Stell dir vor, du lässt die feuchte Hitze von Chiang Mai hinter dir und fährst höher und höher, bis die Luft plötzlich knackig und frisch wird. Das ist Doi Inthanon, Thailands höchster Berg. Du spürst, wie die Temperatur mit jedem Höhenmeter sinkt, die Geräusche der Stadt verstummen und ein beruhigendes Rauschen der Bäume einsetzt. Es ist ein Ort, der dich durchatmen lässt, ein Naturerlebnis, das unter die Haut geht. Für mich beginnt der perfekte Tag hier immer ganz oben, am Gipfel. Pack dir unbedingt eine Jacke ein – hier oben kann es richtig kalt werden, selbst wenn unten die Sonne brutzelt.
Oben angekommen, umgibt dich oft ein feiner Nebel, der alles in ein mystisches Licht taucht. Du hörst nur das Zwitschern weniger Vögel und das leise Rascheln des Windes in den Bäumen. Von hier aus führt ein kurzer, magischer Holzsteg durch den Ang Ka Nature Trail. Stell dir vor, du wanderst durch einen uralten Wolkenwald, wo jeder Baumstamm mit Moos und Farnen bedeckt ist, die Luft feucht und erdig riecht und das Licht gedämpft durch das dichte Blätterdach fällt. Es fühlt sich an, als würdest du in eine andere Welt eintauchen, ein Ort voller Ruhe und alter Weisheit. Dieser kurze Spaziergang ist der perfekte Start, um die einzigartige Flora und Fauna des Parks zu spüren.
Ein paar Minuten Fahrt trennen dich vom Gipfel zu den Königlichen Pagoden – Phra Mahathat Naphamethanidon und Naphaphonphumisiri. Sie thronen majestätisch auf einem Hügel und bieten an klaren Tagen eine atemberaubende Panoramaaussicht über die grüne Landschaft. Du spürst den Wind, der hier oben weht, und hörst das sanfte Klimpern der kleinen Glöckchen, die an den goldenen Stupas hängen. Nimm dir Zeit, die kunstvollen Gärten zu erkunden, die in voller Blütenpracht stehen, und die filigranen Details der Tempel zu bewundern. Es gibt sogar einen Aufzug, falls du die Treppen scheust – super praktisch!
Weiter geht’s bergab, und schon hörst du das mächtige Tosen des Wachirathan Wasserfalls, lange bevor du ihn siehst. Stell dich nah genug heran, und du spürst den feinen Sprühnebel auf deiner Haut, der eine willkommene Abkühlung ist. Das Wasser stürzt hier mit unglaublicher Kraft in die Tiefe und bildet einen Regenbogen, wenn die Sonne im richtigen Winkel steht. Es ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, leicht zugänglich und bietet fantastische Fotomöglichkeiten. Bleib einen Moment stehen, schließe die Augen und lass das Geräusch des fallenden Wassers auf dich wirken – das ist pure Energie.
Das ist *der* Spot für mich: der Pha Dok Siew Wasserfall und das Karen-Dorf, das sich dahinter versteckt. Um dorthin zu gelangen, brauchst du einen lokalen Guide, der dich durch Reisfelder und Dschungelpfade führt. Du schlenderst entlang eines rauschenden Baches, vorbei an kleinen Kaffeepflanzen, die hier angebaut werden. Plötzlich riecht es nach frischem Kaffee, und du weißt, du bist im Dorf angekommen. Hier kannst du eine Tasse des berühmten Doi Inthanon Kaffees probieren, direkt von den Bauern – so frisch und aromatisch, wie du ihn selten bekommst. Es ist eine wunderschöne, etwa zweistündige Wanderung, die dich wirklich mit der Natur und den Menschen verbindet.
Wenn du noch Zeit und Lust hast, ist der Sirithan Wasserfall ein schöner, oft weniger überlaufener Zwischenstopp. Er ist kleiner und sanfter als der Wachirathan, aber nicht weniger charmant, umgeben von üppigem Grün. Mein Tipp für das Mittagessen: Halte Ausschau nach den kleinen, lokalen Garküchen, die sich entlang der Hauptstraße im Park befinden, besonders näher am Ausgang. Hier bekommst du authentisches thailändisches Essen zu fairen Preisen, oft mit Blick ins Grüne. Die Gerüche von Curry und gegrilltem Fleisch sind einfach unwiderstehlich nach all der frischen Bergluft.
Was ich persönlich weglassen würde, wenn die Zeit knapp ist, sind die Höhlen wie die Mae Klang Cave. Sie sind okay, aber nicht so spektakulär wie andere Höhlen in Thailand, und der Park hat so viele andere Highlights zu bieten. Auch der Mae Klang Wasserfall am Fuße des Berges ist nett, aber wenn du schon Wachirathan und Pha Dok Siew gesehen hast, bringt er nicht viel Neues. Mein Rat ist, dich auf die Naturerlebnisse und die Kultur zu konzentrieren. Für den Transport: Am besten mietest du ein Auto oder einen Roller, wenn du erfahren bist, oder noch besser, buchst einen Fahrer für den Tag. So kannst du in deinem eigenen Tempo alles genießen.
Mein perfekter Tag sähe so aus: Früh losfahren, um den Menschenmassen zu entgehen und die kühle Morgenluft zu genießen. Zuerst zum Gipfel und den Ang Ka Nature Trail erkunden. Dann direkt zu den Königlichen Pagoden. Danach zum Wachirathan Wasserfall für die beeindruckende Gischt. Danach das absolute Highlight: die Wanderung zum Pha Dok Siew Wasserfall und das Kaffee-Erlebnis im Karen-Dorf. Zum Abschluss, falls noch Zeit ist, ein kurzer Stopp am Sirithan Wasserfall und dann ein spätes Mittagessen in einem der lokalen Restaurants auf dem Rückweg. Es ist ein Tag voller Kontraste, von kühler Bergluft zu dampfendem Kaffee, von tosenden Wasserfällen zu stillen Wäldern.
Olya von den Seitenstraßen