Stell dir vor, du fährst eine sanfte Anhöhe hinauf, und plötzlich, wie aus dem Nichts, taucht es vor dir auf: Casa Loma. Es ist kein gewöhnliches Gebäude, sondern ein echtes Märchenschloss mitten in Toronto. Schon von Weitem spürst du die Aura von etwas Großem, etwas, das Geschichten erzählen will. Die grauen Steinfassaden ragen majestätisch in den Himmel, Türme strecken sich wie Finger nach den Wolken aus, und du fragst dich unweigerlich: Wer hat das gebaut? Und warum? Ein leichter Wind streicht über dein Gesicht, und du hörst vielleicht das ferne Rauschen der Stadt, das hier oben, an diesem Ort voller Geschichte, fast verstummt. Es ist ein Moment, in dem du einfach nur staunst und dich fragst, welche Geheimnisse diese dicken Mauern wohl hüten.
Wenn du dann durch die massiven Holztüren trittst, lass dich nicht von der Schlange abschrecken – hol dir direkt dein Ticket und, ganz wichtig, den Audioguide! Der ist super gemacht und erzählt dir persönliche Anekdoten, die das Ganze lebendig machen. Du stehst sofort in der Großen Halle, und der erste Eindruck haut dich um. Stell dir vor, du atmest tief ein und riechst vielleicht den leichten Duft von altem Holz und Geschichte. Dein Blick schweift nach oben, und du siehst diese unglaublich hohen Decken, die kunstvoll geschnitzten Details, die großen Fenster, durch die das Licht hereinströmt und den Raum in ein warmes Gold taucht. Folge dem Weg nach rechts in die Bibliothek – die Stille hier ist fast greifbar, perfekt, um dir vorzustellen, wie hier einst wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Direkt daneben liegt das Konservatorium: Hier umhüllt dich sofort eine andere Atmosphäre. Das Licht fällt weich durch das große Glasdach, und du spürst die Wärme der Sonne auf deiner Haut, während du dich zwischen den üppigen Pflanzen umsiehst.
Vom Erdgeschoss aus führt dich eine prächtige Treppe hinauf in den Ersten Stock, wo die Repräsentationsräume auf dich warten. Hier ist alles noch einen Tick opulenter, noch ein bisschen extravaganter. Du läufst durch Sir Henrys Arbeitszimmer und kannst dir vorstellen, wie er hier saß, umgeben von schweren Holzmöbeln und dem Knistern eines Kamins, während er Pläne schmiedete. Der Geruch von altem Leder und vielleicht ein Hauch von Zigarrenrauch hängen förmlich noch in der Luft. Weiter geht’s ins Raucherzimmer und ins Billardzimmer – diese Räume wirken geselliger, laden zum Verweilen ein. Stell dir vor, wie hier gelacht, diskutiert und Karten gespielt wurde, wie das Klacken der Billardkugeln die Stille durchbrach. Auch wenn du die Möbel nicht berühren darfst, kannst du die samtigen Stoffe und glänzenden Oberflächen mit den Augen förmlich streicheln und dir ausmalen, wie sich alles unter den Händen der damaligen Bewohner anfühlte.
Noch eine Etage höher, im Zweiten Stock, wird es persönlicher. Hier waren die privaten Gemächer von Sir Henry und Lady Pellatt. Stell dir vor, du betrittst Lady Pellatts Suite: Die Farben sind sanfter, das Licht weicher, und du spürst eine Intimität, die in den großen Hallen unten fehlte. Du siehst das Bad mit der riesigen Marmorwanne – kannst du dir vorstellen, wie das Wasser darin rauschte und wie der Dampf den Raum erfüllte? In Sir Henrys Schlafzimmer fühlst du die Schwere der Zeit, die hier vergangen ist. Diese Räume erzählen von ihrem Alltag, ihren Gewohnheiten, ihren Träumen. Es ist ein bisschen so, als würdest du durch ein offenes Tagebuch blättern, das dir die menschliche Seite hinter dem Prunk zeigt.
Aber ganz ehrlich, das absolute Highlight sind die Türme! Vom Zweiten Stock aus findest du die Eingänge zu den engen Wendeltreppen. Nimm dir die Zeit und erklimme beide Türme – es lohnt sich wirklich! Die Stufen sind abgenutzt, und du spürst das kalte Steingeländer unter deinen Händen, während du dich langsam nach oben windest. Es ist ein bisschen eng und dunkel, aber dann, plötzlich, öffnet sich der Raum, und du trittst hinaus auf die Zinnen. Ein frischer Wind fährt dir durch die Haare, und du hörst das sanfte Heulen des Windes um die Turmspitzen. Der Ausblick über Toronto ist einfach atemberaubend! Du siehst die Skyline, den Ontariosee in der Ferne und die Weite der Stadt. Hier oben fühlst du dich ein bisschen wie ein König oder eine Königin, die über ihr Reich blickt.
Nach den Türmen kannst du im Dritten Stock kurz vorbeischauen. Dort befindet sich ein kleines Militärmuseum – wenn du dich nicht besonders für Militärgeschichte interessierst, kannst du es auch überspringen oder nur kurz durchlaufen, um Zeit zu sparen. Mein Tipp: Konzentrier dich lieber auf den Weg ins Untergeschoss! Hier unten tauchst du in eine ganz andere Welt ein. Es ist kühler, die Luft ist anders, und du findest die Bowlingbahn, das leere Schwimmbecken und den Weinkeller. Diese Räume zeigen dir die luxuriöse Freizeitgestaltung der Pellatts. Von hier aus führt dich ein langer, leicht unheimlicher Tunnel zum Stallgebäude und zur Garage. Der Tunnel ist kühl und feucht, und du hörst deine eigenen Schritte hallen – ein wirklich einzigartiges Erlebnis, das du nicht verpassen solltest!
Nachdem du den Tunnel durchquert hast, kommst du bei den ehemaligen Ställen und der Garage an. Hier kannst du dir kurz ansehen, wie die Pferde und Kutschen untergebracht waren – es ist interessant, aber kein Muss, lange zu verweilen. Der perfekte Abschluss deines Besuchs, besonders an einem schönen Tag, sind die Gärten! Sie sind vom Hauptgebäude aus zugänglich und bieten eine wunderschöne Oase der Ruhe. Stell dir vor, du läufst über die gepflegten Wege, atmest den Duft der Blumen ein und hörst das Summen der Bienen. Es ist ein friedlicher Ort, um die vielen Eindrücke sacken zu lassen und die Pracht von Casa Loma noch einmal aus einer anderen Perspektive zu bewundern.
Ein letzter Tipp: Versuch, Casa Loma gleich morgens zu besuchen, direkt wenn sie öffnen, oder an einem Wochentag. Dann ist es noch nicht so voll, und du kannst die Atmosphäre in Ruhe genießen. Plan mindestens zwei bis drei Stunden ein, wenn du alles sehen und die Audioguide-Geschichten hören möchtest. Zieh bequeme Schuhe an, denn du wirst viel laufen und Treppen steigen. Es gibt auch ein kleines Café, falls du eine Pause brauchst, aber für ein richtiges Essen würde ich dir empfehlen, danach in der Umgebung etwas zu suchen. Es ist ein Ort, der dich wirklich in eine andere Zeit entführt und dir zeigt, wie Träume – und viel Geld – ein ganzes Schloss entstehen lassen können.
Alles Liebe,
Olya von den Seitenstraßen