Stell dir vor, du schlenderst durch die alten Gassen von Bordeaux, die Sonne wärmt dein Gesicht und die Geräusche der Stadt umhüllen dich. Plötzlich spürst du eine Veränderung in der Luft, eine kühle Brise, die von einem massiven Steinbauwerk ausgeht. Du hebst den Blick und da ist sie: die Porte Cailhau. Sie ragt empor, ein stiller Riese aus grauen Steinen, der Geschichten von Jahrhunderten flüstert. Du spürst sofort ihre Präsenz, die Schwere ihrer Mauern, die dich in eine andere Zeit entführt, noch bevor du sie richtig erreicht hast.
Du trittst näher, spürst die raue Textur des alten Steins unter deinen Fingerspitzen, ein Gefühl von Ewigkeit. Der Geruch von feuchtem Stein und Geschichte liegt in der Luft, vermischt mit dem fernen Duft von Gebäck aus einer nahegelegenen Bäckerei. Du gehst unter ihrem hohen Bogen hindurch, und deine Schritte hallen anders, tiefer, als würdest du in eine riesige Muschel eintreten. Hörst du, wie die Geräusche der Stadt draußen gedämpft werden, während hier drinnen ein leises Echo deine Ohren erreicht? Es ist, als würde das Tor selbst atmen.
Dann beginnt der Aufstieg. Jeder Schritt auf den abgenutzten Steinstufen erzählt eine Geschichte, die von unzähligen Füßen vor dir gegangen wurde. Es ist ein wenig eng, ja, aber nicht bedrückend – eher wie eine Umarmung der Vergangenheit, die dich nach oben zieht. Du spürst die Kühle des Steins durch deine Fingerspitzen, wenn du dich an der Wand abstützt, und das leichte Knarren deiner Schuhe auf den unebenen Stufen. Deine Atmung wird ein wenig schneller, aber die Neugier treibt dich weiter.
Auf den Zwischenebenen spürst du die Stille, die nur vom Wind unterbrochen wird, der durch die schmalen Schießscharten pfeift. Stell dir vor, du hörst das leise Klirren von Rüstungen und das gedämpfte Murmeln von Gesprächen, die einst durch diese Öffnungen in die Ferne getragen wurden. Du kannst deine Finger über die glatten, kühlen Steine gleiten lassen, an denen sich über die Jahrhunderte Moos und Flechten festgesetzt haben, und durch eine kleine Öffnung erspähst du einen ersten, verheißungsvollen Blick auf die Dächer der Stadt.
Und dann bist du oben. Der Wind fängt dein Haar ein, ein freies Gefühl breitet sich in deiner Brust aus. Unter dir breitet sich Bordeaux aus, die Dächer wie ein Meer aus Terrakotta, durchzogen von den grünen Bändern der Bäume und dem glitzernden Silber der Garonne. Du hörst das entfernte Brummen der Stadt, das Glucksen des Flusses, und spürst die Sonne auf deiner Haut, während dein Blick über die Weite schweift. Es ist ein Moment, in dem du dich ganz mit der Stadt und ihrer Geschichte verbunden fühlst.
Mal ganz ehrlich: Wenn du hoch willst, brauchst du ein Ticket. Die Öffnungszeiten checkst du am besten vorher online, die können sich ändern. Am besten kommst du gleich morgens oder später am Nachmittag, dann ist es nicht so voll. Und ja, es sind viele Stufen – bequeme Schuhe sind ein Muss. Barrierefrei ist es leider nicht, da es sich um ein altes Bauwerk handelt. Aber der Ausblick und das Gefühl, dort oben zu stehen, sind es absolut wert!
Léa von unterwegs