Stell dir vor, du stehst mitten in Istanbul, die Sonne brennt auf die Haut, der Lärm der Stadt umhüllt dich – Hupen, Rufe, das geschäftige Treiben. Und dann, ganz plötzlich, tauchst du ein. Du gehst ein paar Stufen hinab, und schon mit dem ersten Schritt spürst du, wie die Hitze weicht, eine kühle, feuchte Luft dich umfängt. Der Lärm verstummt nicht ganz, aber er wird gedämpft, verwandelt sich in ein leises Echo, das von den Wänden zurückgeworfen wird. Es riecht nach altem Stein, nach Erde und nach Wasser, eine Ahnung von Feuchtigkeit, die sich auf deiner Haut absetzt. Du hörst das gleichmäßige Tropfen von Wasser, das irgendwo in der Dunkelheit niedergeht, und das Gefühl ist sofort da: Du bist nicht mehr in der lauten, modernen Stadt, sondern an einem Ort, der Jahrhunderte atmet.
Die Stufen führen dich tiefer hinab, und mit jedem Schritt wird es kühler, stiller. Das Licht, das von oben hereinfiel, wird schwächer, bis nur noch ein gedämpftes, fast magisches Leuchten übrig bleibt, das die riesigen Säulen nur schemenhaft erahnen lässt. Du spürst den feuchten Boden unter deinen Füßen, ein leichter Widerstand, als würdest du auf einem Teppich aus Zeit gehen. Das Tropfen des Wassers wird deutlicher, ein sanfter, beruhigender Rhythmus, der sich mit dem gedämpften Gemurmel anderer Besucher vermischt. Es ist, als würde die Luft selbst dich umarmen, kühl und schwer, erfüllt von einer Stille, die nur von den Geräuschen des Wassers und den leisen Schritten gebrochen wird. Du atmest tief ein und fühlst die Kühle bis in die Lungen ziehen.
Du gehst auf erhöhten Holzstegen, die über dem dunklen Wasser verlaufen. Stell dir vor, du streckst die Hand aus und spürst die feuchte Luft, die von der Oberfläche des Wassers aufsteigt. Tief unten siehst du die Spiegelungen der Säulen, die sich im ruhigen Nass verdoppeln, ein Tanz aus Licht und Schatten, der sich mit jedem Schritt verändert. Das Echo deiner eigenen Schritte hallt sanft zurück, und du hörst das leise Plätschern des Wassers, wenn ein einzelner Tropfen von der Decke fällt und die Oberfläche kräuselt. Es ist ein Gefühl, als würdest du durch einen unterirdischen Wald aus Stein wandern, umgeben von der ewigen Präsenz des Wassers, das diesen Ort seit Jahrhunderten speist. Die schiere Größe des Raumes ist überwältigend, und du spürst die Last der Geschichte, die in jedem Stein steckt.
Am Ende des Weges, in einer etwas dunkleren Ecke, spürst du eine ganz besondere Energie. Hier sind die berühmten Medusenhäupter, die verkehrt herum oder seitlich liegen. Du kannst ihre Formen im gedämpften Licht erahnen, die kalte, glatte Oberfläche des Steins, der einst so kunstvoll bearbeitet wurde. Es ist ein Moment des Staunens, eine Verbindung zu einer längst vergangenen Zeit, die hier unten so greifbar wird. Du stehst einfach da, lauschst den leisen Geräuschen, spürst die Kälte und die Feuchtigkeit, und lässt die Atmosphäre auf dich wirken, bevor du dich langsam wieder dem Ausgang zuwendest, mit dem Gefühl, etwas Uraltes und Geheimnisvolles entdeckt zu haben.
Wenn du die Cisterna besuchen möchtest, ist der beste Tipp, entweder gleich morgens zur Öffnung da zu sein oder gegen Abend, kurz vor Schließung. Dann ist es am ruhigsten und du kannst die Atmosphäre am besten auf dich wirken lassen, ohne dass zu viele Leute um dich herum sind. Plane etwa 30 bis 45 Minuten ein, um alles in Ruhe zu erkunden. Tickets kaufst du am besten online, um Warteschlangen zu vermeiden – das spart wirklich Zeit. Zieh bequeme Schuhe an, da du ein Stück läufst, und vielleicht eine leichte Jacke, weil es drinnen deutlich kühler ist als draußen. Beachte, dass es einige Treppen gibt, um hinunter und wieder hinaufzukommen.
Nach dem Besuch der Cisterna bist du direkt im Herzen von Sultanahmet, dem historischen Viertel. Die Hagia Sophia und die Blaue Moschee sind nur einen Steinwurf entfernt, perfekt, um den Tag mit weiteren beeindruckenden Sehenswürdigkeiten fortzusetzen. In den Gassen rundherum findest du auch viele kleine Cafés und Restaurants, wo du bei einem türkischen Tee oder einem Cay dein Erlebnis Revue passieren lassen kannst. Es ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Gegend weiter zu Fuß zu erkunden und die Geschichte Istanbuls aufzusaugen.
Lina unterwegs