Du bist in Lima und dein Herz schlägt für die Nazca-Linien? Fantastisch! Aber lass uns gleich mal eines klarstellen: Diese unfassbaren Geoglyphen verstecken sich nicht direkt in der Stadt. Stell dir vor, du begibst dich auf eine kleine Reise, die dich aus dem geschäftigen Treiben Limas herausführt, tief hinein in eine Landschaft, die so anders ist, dass du das Gefühl hast, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Du spürst, wie die Stadt langsam hinter dir verschwindet, der Verkehr leiser wird und die Luft trockener, staubiger wird. Vielleicht hörst du noch das ferne Hupen, aber schon bald dominiert das gleichmäßige Brummen des Motors, und du riechst eine Mischung aus Diesel und der trockenen Wüstenluft, die durchs Fenster weht. Es ist diese Vorfreude, dieses Kribbeln im Bauch, das dich begleitet, wenn du weißt, dass du auf dem Weg zu etwas wirklich Einzigartigem bist – etwas, das dich sprachlos machen wird.
Um von Lima aus dorthin zu gelangen, hast du im Grunde zwei realistische Optionen, wenn du es wie ich machen würdest: Entweder nimmst du einen bequemen Langstreckenbus oder, wenn es wirklich schnell gehen muss, einen kleinen Flieger. Für mich war der Bus die beste Wahl. Nimm am besten einen der besseren Anbieter, wie Cruz del Sur oder Oltursa, die fahren vom Terminal Javier Prado ab. Die Sitze sind meistens super bequem, du kannst dich zurücklehnen und die Landschaft vorbeiziehen lassen. Die Fahrt dauert etwa 6-7 Stunden, je nach Verkehr. Pack dir Snacks ein, vielleicht ein gutes Buch oder Kopfhörer, um deine Lieblingsmusik zu hören und dich auf das Abenteuer einzustimmen. Das ist keine Touristenfalle, sondern einfach der entspannteste Weg, um die Strecke zu überbrücken.
Wenn du dann endlich in Nazca ankommst, ist das wie das Eintauchen in eine völlig andere Welt. Die staubige Luft, die Hitze, die flachen, ockerfarbenen Häuser unter einem unendlich weiten Himmel – es ist so anders als das geschäftige Lima. Du hörst vielleicht das ferne Bellen eines Hundes oder das Summen eines Motorrads, aber die Geräuschkulisse ist gedämpft, fast ehrfürchtig, als würde die Wüste selbst flüstern. Du fühlst die trockene Erde unter deinen Füßen, wenn du aus dem Bus steigst, und die Sonne brennt auf deiner Haut, aber es ist eine angenehme Wärme, die dich daran erinnert, wie weit weg du von allem bist. Das ist der Moment, in dem die Vorfreude sich in ein Gefühl der Ehrfurcht verwandelt.
Jetzt kommt der wichtigste Teil: Wie siehst du die Linien? Merk dir eins: Einen "Spaziergang" *auf* den Linien gibt es nicht, das wäre Unsinn und würde die Geoglyphen zerstören. Die einzige Möglichkeit, sie wirklich zu erfassen, ist aus der Luft. Und genau das ist es, was du unbedingt machen solltest. Spar dir das Geld für den Flug, es ist jeden Cent wert. Du steigst in ein kleines Propellerflugzeug, und schon beim Start spürst du das Rütteln und die Power, die dich in die Luft hebt. Dein Herz klopft, und du schaust gespannt aus dem Fenster.
Und dann siehst du sie. Zuerst vielleicht nur ein paar gerade Linien, die aus dem Nichts auftauchen. Aber dann, wenn das Flugzeug eine Kurve fliegt und sich neigt, siehst du sie: den Kolibri, den Affen, den Astronauten. Es ist ein unglaubliches Gefühl der Demut und des Staunens, wenn du diese gewaltigen, Jahrtausende alten Kunstwerke unter dir siehst. Du spürst, wie sich das Flugzeug sanft neigt, mal nach links, mal nach rechts, damit jeder die beste Sicht hat. Die Welt unter dir wirkt plötzlich so klein, und diese riesigen Zeichnungen wirken wie Botschaften aus einer anderen Zeit, die nur darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Dein Atem stockt, und du fragst dich, wie das alles möglich war. Es ist ein Moment, den du nie vergessen wirst.
Neben dem Flug gibt es in Nazca noch ein paar andere Dinge, die du dir anschauen kannst, um das Erlebnis abzurunden. Den Mirador, einen Aussichtsturm direkt an der Panamericana, kannst du besuchen, wenn du die Linien vor dem Flug schon mal aus einer anderen Perspektive sehen möchtest – allerdings sind von dort nur drei Figuren wirklich gut zu erkennen. Was ich dir aber unbedingt empfehlen würde, ist ein Besuch des Chauchilla-Friedhofs. Dort siehst du Mumien, die noch immer in ihren Gräbern sitzen, perfekt erhalten durch das trockene Wüstenklima. Es ist ein bisschen unheimlich, aber unfassbar faszinierend und gibt dir einen tieferen Einblick in die Nazca-Kultur. Und wenn du schon mal da bist, schau dir auch die Aquädukte von Cantalloc an – ein beeindruckendes Bewässerungssystem der Nazca, das auch heute noch funktioniert.
Wenn die Sonne langsam über der Wüste untergeht und du dich auf den Rückweg machst, sei es nach Nazca oder gleich wieder Richtung Lima, spürst du eine tiefe Zufriedenheit. Du hast nicht nur ein paar alte Zeichnungen gesehen, sondern bist in eine Geschichte eingetaucht, die so viel älter ist als wir. Du hast die Hitze der Wüste auf deiner Haut gespürt, den Wind gehört, der über die unendlichen Weiten streicht, und die Stille erlebt, die nur die Wüste bieten kann. Die Bilder der Geoglyphen tanzen noch vor deinem inneren Auge, und das Geheimnis, das sie umgibt, wird dich noch lange begleiten. Es ist ein Erlebnis, das dich verändert, weil es dir die winzige Rolle des Menschen in der Geschichte des Planeten vor Augen führt.
Alles Liebe und gute Reise,
Olya from the backstreets