hier beginnt ein sanfter Abstieg, und schon bald umfängt dich ein ganz anderer Klangteppich: das leise Gemurmel von Gesprächen, das ferne Klimpern von Glocken und ein Hauch von Räucherstäbchen in der Luft, der sich mit dem Duft von frisch gerösteten Nüssen vermischt. Es ist der perfekte Start, weil du von hier aus ganz entspannt in die Seele dieses Viertels eintauchen kannst, ohne dich gleich in den belebteren Abschnitten zu verlieren.
Du läufst die Hauptstraße, die Insadong-gil, entlang, und deine Augen wissen kaum, wohin sie zuerst schauen sollen. Überall siehst du traditionelle Holzhäuser mit geschwungenen Dächern, die sich aneinanderreihen, und in den Schaufenstern leuchten bunte Keramiken, feine Hanji-Papiere mit ihren einzigartigen Texturen und kunstvolle Pinsel. Du hörst das rhythmische Klopfen eines Hammers aus einer kleinen Werkstatt und das leise Zupfen einer Gayageum, einer koreanischen Zither, von einem Straßenmusiker. Manchmal spürst du den warmen Dampf von Hotteok, diesen köstlichen, süßen Pfannkuchen, der aus einem der vielen kleinen Stände aufsteigt und dir sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Es ist ein Spaziergang durch die Zeit, bei dem du mit jedem Schritt tiefer in die koreanische Kultur eintauchst.
Aber bitte, bleib nicht nur auf der Hauptstraße! Stell dir vor, du biegst in eine der schmalen Seitenstraßen ab, die wie kleine Geheimnisse von der Hauptachse abzweigen. Plötzlich wird es ruhiger, die Geräusche gedämpfter, und du entdeckst versteckte Teestuben, deren dezente Schilder kaum zu sehen sind, oder winzige Galerien, die moderne Kunstwerke in alten Gemäuern beherbergen. Jeder dieser Gänge ist wie eine Einladung, dich zu verlieren und etwas Unerwartetes zu finden. Und wenn du schon dabei bist, verpass auf keinen Fall Ssamziegil. Das ist kein gewöhnliches Einkaufszentrum, sondern ein spiralförmiges Gebäude, das sich um einen offenen Innenhof windet. Hier kannst du dich von den kleinen, unabhängigen Boutiquen und Kunsthandwerksläden verzaubern lassen, die auf jeder Ebene einzigartige Schätze anbieten. Berühre die glatte Oberfläche einer handgemachten Schale oder die raue Textur eines gewebten Schals – hier geht es ums Fühlen und Entdecken.
Wenn der Magen knurrt, bist du hier genau richtig. An jeder Ecke findest du kleine Stände mit Street Food – probier unbedingt Tteokbokki, diese scharfen Reiskuchen, oder eben Hotteok, wenn du es süß magst. Die Wärme in deinen Händen und der süße oder würzige Geschmack im Mund sind ein Muss. Für ein authentischeres Erlebnis solltest du aber unbedingt eine traditionelle Teestube aufsuchen. Es gibt unzählige davon in den Seitenstraßen. Setz dich auf die Bodenkissen, lass dich von der Ruhe umfangen und genieß einen Omija-cha, einen Fünf-Geschmäcker-Tee, der wirklich alles von süß bis sauer in sich vereint. Der warme Becher in deinen Händen und der Duft des Tees sind eine Wohltat für die Seele.
Was du auslassen kannst, sind die ganz offensichtlich auf Touristen ausgelegten Souvenirläden auf der Hauptstraße, die oft Massenware verkaufen. Die wirklich schönen und authentischen Dinge findest du in den kleineren Läden oder in Ssamziegil. Und was du dir für den Schluss aufheben solltest, ist genau so ein Besuch in einer traditionellen Teestube. Es ist das perfekte Ende für deinen Insadong-Besuch. Nach all den Eindrücken, den Geräuschen und den Farben, die du aufgesogen hast, findest du hier eine Oase der Ruhe. Trink deinen Tee langsam, lausche dem leisen Gespräch am Nebentisch und spüre die Gelassenheit dieses Ortes. Es ist ein Moment, um all das Schöne zu verarbeiten und mit einem Gefühl der inneren Ruhe den Heimweg anzutreten.
Am besten kommst du an einem Wochentag hierher, besonders am Vormittag. Da ist es noch nicht so überlaufen, und du kannst die Atmosphäre viel intensiver aufsaugen. Zieh bequeme Schuhe an, denn du wirst viel laufen und vielleicht auch mal in einen der kleinen Höfe abbiegen wollen, die sich nicht immer sofort erschließen. Nimm dir Zeit, hab keine Angst, dich zu verlieren, und lass dich einfach treiben. Insadong ist kein Ort, den man "abhakt", sondern den man erlebt.
Bis bald auf der Straße,
Olya from the backstreets