Stell dir vor, du bist mitten in Houston, dieser riesigen, pulsierenden Stadt, und plötzlich – PENG! – trittst du in eine andere Zeit. Das ist Sam Houston Park. Du hörst noch den fernen Stadtsound, das leise Summen des Verkehrs, aber es verblasst schnell. Was stattdessen durch die Luft schwebt, ist der Duft von altem Holz, feuchter Erde nach einem Regenschauer und dem süßlichen Geruch von Magnolienblüten, wenn sie Saison haben. Du spürst, wie sich der Boden unter deinen Füßen von glattem Bürgersteig zu weichem Gras oder knirschendem Kies wandelt. Es ist, als würde der Park dich sanft an der Hand nehmen und dich in eine Geschichte ziehen, die von längst vergangenen Tagen erzählt. Du atmest tief ein und fühlst, wie die Hektik der Stadt von dir abfällt.
Wenn du diesen Zeitsprung erleben möchtest, fang am besten am Eingang an der Bagby Street an, direkt gegenüber vom Houston Public Library. Dort findest du oft gute Parkmöglichkeiten, und von dort aus hast du einen tollen Überblick über das Gelände. Dein erster Blick fällt auf "The Old Place", das älteste Gebäude im Park. Es ist winzig, aber es gibt dir sofort ein Gefühl dafür, wie einfach das Leben damals war. Mein Tipp: Komm am besten vormittags unter der Woche. Da ist es noch relativ ruhig, und die Sonne wirft wunderschöne Schatten auf die alten Gebäude, was die Atmosphäre noch intensiver macht.
Von The Old Place aus folgst du dem Pfad, der dich tiefer in den Park führt, vorbei an den historischen Häusern. Stell dir vor, wie die Menschen hier gelebt haben, wie ihre Schritte auf den Veranden klangen. Du kannst das knarzende Holz unter deinen Füßen spüren, wenn du die Stufen erklimmst, und durch die Fenster in die dunklen Räume blicken, die Geschichten atmen. Besonders beeindruckend finde ich das St. John Church, diese kleine, weiße Holzkirche. Tritt ein, wenn sie offen ist, und spüre die Stille. Du hörst vielleicht nur den Wind, der sanft durch die alten Fenster pfeift, und kannst dir vorstellen, wie hier vor über hundert Jahren Gottesdienste abgehalten wurden. Die Luft ist kühl, und du riechst den Geruch von altem Holz und einem Hauch von Weihrauch, als würde er immer noch in den Wänden hängen.
Was du auslassen könntest, wenn deine Zeit begrenzt ist oder du nicht der größte Fan von Museumsbesuchen bist, ist, jedes einzelne Haus von innen zu besichtigen. Manchmal ist es beeindruckender, sie von außen auf sich wirken zu lassen und die Architektur zu bewundern, als durch jede Tür zu gehen. Spazier stattdessen gemütlich von einem Haus zum nächsten, lass die Atmosphäre auf dich wirken. Nimm dir Zeit für die Details: die kunstvoll geschnitzten Veranden, die winzigen Gärten, die alten Bäume. Pack dir unbedingt bequeme Schuhe ein und eine Flasche Wasser, besonders an einem warmen Tag. Es gibt zwar Brunnen, aber dein eigenes Wasser ist immer besser.
Den besten Teil, das Highlight, würde ich mir für den Schluss aufheben: den kleinen Teich mit den Enten und Gänsen. Nach all den historischen Eindrücken ist es wunderbar, an diesem ruhigen Gewässer anzukommen. Du hörst das leise Quaken der Enten, das Plätschern des Wassers und das Rascheln der Blätter im Wind. Setz dich auf eine der Bänke, schließ kurz die Augen und spür die Sonne auf deinem Gesicht. Es ist der perfekte Ort, um all die Eindrücke sacken zu lassen und wieder im Hier und Jetzt anzukommen, bevor du dich zurück in den Trubel der Stadt begibst. Rechne mit etwa 1,5 bis 2 Stunden für einen entspannten Spaziergang.
Lena auf Reisen