Hey du! Ich bin gerade aus der Serra de Tramuntana auf Mallorca zurück und muss dir einfach davon erzählen. Stell dir vor, du steigst aus dem Auto und atmest tief ein. Es ist nicht die salzige Meeresluft, die du von den Stränden kennst, sondern ein klarer, kühler Duft von Pinien, feuchter Erde und wilden Kräutern. Du spürst sofort, dass das hier ein ganz anderes Mallorca ist – rauer, majestätischer, fast ein bisschen unzugänglich. Die Sonne wärmt deine Haut, aber der Wind, der durch die Täler pfeift, hat eine ganz eigene Kraft. Überall um dich herum erheben sich diese gigantischen, zerklüfteten Berge, deren Gipfel in den Wolken verschwinden, während die Hänge mit Olivenhainen und Steineichenwäldern bedeckt sind. Ich war total überrascht, wie *riesig* und *still* es hier sein kann, wenn man nur ein paar Kilometer von den belebten Küstenorten entfernt ist. Es ist ein Ort, der dich sofort erdet und gleichzeitig das Gefühl gibt, ganz klein zu sein.
Das Fahren dort ist ein Erlebnis für sich, aber auch eine kleine Herausforderung, ehrlich gesagt. Du hörst das leise Knistern der Reifen auf dem Asphalt, während sich die Straße in engen Serpentinen den Berg hinaufwindet. Rechts von dir fallen die Felsen steil ab, und links schießt die Felswand empor. Jeder Kilometer ist eine neue Postkartenansicht: mal blickst du auf das tiefblaue Mittelmeer, mal auf grüne Täler mit winzigen Steinhäusern, die wie hingewürfelt wirken. Du riechst den warmen Stein und die mediterranen Pflanzen, die am Straßenrand wachsen. Aber Achtung: Die Straßen sind oft unglaublich schmal und kurvig, und in der Hochsaison kann es echt voll werden. Parkplätze sind Gold wert und oft Mangelware, besonders in den beliebteren Dörfern. Mein Tipp: Fahr so früh wie möglich los, wenn du einen bestimmten Ort ansteuern willst, oder nutze die späteren Nachmittagsstunden, wenn die meisten Tagestouristen schon wieder weg sind. Manchmal hat mich der Verkehr und die Parkplatzsuche echt genervt, das muss ich zugeben, aber die Aussichten haben das jedes Mal wieder wettgemacht.
Wenn du wanderst, spürst du die unebenen Steine unter deinen Füßen, mal glatt geschliffen, mal scharfkantig. Du atmest den intensiven Duft von Rosmarin und Thymian ein, der mit der Wärme der Sonne noch stärker wird. Das Geräusch des Windes in den Olivenbäumen klingt wie ein leises Flüstern, und ab und zu hörst du das Glöckchen einer Ziege in der Ferne. Stell dir vor, du erreichst einen Pass und vor dir breitet sich die gesamte Küste aus, das Meer glitzert in allen Blautönen bis zum Horizont. Manche Wege sind gut ausgebaut, andere sind eher schmale Pfade, die Trittsicherheit erfordern. Was mich überrascht hat, war, wie gut viele der alten Pilger- und Hirtenwege erhalten sind – man geht wirklich auf Geschichte. Was nicht so gut funktioniert hat, war, dass ich einmal dachte, ich bräuchte nicht so viel Wasser mitnehmen. Großer Fehler! Die Sonne brennt hier oben unerbittlich, und Schatten ist rar. Pack immer genug Wasser ein, feste Schuhe sind ein Muss, und eine Kopfbedeckung schützt dich vor der Sonne. Und hab keine Angst vor Abzweigungen – manchmal führen die schönsten Pfade zu unerwarteten Aussichtspunkten.
Die kleinen Dörfer sind wie versteckte Juwelen, eingebettet in die Berglandschaft. Du spürst die kühle Oberfläche der alten Steinmauern, wenn du durch die engen Gassen schlenderst. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee vermischt sich mit dem Geruch von Orangenblüten und dem leisen Klirren von Geschirr aus den Cafés. In Valldemossa oder Deià hörst du vielleicht das leise Plätschern eines Brunnens oder das ferne Läuten einer Kirchenglocke. Es ist ein Gefühl von Ruhe und Zeitlosigkeit, als wäre die Welt hier stehen geblieben. Was ich nicht so mochte, war, dass einige dieser Dörfer, gerade Deià, in der Hauptsaison fast überrannt werden und ihren Charme ein Stück weit verlieren. Mein Tipp: Besuche die kleineren, weniger bekannten Orte wie Fornalutx oder Orient. Dort findest du noch die authentischen kleinen Restaurants, wo die Mama in der Küche steht und du echten, ehrlichen mallorquinischen Eintopf bekommst. Keine fancy Küche, sondern einfach nur unglaublich lecker und herzlich. Es ist, als würde man in eine andere Zeit eintauchen, fernab vom Touristentrubel.
Ein absolutes Highlight war ein Abend am Cap Formentor. Du stehst dort oben, spürst den kräftigen Wind, der dir durch die Haare fährt und hörst das tosende Meer, das sich an den Klippen bricht. Der Himmel färbt sich in den unglaublichsten Orangen-, Rosa- und Violetttönen, während die Sonne langsam im Meer versinkt. Es ist so ein Moment, der dir den Atem raubt und dich völlig demütig macht. Was mich überrascht hat, war, wie viele Leute trotz der schmalen und kurvigen Straße den Weg dorthin auf sich nehmen – es ist kein Geheimtipp mehr, aber es lohnt sich trotzdem. Was nicht so gut war: Die Straße zum Leuchtturm ist oft gesperrt für private Autos, du musst dann einen Shuttlebus nehmen, was die Spontanität etwas nimmt. Aber selbst die Fahrt mit dem Bus ist atemberaubend. Und ein kleiner, unerwarteter Genuss: Halte Ausschau nach den Straßenständen, die frische Orangen und Zitronen verkaufen. Der Saft schmeckt hier einfach anders, so intensiv und süß, als hättest du die Sonne Mallorcas direkt im Glas. Es ist diese Mischung aus rauer Natur, unerwarteter Schönheit und kleinen, ehrlichen Momenten, die die Serra de Tramuntana so einzigartig macht. Es ist ein Ort, der dich fordert, aber auch unglaublich belohnt.
Bis bald,
Olya from the backstreets