Stell dir vor, du bist in Venedig. Du läufst durch diese engen Gassen, die sich wie ein Labyrinth um dich legen, hörst das Echo deiner eigenen Schritte auf dem Pflaster, riechst das leicht salzige Wasser der Kanäle. Und dann, ganz plötzlich, öffnet sich die Welt vor dir. Ein tiefer Atemzug, ein Gefühl von Ankommen. Vor dir liegt der Campo Santa Margherita. Es ist, als würde der Platz dich umarmen, mit seinem sanften Murmeln von Stimmen, dem Klirren von Gläsern und dem warmen Licht, das auf die alten, abgetretenen Steine fällt. Hier, abseits der ausgetretenen Touristenpfade, schlägt das wahre, unverfälschte Herz Venedigs.
Am Tag ist es ein Ort der Ruhe, wo du das leise Klappern der Fensterläden hörst, das Lachen von Kindern, die den Platz als ihren persönlichen Spielplatz erobern. Du siehst alte Männer, die auf Bänken sitzen und die Zeitung lesen, als wäre die Zeit stehen geblieben. Aber warte, bis die Sonne langsam tiefer sinkt und die ersten Lichter angehen. Der Campo erwacht zu neuem Leben, als ob er eine geheime Energiequelle anzapft. Das leise Murmeln wird zu einem lebhaften Summen, der Geruch von Aperol Spritz und frisch zubereiteten Cicchetti liegt in der Luft, und du fühlst diese vibrierende, warme Energie, die dich einfach mitreißt.
Wenn der Hunger kommt, gibt es hier unzählige kleine Ecken zu entdecken. Die Bacari, diese venezianischen Stehbars, sind Gold wert. Mein Tipp: Such dir einfach eine Bar, wo die Einheimischen stehen, und probier Cicchetti – diese kleinen Häppchen, die wie venezianische Tapas sind. Dazu einen Ombra (ein Glas Wein) oder einen Spritz, und du bist mittendrin im venezianischen Leben. Was nicht funktioniert hat? Manchmal sind die beliebtesten Läden so voll, dass man kaum durchkommt und es schwer ist, überhaupt etwas zu bestellen. Aber ein paar Schritte weiter findest du fast immer eine Alternative, die genauso gut und vielleicht sogar noch authentischer ist.
Das Besondere am Campo Santa Margherita ist seine Authentizität. Du siehst hier keine Gondeln, keine Souvenirläden am laufenden Band, die dir den letzten Euro aus der Tasche ziehen wollen. Stattdessen: Studenten, die auf den Stufen sitzen und lachen, Mütter, die ihre Kinder von der Schule abholen, und die Geräusche des Alltags. Du bist nicht nur Zuschauer, du wirst Teil des Ganzen, spürst den Puls der Stadt auf eine ganz besondere Weise. Es ist, als würde Venedig dir hier ein kleines Geheimnis anvertrauen. Einfach hinsetzen, beobachten und das Leben auf dich wirken lassen.
Was mich total überrascht hat? Wie lebendig es hier bis spät in die Nacht sein kann, besonders am Wochenende. Die Bars bleiben offen, die Leute reden, lachen, feiern – eine ganz andere Energie als in den oft stillen, fast schon ehrfürchtigen Gassen der Touristenviertel. Was vielleicht nicht so gut funktioniert, wenn du absolute Stille suchst, besonders abends, dann ist das hier nicht der richtige Ort. Es kann laut werden, aber das ist eben das Leben, das hier pulsiert. Und ja, die Tauben. Sie sind überall und manchmal etwas aufdringlich, aber hey, das gehört zu Venedig dazu, oder?
Trotzdem: Der Campo Santa Margherita ist ein absolutes Muss. Es ist der Ort, an dem du Venedig wirklich spürst, nicht nur siehst. Verlier dich dort für ein paar Stunden, lass dich treiben und genieß einfach das Gefühl, Teil von etwas Echtem zu sein.
Deine Olya von den Hinterhöfen