Na, du! Ich bin gerade aus London zurück und mein Kopf schwirrt immer noch vor lauter Eindrücken. Besonders Soho hat es mir angetan – oder auch nicht, je nachdem, wie man’s sieht. Aber hör mal, ich erzähl dir alles.
Stell dir vor: Du tauchst ein in ein Labyrinth aus Gassen, und schon nach den ersten Schritten spürst du diesen ganz eigenen Puls. Es ist wie ein riesiger Bienenstock, der nie schläft. Du hörst ein Stimmengewirr, das sich zu einem Teppich aus Sprachen verwebt – Englisch, Französisch, Mandarin, Arabisch, alles auf einmal. Aus den Pubs dröhnt das dumpfe Lachen, vermischt mit dem Klirren von Gläsern, und irgendwo spielt eine Straßenmusikerin eine jazzige Melodie auf ihrem Saxophon, die sich mit dem Summen der Elektrizität aus den Schaufenstern vermischt. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee, der sich mit dem würzigen Duft von Curry und dem süßen Geruch von Waffeln mischt. Manchmal weht auch ein Hauch von altem Bier und Abgasen durch, aber das gehört irgendwie dazu, macht das Ganze erst authentisch. Du gehst weiter, dein Fuß spürt das unebene Kopfsteinpflaster unter sich, manchmal vibriert der Boden leicht von der U-Bahn unter dir. Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Drängen und Schieben, aber nie unangenehm – eher wie eine sanfte Umarmung der Stadt.
Und dann läufst du plötzlich in eine der kleineren Seitenstraßen, wo die Lichter der Theaterfassaden fast greifbar sind. Stell dir vor, wie die Wärme der Scheinwerfer auf deinem Gesicht liegt, selbst wenn du sie nicht direkt siehst. Du spürst die Energie der Vorfreude, die von den Menschenmassen ausgeht, die sich vor den Eingängen sammeln. Es ist ein Knistern in der Luft, eine Mischung aus Aufregung und der Stille vor dem Vorhang. Du hörst das leise Rascheln von Programmen, das gedämpfte Gemurmel der Gespräche, und dann, ganz plötzlich, das laute Lachen, das aus einer Comedy-Bar nebenan schallt. Oder du stolperst über den Chinatown-Bogen und auf einmal umgibt dich ein ganz anderer Duft – süßlich, exotisch, nach Entenbraten und Dim Sum, und die Luft ist erfüllt vom Klang fremder Stimmen und dem Klappern von Essstäbchen. Deine Haut nimmt die feuchte, warme Luft wahr, die aus den Küchen strömt, und du spürst die Dichte der Menschen, die dicht an dicht durch die Gassen strömen. Es ist ein Gefühl, als würdest du durch eine andere Welt gleiten, nur wenige Meter von allem anderen entfernt.
Okay, jetzt mal Tacheles: Essen in Soho ist ein Erlebnis für sich, aber auch ein Minenfeld. Wenn du auf der Suche nach wirklich gutem, authentischem Streetfood bist, dann halt Ausschau nach den kleineren, unscheinbaren Läden in den Seitenstraßen. Chinatown ist ein Muss für Dim Sum oder knusprige Ente, aber sei bereit, dich durchzuschlängeln. Für einen schnellen, aber leckeren Lunch gibt’s unzählige Sandwich-Läden und Cafés, die oft auch vegane Optionen haben. Und wenn du abends ausgehen willst: Die Pubs hier sind legendär, aber oft proppenvoll. Geh lieber etwas früher hin oder such dir eine der kleineren Bars, die etwas versteckt liegen – die haben oft die besseren Cocktails und sind nicht so touristisch überlaufen. Preise sind London-typisch hoch, aber man findet immer noch gute Deals, wenn man ein bisschen sucht. Ein Pint im Pub ist meist die günstigste Option für ein Getränk.
Was man sonst so macht? Soho ist perfekt zum Flanieren. Vergiss die großen Ketten – hier geht’s um die kleinen, unabhängigen Boutiquen, Plattenläden und Buchhandlungen. Wenn du was Besonderes suchst, wirst du hier fündig. Theaterliebhaber kommen natürlich voll auf ihre Kosten, die Auswahl ist riesig. Aber buche Tickets unbedingt im Voraus! Für die Orientierung: Soho ist super zu Fuß zu erkunden, es ist nicht riesig. Die Straßen sind zwar verwinkelt, aber das macht den Charme aus. Und keine Sorge, du landest immer wieder an einem Hauptpunkt. Die nächste U-Bahn-Station ist nie weit – Piccadilly Circus, Leicester Square oder Tottenham Court Road sind alle nur einen Katzensprung entfernt. Aber glaub mir, am besten erkundest du Soho, indem du einfach losläufst und dich treiben lässt.
Jetzt zu den Überraschungen und dem, was vielleicht nicht so gut lief. Überrascht hat mich, wie viel Grün es doch gibt, wenn man die kleinen Plätze und Parks entdeckt – eine echte Oase inmitten des Trubels. Auch die Vielfalt der Menschen ist einfach unglaublich, man trifft die ganze Welt auf einmal. Was mich aber manchmal genervt hat, waren die Menschenmassen, besonders am Wochenende. Es kann wirklich eng werden, und wenn du Klaustrophobie hast, ist das vielleicht nicht dein Ort. Und sei vorsichtig mit den 'Touristenfallen' – es gibt ein paar Restaurants, die überteuert und nicht wirklich gut sind. Ein schneller Blick auf Online-Bewertungen hilft da Wunder. Aber im Großen und Ganzen überwiegen die positiven Seiten bei Weitem. Es ist ein Ort, der dich fordert, aber auch belohnt.
So, das war's von mir zu Soho. Probier's aus, aber sei bereit für alles!
Deine Clara unterwegs