Stell dir vor, du bist mitten in Kairo, und die Stadt pulsiert um dich herum. Du spürst die Hitze auf deiner Haut, hörst das ständige Gemurmel, das Hupen der Taxis, den Ruf der Händler. Überall ist Bewegung, Leben, Sand und Staub. Und dann, ganz plötzlich, taucht sie auf – die Sultan-Hassan-Moschee und Madrassa. Sie ist so gewaltig, dass du den Kopf in den Nacken legen musst, um ihre ganze Höhe zu erfassen. Ihre Mauern ragen wie eine Festung in den blauen Himmel, und allein ihr Anblick lässt den Lärm der Stadt für einen Moment verstummen. Du trittst durch ein riesiges, schmiedeeisernes Tor und spürst, wie die Luft sofort kühler wird, fast wie eine unsichtbare Decke, die den Trubel draußen lässt. Du nimmst den leichten Geruch von altem Stein und Weihrauch wahr, der in der Luft liegt, und ein Gefühl der Ehrfurcht überkommt dich, noch bevor du wirklich drin bist.
Du gehst weiter, deine Schritte hallen auf dem glatten Marmor, der sich angenehm kühl unter deinen Füßen anfühlt – aber Achtung, du musst deine Schuhe ausziehen, bevor du den Hauptbereich betrittst, also bereite dich darauf vor, barfuß zu gehen oder Socken zu tragen. Der Boden ist hier und da von der Sonne gewärmt, an anderen Stellen noch kühl vom Schatten der hohen Mauern. Du stehst plötzlich in einem gigantischen Innenhof, dem Sahn. Der Himmel ist dein Dach, und die Sonne malt lange Schatten auf den makellosen Steinboden. In der Mitte steht ein imposanter Brunnen für die rituellen Waschungen, dessen Wasser leise plätschert – ein beruhigendes Geräusch, das den wenigen Stimmen, die du hörst, einen sanften Hintergrund gibt. Es ist unglaublich weitläufig, und du fühlst dich klein, aber gleichzeitig geborgen in dieser Stille, die so im Kontrast zur Außenwelt steht.
Von diesem Hof aus führen vier gewaltige Iwane – riesige, offene Hallen mit gewölbten Decken – in die verschiedenen Madrassas, die einst Lehrstätten für die vier sunnitischen Rechtsschulen waren. Wenn du in einen dieser Iwane trittst, hörst du deine eigenen Schritte noch lauter widerhallen. Deine Augen tasten die Wände ab, die mit kunstvollen Kalligrafien und geometrischen Mustern aus Marmor und Stuck verziert sind. Du spürst die Glätte des Steins unter deinen Fingerspitzen, wenn du die Details der Mosaike erkundest. In diesen riesigen, aber doch intimen Räumen kannst du dir vorstellen, wie einst Studenten saßen, über alte Schriften brüteten und der Klang ihrer Stimmen durch die Hallen trug. Es ist eine faszinierende Mischung aus Strenge und Schönheit, die dich umgibt.
Am Ende des größten Iwan, der nach Mekka ausgerichtet ist, befindet sich das Mausoleum des Sultans Hassan. Der Übergang ist sanft, aber spürbar: Die Atmosphäre wird noch andächtiger, fast mystisch. Das Licht fällt hier gedämpfter herein, oft durch kunstvolle Gitterfenster, die winzige Lichtpunkte auf den Boden zeichnen. Du atmest tief ein und riechst vielleicht einen Hauch von altem Holz und staubiger Geschichte. Der Mihrab, die Gebetsnische, ist ein Meisterwerk aus Marmor und Gold, und wenn du davor stehst, spürst du die stille Energie dieses heiligen Ortes. Es ist ein Moment, in dem du einfach nur da bist, die Ruhe auf dich wirken lässt und die tiefe Geschichte dieses Ortes in jeder Faser deines Körpers spürst.
Wenn du planst, die Moschee zu besuchen, versuche, früh morgens oder spät nachmittags zu kommen, um die größte Hitze und die Menschenmassen zu vermeiden. Rechne mit etwa 1,5 bis 2 Stunden für den Besuch, wenn du dir alles in Ruhe ansehen möchtest. Der Eintritt kostet um die 120 EGP (Stand 2023), und es gibt auch die Möglichkeit, einen Führer zu engagieren, was ich dir empfehlen würde, wenn du tiefer in die Geschichte eintauchen möchtest – sie können dir Details zeigen, die du sonst übersehen würdest. Und keine Sorge, Fotos sind erlaubt, aber sei respektvoll und frage am besten, bevor du Personen fotografierst.
Wenn du die Moschee dann wieder verlässt und die Schwelle zur lauten, geschäftigen Stadt überschreitest, fühlt es sich an, als würdest du aus einer anderen Zeit zurückkehren. Der Kontrast ist scharf, und du nimmst den Lärm und die Gerüche von Kairo wieder viel intensiver wahr. Aber das Gefühl der Ruhe und die majestätische Schönheit der Sultan-Hassan-Moschee begleiten dich noch lange. Es ist nicht nur ein Gebäude; es ist ein Erlebnis, das sich in dein Gedächtnis und dein Herz gräbt.
Léa from the road