Stell dir vor, du stehst mitten in Kopenhagen, und plötzlich öffnet sich vor dir ein riesiger, achteckiger Platz. Das ist der Amalienborg Slotsplads, und genau hier würde ich dich hinlotsen. Atme einmal tief durch – die Luft hier hat oft diesen salzigen Hauch von der nahen Ostsee, gemischt mit einem ganz leichten, undefinierbaren Geruch von Geschichte. Du hörst vielleicht das leise Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster, auch wenn weit und breit kein Pferd zu sehen ist, nur das ferne Gemurmel der Stadt. Vier identische Rokoko-Paläste umrahmen dich, sie wirken so majestätisch und doch greifbar nah. Hier spürst du sofort: Das ist das Herz der königlichen Familie, lebendig und präsent.
Wenn du den Platz ein paar Minuten auf dich wirken lässt, wirst du vielleicht schon die ersten Zeichen der königlichen Garde sehen. Um Punkt 12 Uhr mittags, egal bei welchem Wetter, beginnt hier die Wachablösung. Stell dir vor, du stehst da, spürst die leichte Anspannung in der Luft, wenn die Musikkapelle aufmarschiert. Die Schritte der Gardisten klingen im Gleichschritt auf dem Pflaster, ein dumpfes, rhythmisches Geräusch, das durch den ganzen Platz hallt und dir direkt in die Brust fährt. Die Uniformen sind so leuchtend blau, die Bärenfellmützen so hoch, dass du dich fühlst, als wärst du in einem Märchen gelandet. Such dir am besten einen Platz entlang der Absperrung vor dem Palais von Christian IX. oder Christian VIII., um die beste Sicht zu haben, ohne im Gedränge zu stehen. Komm ein bisschen früher, dann hast du noch Zeit, die Statuen und die Symmetrie der Paläste in Ruhe zu bestaunen.
Danach tauchen wir ein in das Amalienborg Museum, das sich im Palais von Christian VIII. befindet. Stell dir vor, du trittst durch diese schweren Holztüren und plötzlich umfängt dich eine ganz andere Atmosphäre. Es ist ruhiger hier drin, die Gerüche sind anders – ein Hauch von altem Holz, feinem Stoff und vielleicht ein ganz leichter, süßlicher Duft von Blumen, die vor langer Zeit hier gestanden haben könnten. Jeder Raum ist eine Zeitreise, nicht nur ein Museum, sondern die ehemaligen Wohnräume der königlichen Familie. Du siehst ihre Möbel, ihre persönlichen Gegenstände, und du spürst förmlich die Geschichten, die diese Wände erzählen könnten. Es ist kein stickiges Museum, sondern ein lebendiges Denkmal.
Lass dich einfach treiben, aber wenn du nur wenig Zeit hast, konzentriere dich auf die privaten Gemächer der Glücksburger Dynastie. Du wirst sehen, wie die Räume vom 19. Jahrhundert bis heute eingerichtet waren. Spüre die Texturen der alten Tapeten, stell dir vor, wie die Könige und Königinnen hier gelebt, gearbeitet und gelacht haben. Du musst nicht jedes einzelne Ausstellungsstück bis ins Detail studieren. Manchmal ist es viel schöner, einfach die Atmosphäre aufzunehmen, die Farben und Formen auf dich wirken zu lassen und dir vorzustellen, wie das Leben hier wohl gewesen sein muss. Es ist wie ein intimer Blick hinter die Kulissen, fast so, als würdest du durch ein offenes Fenster in die Vergangenheit schauen.
Zum Schluss, nachdem du die Geschichte und den Glanz der Paläste aufgesogen hast, würde ich dich zum Amaliehaven schicken. Das ist ein wunderschöner, moderner Garten direkt hinter den Palästen, mit Blick auf die Oper und den Hafen. Geh die paar Schritte, die frische Meeresbrise wird dir ins Gesicht wehen, und du hörst das sanfte Plätschern des Wassers. Es ist der perfekte Ort, um das Erlebte sacken zu lassen. Setz dich auf eine Bank, schließ kurz die Augen und spür die Sonne auf deiner Haut. Von hier aus hast du eine ganz andere Perspektive auf Amalienborg, viel offener und weiter, und du merkst, wie sich die alte königliche Pracht harmonisch mit dem modernen Kopenhagen verbindet. Ein perfekter Abschluss für einen königlichen Tag.
Bis bald auf neuen Wegen,
Lotta auf Reisen