Du fragst dich, was man eigentlich im Bourbon-Tunnel in Neapel macht? Stell dir vor, du stehst mitten im lauten, quirligen Neapel und dann, mit einem Schritt durch einen unscheinbaren Eingang, tauchst du ab. Sofort schlägt dir die feuchte, kühle Luft entgegen, ein ganz anderer Geruch als der der belebten Straßen – hier riecht es nach alter Erde, nach Stein und einem Hauch von Geschichte. Die Geräusche der Stadt verstummen fast augenblicklich, nur das leise Echo deiner eigenen Schritte und der gedämpfte Klang der Stimmen anderer Besucher begleiten dich. Du spürst, wie die Temperatur fällt, während du die ersten Stufen hinabsteigst, und die Dunkelheit dich sanft umhüllt, nur unterbrochen vom Licht der Lampen, die den Weg weisen. Es ist, als würde man in eine andere Dimension gleiten, weit weg vom Chaos über dir. Am besten buchst du dein Ticket online im Voraus, besonders wenn du eine bestimmte Tour oder Zeit im Kopf hast, denn spontan kann es eng werden.
Je tiefer du in die Galleria Borbonica vordringst, desto mehr spürst du die Feuchtigkeit auf deiner Haut. Der Boden unter deinen Füßen ist uneben, mal fest gestampfte Erde, mal glatte Steinplatten, die Jahrhunderte von Schritten gesehen haben. Du hörst das leise Tropfen von Wasser, das sich seinen Weg durch das Gestein bahnt, ein permanentes, beruhigendes Geräusch in der Stille. Die Wände um dich herum sind nicht einfach nur Steine; sie erzählen Geschichten. Du kannst die Spuren der Werkzeuge sehen, die dieses riesige Netzwerk einst in den Fels gegraben haben, und das Gefühl der schieren menschlichen Leistung ist fast greifbar. Für diesen Teil der Erkundung sind bequeme, feste Schuhe ein absolutes Muss – keine Sandalen oder High Heels, wirklich nicht! Eine leichte Jacke oder ein Pullover ist auch keine schlechte Idee, denn die Temperatur bleibt konstant kühl, selbst im Hochsommer.
Weiter geht es durch enge Gänge, die sich plötzlich zu riesigen, kathedralenartigen Kammern öffnen. Hier, wo einst ein Luftschutzbunker war, liegt eine beklemmende Stille in der Luft. Du spürst eine Schwere, die von den Geschichten der Menschen ausgeht, die hier Schutz suchten. Dein Blick fällt auf rostige Betten, alte Spielsachen, die im Staub liegen, und du kannst dir fast die Angst und die Hoffnung vorstellen, die diese Wände gesehen haben. Dann, um die Ecke, eine völlige Überraschung: Ein Labyrinth aus vergessenen Autos und Motorrädern, die hier über Jahrzehnte gelagert wurden. Es riecht nach altem Öl und Metall, und du kannst die Formen der Karosserien im schwachen Licht erkennen, als wären sie gerade erst abgestellt worden, bereit für eine Fahrt, die nie stattfand. Wenn du tiefer in die Geschichte eintauchen oder abenteuerlichere Pfade erkunden möchtest, gibt es spezielle Touren, die du wählen kannst – die Standardtour ist faszinierend, aber die "Adventure"-Tour bringt dich noch näher an die verborgenen Geheimnisse.
Ein weiterer Abschnitt führt dich dann zu den alten Zisternen und dem Aquädukt, dem Herzen der Wasserversorgung Neapels. Hier ist das Tropfen des Wassers lauter, hallt von den riesigen Gewölben wider, und die Luft ist noch feuchter. Du spürst die enorme Größe dieser unterirdischen Bauwerke, die von Menschenhand geschaffen wurden, um eine ganze Stadt mit Wasser zu versorgen. Das Licht der Lampen spiegelt sich auf kleinen Wasserflächen, die sich am Boden gesammelt haben, und du siehst, wie die Wände von den Jahrhunderten des Wasserdurchflusses glatt geschliffen wurden. Es ist ein Ort der Ehrfurcht vor der Ingenieurskunst vergangener Zeiten. Manche Abschnitte können etwas eng oder rutschig sein, besonders wenn du eine der speziellen Touren wählst, die dich noch tiefer in das System führen. Wenn du zu Klaustrophobie neigst, solltest du vorab prüfen, welche Tour am besten zu dir passt, da einige Wege sehr schmal werden können.
Wenn du dann nach einer Weile wieder die Stufen hinaufsteigst, spürst du, wie die Luft wärmer und trockener wird. Die Geräusche der Stadt werden wieder lauter, zuerst ein fernes Summen, dann immer klarer, bis dich das helle Sonnenlicht blendet, wenn du wieder an die Oberfläche trittst. Es ist ein fast surrealer Übergang vom dunklen, stillen Untergrund zurück in das lebendige, chaotische Neapel. Du atmest die frische Luft tief ein und hast das Gefühl, gerade eine Zeitreise hinter dich gebracht zu haben. Nach so einem Erlebnis ist es super, sich in einem der vielen Cafés oder Trattorien in der Nähe eine echte neapolitanische Pizza oder einen Espresso zu gönnen und das Erlebte sacken zu lassen. Die Piazza del Plebiscito ist gleich um die Ecke und bietet eine tolle Kulisse, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Lena unterwegs