Wenn du mich fragst, wo man in Rio anfangen muss, gibt es nur eine Antwort: Copacabana. Aber nicht einfach irgendwo reinspringen. Stell dir vor, du stehst am östlichen Ende, dort, wo Leme auf die Copa trifft, vielleicht in der Nähe von Posto 1 oder 2. Hier ist es noch ein bisschen ruhiger, die Luft ist klarer, und du spürst diesen ersten, zarten Hauch von Salzwasser auf deiner Haut. Atme tief ein. Das ist der Geruch von Freiheit und Abenteuer, gemischt mit einem Hauch von Sonnencreme und Meer. Vor dir breitet sich dieser legendäre Strand aus, eine endlose Kurve aus goldenem Sand, gesäumt von den ikonischen Mosaikmustern der Promenade. Deine Füße sinken leicht in den warmen Sand, und das Geräusch der Wellen, die sanft ans Ufer rollen, ist wie ein Willkommenslied. Wir gehen von hier aus, ganz entspannt, immer Richtung Westen, dem Horizont entgegen.
Während du so die Promenade entlangschlenderst, ändert sich die Stimmung mit jedem Schritt. Plötzlich hörst du es – ein Gewirr aus Stimmen, Lachen, das rhythmische Klatschen von Futevôlei-Bällen, die durch die Luft sausen. Die Luft wird lebendiger, voller Gerüche: der süßliche Duft von frischer Kokosnuss, die leicht rauchige Note von gegrilltem Käse, der von fliegenden Händlern angeboten wird, und immer wieder dieser unverkennbare Geruch von Meer und Sommer. Du siehst die Cariocas, wie sie ihr Leben am Strand zelebrieren: Familien unter bunten Sonnenschirmen, junge Leute, die Beachvolleyball spielen, und ältere Paare, die Arm in Arm spazieren gehen. Fühl mal, wie der warme Wind dir durch die Haare fährt und die Sonne deine Haut wärmt. Das ist Copacabana pur, ein Fest für alle Sinne, das dich sofort in seinen Bann zieht.
Aber Achtung, mein Freund, hier kommt der "Text an einen Freund"-Teil: Während du dieses Spektakel genießt, sei smart. Dein Handy und deine Wertsachen gehören nicht offen in die Hand oder locker in die Hosentasche. Rio ist wunderbar, aber auch hier gibt es Taschendiebe. Ein kleiner, unauffälliger Beutel unter dem Shirt ist dein bester Freund. Und die Verkäufer? Sie sind überall, von kühlen Getränken bis zu Sarongs. Sei freundlich, aber bestimmt, wenn du nichts kaufen möchtest. Du musst nicht bei jedem zugreifen. Was du aber auf jeden Fall "skippen" solltest, sind die überteuerten, generischen Souvenirs direkt am Strand. Die findest du überall billiger und authentischer. Und vergiss den Gedanken, nur am Strand zu liegen – das wahre Rio spielt sich auch in den Gassen dahinter ab.
Apropos Gassen dahinter: Wenn der kleine Hunger kommt, lass die Finger von den ersten, offensichtlichen Touristenfallen. Dreh dich mal um und geh eine Querstraße von der Promenade weg. Dort findest du kleine, unscheinbare *Botecos* oder Saftläden. Das ist der Moment für eine echte *Pastel* – diese knusprigen, gefüllten Teigtaschen sind ein Traum, ob mit Käse, Fleisch oder Palmito. Und dazu? Eine *Caipirinha* in einem Laden, der nicht nach Fast Food aussieht, oder, noch besser, ein frisch gepresster Saft aus Maracujá oder Abacaxi. Spür die Energie der Einheimischen, die hier ihren Kaffee trinken und über den Tag plaudern. Das ist der Geschmack von Rio, ehrlich und unverfälscht, weit weg vom Trubel der Hauptpromenade.
Und jetzt der krönende Abschluss, den du dir bis zum Schluss aufheben solltest: Am Ende der Copacabana, dort, wo sie in Ipanema übergeht, findest du den Arpoador-Felsen. Das ist der Moment, für den du dir Zeit nehmen musst. Geh hinauf, such dir ein Plätzchen auf den Felsen. Wenn die Sonne langsam beginnt, sich zu verabschieden, verwandelt sich der Himmel in ein atemberaubendes Farbspektakel aus Orange, Pink und Violett. Du hörst, wie die Menge um dich herum leiser wird, bis das letzte Stück Sonne im Meer versinkt und ein kollektiver Applaus aufbrandet. Spür die Gänsehaut, die sich auf deinen Armen ausbreitet, und die pure Magie dieses Moments. Das ist das Gefühl, Rio de Janeiro im Herzen zu tragen – lebendig, wunderschön und unvergesslich.
Lena unterwegs