Stell dir vor, du bist in Angkor. Die Luft ist dick und warm, der Dschungel atmet um dich herum. Überall diese alten Steine, die Geschichten flüstern, wenn du nur nah genug hinhörst. Die meisten Leute stürmen zu den großen Tempeln, aber Phimeanakas... das ist anders. Es ist nicht nur ein Tempel, es ist ein Aufstieg, eine Erfahrung, die dich wirklich fühlen lässt, wo du bist. Wenn du mich fragen würdest, wie ich dich da durchführen würde, als Freund, ganz persönlich, dann so...
Du betrittst nicht direkt Phimeanakas, sondern den weiten, offenen Hof des ehemaligen Königspalastes von Angkor Thom. Hier ist die Luft plötzlich freier, die Sonne wärmer auf deiner Haut, aber die alten Mauern um dich herum erinnern dich ständig daran, wo du bist. Du spürst die Größe, die Weite dieser einst so belebten Residenz, bevor du überhaupt den Tempel selbst erreichst. Es ist ein Moment zum Durchatmen, um die Stille und die schiere Ausdehnung dieses historischen Geländes aufzunehmen, bevor der eigentliche Aufstieg beginnt.
Dann stehst du davor, vor Phimeanakas. Ein pyramidenförmiger Tempelberg, der sich steil und kraftvoll in den Himmel schraubt. Er ist nicht so verschnörkelt oder detailreich wie andere, eher massiv, beeindruckend in seiner Einfachheit. Du legst die Hand auf den warmen, rauen Stein am Fuße und spürst die Jahrhunderte, die durch ihn geflossen sind. Das hier ist der Punkt, wo du entscheidest: Möchtest du hoch? Wenn du dir unsicher bist, bleib einfach unten. Auch von hier aus ist es unglaublich beeindruckend, die Größe und die reine, alte Energie dieses Ortes aufzunehmen. Nimm dir einen Moment, schau hoch, lass es wirken, ohne den Druck, hinaufzusteigen.
Wenn du dich für den Aufstieg entscheidest, dann sei bereit für eine Herausforderung. Es gibt zwar inzwischen sichere Holztreppen, die den alten, extrem steilen Stufen nachempfunden sind und den Aufstieg erleichtern, aber die Steigung ist immer noch immens. Du spürst jeden Muskel in den Beinen, deine Hände suchen Halt am Geländer. Jeder Schritt ist eine kleine Eroberung. Du hörst vielleicht dein eigenes Atmen, gemischt mit dem Zirpen der Zikaden, das aus dem umliegenden Grün herüberschallt. Und schau nicht zu oft nach unten! Konzentrier dich einfach auf den nächsten Schritt, auf das Gefühl des Holzes oder des alten Steins unter deinen Füßen. Es ist ein Aufstieg, der dich wirklich fordert, aber genau das macht ihn so besonders und unvergesslich.
Und dann bist du oben. Die Luft ist plötzlich leichter, ein kühler Wind streicht über dein verschwitztes Gesicht. Schließ kurz die Augen, spür die Weite, die dich umgibt. Wenn du sie öffnest, siehst du ein Meer aus Grün – der Dschungel breitet sich unter dir aus, so weit das Auge reicht. Hier oben ist es erstaunlich ruhig, nur das leise Rascheln der Blätter und ab und zu ein Vogelruf durchbrechen die Stille. Du stehst auf einer relativ kleinen Plattform; es gibt keine großen Galerien oder aufwendigen Schnitzereien zu entdecken. Der eigentliche Schatz hier oben ist die Aussicht und das unvergleichliche Gefühl, über allem zu stehen. Nimm dir Zeit, dreh dich langsam einmal im Kreis, lass die reine, unverfälschte Energie des Ortes auf dich wirken – das ist der Moment, den du dir bis zuletzt aufhebst.
Der Abstieg ist nicht weniger anspruchsvoll als der Aufstieg, also sei vorsichtig, nutze das Geländer und nimm dir Zeit für jeden Schritt. Aber mit jedem Schritt nach unten nimmst du das Gefühl der persönlichen Eroberung mit. Was du von Phimeanakas mitnimmst, ist nicht die Menge an Ruinen oder die Detailverliebtheit der Schnitzereien, sondern die reine Erfahrung des Aufstiegs und die unendliche Weite, die du von oben siehst. Es ist ein Ort, der dich fordert und belohnt, ein ganz persönlicher Moment in der Weite Angkors. Und danach, wenn du wieder unten bist, kannst du in Ruhe weiter durch die Palastanlage schlendern, vielleicht zur Elefantenterrasse, und das Erlebte in dich aufnehmen.
Olya aus den Gassen