Stell dir vor, du stehst am Ufer in Kopenhagen, der Wind streicht dir übers Gesicht, salzig und frisch. Du spürst die leichte Bewegung des Wassers unter dir, wenn du die kleine Fähre besteigst, die dich über den Kanal bringt. Mit jedem Meter, den du dich der Insel Holmen näherst, wächst vor dir eine Form, die sich wie ein sanfter Hügel aus Glas und Stahl aus dem Wasser erhebt – die Oper. Es ist nicht nur ein Gebäude, es ist eine Geste, eine Einladung. Du hörst das leise Plätschern des Wassers am Bootsrumpf und das entfernte Summen der Stadt, das langsam verstummt, während dieses monumentale Werk immer näherkommt, majestätisch und doch einladend.
Wenn du eintrittst, umfängt dich sofort eine unglaubliche Weite. Stell dir vor, du stehst in einem riesigen Raum, dessen Boden aus glattem, dunklem Holz besteht, das sich warm unter deinen Füßen anfühlt. Über dir spannt sich eine Decke, die so hoch ist, dass sie fast im Himmel zu verschwinden scheint, durchflutet von sanftem, natürlichem Licht, das durch die riesigen Glasfronten hereinströmt. Du hörst das leise Gemurmel vieler Stimmen, ein sanftes Rascheln von Stoffen, vielleicht das dezente Klirren von Gläsern von der Bar. Es riecht nach einer Mischung aus edlem Holz, einem Hauch von Parfüm und der frischen Luft, die von draußen hereinweht. Du spürst eine Atmosphäre der gespannten Erwartung, ein Gefühl von Eleganz und Ruhe, das sich langsam in dir ausbreitet, während du dich durch die weiten Gänge bewegst.
Du sinkst in deinen samtbezogenen Sitz, der sich weich anfühlt, und spürst die leichte Kühle des Raumes, bevor die Lichter langsam gedimmt werden. Die Geräusche um dich herum verstummen allmählich, bis nur noch eine tiefe, fast greifbare Stille herrscht. Dann, aus der Dunkelheit, erhebt sich der erste Ton. Er ist rein, klar und vibriert nicht nur in deinen Ohren, sondern durchdringt deinen ganzen Körper, lässt die Luft um dich herum schwingen. Ob es die kraftvolle Stimme einer Sopranistin ist, die den Raum ausfüllt, oder die tiefen Bässe des Orchesters, die den Boden unter dir leicht zum Beben bringen – jeder Klang ist präzise, umhüllt dich, entführt dich. Du spürst, wie die Musik Emotionen in dir weckt, dich mal sanft wiegt, mal mitreißt, ganz ohne visuelle Reize, nur durch die reine Kraft des Klanges.
In der Pause füllt sich der Raum wieder mit einem lebhaften Summen. Du spürst die Energie der Menschen um dich herum, die sich strecken, lachen und sich austauschen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und vielleicht einem Glas Wein liegt in der Luft, vermischt mit dem warmen Geruch der vielen Körper in Bewegung. Es ist ein Moment des Ausatmens, bevor du dich wieder der Magie des zweiten Akts hingibst. Wenn der letzte Ton verklungen ist und der Applaus aufbrandet, spürst du eine tiefe Befriedigung und das Nachklingen der Musik in deinem Inneren. Die frische Abendluft, die dich empfängt, wenn du das Gebäude verlässt, fühlt sich noch klarer und reiner an, als ob die Musik die Welt ein wenig gewaschen hätte.
Ein paar praktische Tipps, wenn du selbst mal hinmöchtest: Tickets solltest du unbedingt online und weit im Voraus buchen, besonders für beliebte Vorstellungen. Die Anreise mit dem Hafenbus (Linie 991 oder 992) ist nicht nur die schönste, sondern auch eine sehr entspannte Art, direkt am Opernhaus anzukommen. Die Metrostation Marmorkirken ist auch eine Option, von dort sind es aber noch etwa 10-15 Minuten zu Fuß. Einen strengen Dresscode gibt es nicht, smart casual ist völlig ausreichend, aber viele machen sich gerne schick – es ist ja auch ein besonderer Abend. Es gibt eine Bar und ein Restaurant im Haus, falls du vorab oder in der Pause etwas essen oder trinken möchtest. Und falls du keine Vorstellung besuchen kannst, werden tagsüber auch Führungen angeboten, um das Gebäude und seine beeindruckende Akustik kennenzulernen.
Clara auf Tour