Stell dir vor, du wachst in Reykjavík auf. Das Licht ist weich, aber klar, und durch dein Fenster siehst du ihn – den Berg Esja. Er ist keine ferne Kulisse, sondern ein stiller Riese, der über allem thront, immer da. Du spürst die frische Brise, die selbst hier in der Stadt nach Weite riecht, nach Meer und unberührter Natur. Dieser Berg ruft leise, verspricht eine Flucht aus dem Alltag, eine Begegnung mit Islands roher Schönheit, die du nicht nur sehen, sondern mit jedem Atemzug fühlen kannst.
Du machst dich auf den Weg, der Blick immer wieder zum Esja gezogen. Der Bus bringt dich aus dem Stadtgewimmel heraus, und mit jedem Kilometer wird die Luft kühler, klarer. Du steigst aus, und plötzlich ist da nur noch dieses Knirschen von Kies unter deinen Füßen, das Rauschen des Windes und das leise Plätschern eines Baches, der sich seinen Weg bahnt. Du beginnst den Aufstieg, Schritt für Schritt. Deine Lungen füllen sich mit der unglaublich reinen Luft, die nach feuchter Erde und vielleicht einem Hauch von Moos duftet. Du fühlst, wie deine Muskeln arbeiten, wie dein Herz schneller schlägt, und mit jeder Kehre öffnet sich die Landschaft ein Stück mehr. Der Weg ist mal sanft ansteigend, mal fordernder über Steine und Wurzeln, aber immer spürst du die feste Erde unter dir, die dich trägt.
Und dann bist du da, am "Steinn" – dem großen Stein, der die beliebteste Aussichtsplattform markiert. Du spürst den Wind, der dir ins Gesicht bläst, erfrischend und belebend. Unter dir breitet sich die weite Ebene aus, durchzogen von Flüssen, die wie silberne Bänder im Sonnenlicht glänzen. Reykjavík wirkt von hier oben winzig, fast unwirklich, und die umliegenden Berge scheinen in sanften Blau- und Grüntönen zu schimmern. Du hörst nur den Wind, der Geschichten zu erzählen scheint, und vielleicht das eigene, ruhige Atmen. Es ist ein Gefühl der unendlichen Weite, der Freiheit, eine tiefe Verbundenheit mit dieser ursprünglichen Natur, die dich ganz erfüllt.
Nachdem du die Weite Islands in dich aufgenommen hast, hier noch ein paar handfeste Tipps für deinen Besuch:
* Beste Tageszeit: Am frühen Morgen ist das Licht oft am schönsten für Fotos und die Luft ist noch frisch. Außerdem hast du den Berg dann fast für dich allein.
* Menschenmassen vermeiden: Definitiv unter der Woche und am besten vor 9 Uhr morgens oder am späten Nachmittag (besonders im Sommer, wenn es lange hell ist). Wochenenden können sehr voll werden.
* Dauer: Plane 2 bis 3 Stunden ein, wenn du bis zum "Steinn" (dem markanten Felsen) wanderst und die Aussicht genießt. Wenn du weiter zum Gipfel möchtest und erfahren bist, rechne mit 4-5 Stunden für den gesamten Auf- und Abstieg.
* Was weglassen: Wenn du kein erfahrener Wanderer bist oder die Wetterbedingungen schlecht sind, musst du nicht unbedingt den letzten, steilen Abschnitt zum eigentlichen Gipfel in Angriff nehmen. Der "Steinn" bietet bereits eine atemberaubende Aussicht und ist für die meisten völlig ausreichend.
* Nützliche Tipps:
* Anreise: Der Bus der Linie 15 von Hlemmur in Reykjavík fährt direkt zum Esja Hiking Centre. Das ist die einfachste und nachhaltigste Option.
* Toiletten: Es gibt saubere Toiletten am Esja Hiking Centre am Fuße des Berges. Nutze sie, bevor du losgehst!
* Café: Im Esja Hiking Centre gibt es ein kleines Café, wo du vor oder nach der Wanderung einen Kaffee und ein paar Snacks bekommst. Perfekt, um sich aufzuwärmen oder zu stärken.
* Ausrüstung: Zwiebellook ist das A und O! Das Wetter kann sich schnell ändern. Festes, knöchelhohes Schuhwerk ist Pflicht, da der Weg steinig und rutschig sein kann. Nimm ausreichend Wasser und ein paar Snacks mit.
* Sicherheit: Bleib auf den markierten Wegen. Bei schlechtem Wetter (Nebel, starker Wind, Eis) ist Vorsicht geboten oder der Aufstieg sollte verschoben werden.
Bis bald auf neuen Wegen,
Olya von den Seitenstraßen