Hallo du! Stell dir vor, dein Schiff gleitet langsam in den Hafen von Marseille. Du spürst vielleicht noch das leichte Schaukeln unter den Füßen, aber dann wird es ruhiger. Die Luft, die durch das Bullauge oder über Deck weht, ist anders als auf offener See – sie ist dichter, wärmer, und du fängst an, einen Hauch von Salz zu riechen, gemischt mit etwas Neuem, etwas Städtischem, das nach Süden klingt. Du hörst vielleicht das leise Brummen der Hafenmaschinen, das entfernte Schreien der Möwen, die jetzt näher sind, und ein undefinierbares Gemurmel, das von Land herüberweht. Das ist Marseille, das dich willkommen heißt, lange bevor du einen Fuß auf festen Boden setzt. Dein Herz klopft vielleicht ein bisschen schneller, voller Neugier auf das, was dich erwartet.
Das Erste, was du wissen musst, wenn du von Bord gehst, ist, dass der Kreuzfahrthafen selbst ein Stück außerhalb des lebhaften Stadtzentrums liegt. Hier ist es eher industriell, mit großen Kränen und Containern – nicht das, was du dir unter dem charmanten Marseille vorstellst. Deshalb ist dein allerbester Freund hier der Shuttlebus, den die Reederei oder der Hafen anbietet. Er ist die praktischste und stressfreieste Möglichkeit, um von diesem Industriegebiet dorthin zu gelangen, wo das echte Marseille pulsiert. Stell dir vor, du steigst ein, spürst die leichte Vibration des Busses unter dir, und nach einer kurzen Fahrt von vielleicht 15 bis 20 Minuten hörst du, wie sich die Geräusche draußen ändern: Das monotone Hafenbrummen weicht einem lebhafteren Stimmengewirr, dem Hupen der Autos und dem Klappern von Geschirr. Dein Bus hält in der Regel in der Nähe des J4, direkt am Meer, wo das moderne MuCEM-Museum steht.
Sobald du aus dem Bus steigst, spürst du sofort den Puls der Stadt. Der Boden unter deinen Füßen ist jetzt fest, vielleicht noch etwas uneben von den Pflastersteinen, die hier üblich sind. Die Sonne könnte schon kräftig auf deine Haut scheinen, und die Luft ist erfüllt von einem Mix aus salziger Meeresbrise und dem Duft von frisch gebackenem Brot oder Kaffee aus den umliegenden Cafés. Du hörst das Lachen von Kindern, das Rufen von Verkäufern und das ständige Rauschen des Verkehrs, das wie ein sanfter Teppich unter allem liegt. Von hier aus ist der Alte Hafen, der Vieux Port, nur einen kurzen Spaziergang entfernt. Du gehst einfach immer am Wasser entlang, folgst dem Geruch des Meeres und dem Klang der Möwen, die hier über den Köpfen der Menschen kreisen. Nimm dir einen Moment Zeit, um die neue Umgebung mit allen Sinnen aufzunehmen, bevor du dich ins Getümmel stürzt.
Am Vieux Port angekommen, ist das Erste, was du tun solltest, einfach nur *sein*. Spaziere ein Stück am Kai entlang. Du wirst das sanfte Schlagen der Bootsmasten im Wind hören, das Quietschen der Taue und das leise Plätschern des Wassers gegen die Bootsrümpfe. Die Luft hier riecht noch intensiver nach Salz und Fisch, vermischt mit dem Duft von Crêpes oder gebratenen Maronen, je nach Saison. Setz dich auf eine Bank, spüre das Holz unter dir und lausch einfach dem Treiben. Du kannst hier einen schnellen Kaffee trinken, um dich zu erden. Was du *überspringen* solltest, wenn deine Zeit knapp ist, sind die überteuerten Bootstouren, die direkt am Hafen angeboten werden – sie sind zwar nett, aber nehmen dir wertvolle Zeit für das echte Marseille. Konzentrier dich stattdessen auf die Atmosphäre und die Menschen um dich herum.
Vom Vieux Port aus ist es nur ein Katzensprung in das älteste Viertel Marseilles: Le Panier. Stell dir vor, du biegst in eine der schmalen Gassen ein, und plötzlich wird es ruhiger, schattiger. Der Boden unter deinen Füßen ist uneben, alte Kopfsteinpflastersteine, die Geschichten erzählen könnten. Du hörst deine eigenen Schritte deutlicher, vielleicht das leise Summen einer Klimaanlage oder das Gemurmel aus einem offenen Fenster. Der Geruch ändert sich hier – weg vom Salz, hin zu Düften von Lavendel aus kleinen Boutiquen, frischen Kräutern aus einem Gewürzladen oder dem warmen Duft einer Bäckerei. Fühl die rauen Steinmauern der alten Häuser, die hier dicht an dicht stehen. Verlier dich absichtlich in den verwinkelten Gassen, entdecke kleine Kunsthandwerkerläden, die zum Stöbern einladen. Hier ist der perfekte Ort, um ein kleines, authentisches Mittagessen zu genießen – hör auf dein Bauchgefühl, wo es dich hinzieht, und lass dich von den Geräuschen der Küchen und dem Lachen der Einheimischen leiten.
Wenn du dann wieder aus den Gassen von Le Panier auftauchst und noch Zeit und Lust hast, gibt es einen Ort, der dir eine ganz besondere Perspektive auf Marseille schenkt: Notre-Dame de la Garde. Die Basilika thront hoch über der Stadt, und der Weg dorthin ist steil. Für den Aufstieg empfehle ich dir den kleinen Touristenzug, der vom Vieux Port abfährt, oder ein Taxi, um deine Füße zu schonen. Oben angekommen, spürst du meist einen erfrischenden Wind, der dir um die Ohren weht. Die Geräusche der Stadt werden von hier oben zu einem leisen, harmonischen Summen, und du kannst das weite Blau des Mittelmeers sehen, das sich mit dem Himmel verbindet. Es ist ein Ort der Ruhe und des Weitblicks, an dem du die ganze Stadt unter dir ausbreiten siehst. Nimm dir einen Moment, um die Größe und Weite zu fühlen, bevor du dich auf den Rückweg machst.
Plane unbedingt genügend Zeit für den Rückweg zum Hafen ein, besonders wenn es kurz vor der Abfahrt deines Schiffes ist. Die Shuttlebusse können voll werden, und du willst nicht in Stress geraten. Steig wieder in den Bus, spür die bekannten Vibrationen unter dir und lass die Eindrücke des Tages Revue passieren. Vielleicht riechst du jetzt noch den Duft von Lavendel an deinen Händen oder hörst das Echo der Kirchenglocken in deinem Kopf. Marseille ist eine Stadt, die man nicht nur sieht, sondern fühlt, schmeckt und riecht – eine Stadt, die dich umarmt und mit ihren Geschichten füllt.
Olya von der Küste