Du stehst am Fenster, die Finger gleiten über die kühle Scheibe, und du fragst dich, wie sich der hohe Norden anfühlt? Stell dir vor, du bist auf dem Weg nach Kvaløya (Sállir), dieser atemberaubenden Insel direkt vor Tromsø. Es ist nicht nur eine Fahrt, es ist ein Eintauchen. Wir beginnen in Ersfjordbotn, einem Fjord, der so dramatisch ist, dass er dir den Atem raubt. Du spürst die frische, klare Luft, die von den schneebedeckten Gipfeln herabweht, selbst im Sommer hat sie diesen Hauch von Kälte, der dich lebendig fühlen lässt. Hör genau hin: Das leise Plätschern des Wassers, das an die kleinen Fischerboote schlägt, gemischt mit dem Ruf der Möwen hoch über dir. Du stehst auf dem Ufer, der Schotter knirscht leise unter deinen Füßen, und du kannst fast die Ruhe des Fjords schmecken, eine Mischung aus Salz und Reinheit. Hier ist der perfekte Startpunkt, um anzukommen und die Weite zu begreifen, bevor wir tiefer eintauchen. Mein Tipp für die Anreise: Ein Mietwagen ist Gold wert, denn die Busverbindungen sind spärlich. Aber es gibt einen Bus (Linie 425), der dich von Tromsø nach Ersfjordbotn bringt – frag den Fahrer einfach, wo du aussteigen musst.
Von Ersfjordbotn aus schlängelt sich die Straße weiter, und du wirst merken, wie sich die Landschaft mit jeder Kurve verändert. Stell dir vor, du sitzt im Auto, aber deine Sinne sind hellwach. Du spürst die leichten Vibrationen des Motors unter dir, während die Straße sanft ansteigt und abfällt. Plötzlich öffnet sich die Sicht, und du blickst auf endlose Weiten von Fjorden und Bergen, die sich wie riesige, schlafende Riesen aneinanderreihen. Es ist ein Gefühl von Freiheit, das dich durchströmt, als würde der Wind, der durch das leicht geöffnete Fenster pfeift, alle Sorgen davontragen. Probier es aus: Halte kurz an einem der vielen kleinen Parkbuchten, steig aus und spür den Wind in deinem Gesicht. Er ist kalt, aber er riecht nach Weite, nach Meer und nach unberührter Natur. Du hörst nichts als das Rauschen des Windes und vielleicht das ferne Klopfen eines Spechts. Genau hier, auf diesem Weg nach Sommarøy, ist der Moment, um einfach zu sein. Fahr langsam, es gibt so viele kleine Details am Straßenrand, die man sonst verpassen würde – sei es ein einsamer Baum, der sich am Felsen festklammert, oder ein Rentier, das seelenruhig am Straßenrand grast.
Und dann erreichst du Sommarøy – ein kleines Juwel, das ich mir für den Höhepunkt deiner Reise aufgespart habe. Stell dir vor, du trittst aus dem Auto und deine Füße sinken in den weichen, weißen Sand, der sich anfühlt wie Puderzucker. Du hörst das rhythmische Rauschen der Wellen, die sanft an den Strand gleiten, ein Geräusch, das sofort eine tiefe Ruhe in dir auslöst. Riech die frische Meeresluft, vermischt mit dem leichten Geruch von Seetang und vielleicht einem Hauch von Fisch, der von den kleinen Fischerbooten im Hafen herüberweht. Das Wasser hier ist so klar, dass du die Steine am Grund sehen kannst, und die Farben wechseln von tiefem Türkis zu strahlendem Blau. Geh barfuß am Strand entlang, spür die Kälte des Wassers an deinen Knöcheln, selbst an einem sonnigen Tag. Es ist ein Ort, der dich einlädt, alle Zeit der Welt zu vergessen und einfach nur zu sein. Nach einem langen Spaziergang am Strand kannst du im hiesigen Supermarkt ein paar lokale Leckereien kaufen oder im Sommarøy Arctic Hotel eine Stärkung zu dir nehmen – der Blick aufs Meer ist unbezahlbar.
Wenn der Tag sich dem Ende neigt und die Sonne langsam gen Horizont sinkt, fahren wir ein Stück zurück, vielleicht nach Hella, einem kleinen Fischerdorf mit beeindruckenden Felsformationen. Stell dir vor, das Licht wird weicher, taucht die Landschaft in Gold und Rosa. Du spürst die kühle Brise, die vom Meer heraufzieht, und sie trägt den Duft von Freiheit und Weite mit sich. Die Felsen, die sich hier aus dem Wasser erheben, fühlen sich rau und uralt an, wenn du sie berührst. Du hörst das leise Plätschern der Wellen, die sanft gegen die Felsen schlagen, ein beruhigendes Geräusch, das dich in seinen Bann zieht. Wenn du Glück hast und es die Jahreszeit zulässt, kannst du von hier aus in klaren Nächten die Polarlichter tanzen sehen – ein Spektakel, das dich sprachlos machen wird. Es ist der perfekte Abschluss für diesen Tag, ein Moment, in dem die Schönheit der Natur so überwältigend ist, dass sie dich tief im Herzen berührt. Diesen Augenblick, diese Farben, diese unendliche Stille, die nur vom Wind und den Wellen unterbrochen wird, habe ich mir für den Schluss aufgehoben, weil er am längsten in Erinnerung bleibt. Denk daran, warme Schichten einzupacken, besonders für den Abend, auch im Sommer kann es hier frisch werden.
Was wir heute ausgelassen haben, sind die wirklich anspruchsvollen Bergwanderungen auf Kvaløya, wie zum Beispiel auf den Blåmannen. Die sind zwar spektakulär, aber für einen "einfachen, begehbaren" Tag viel zu zeitaufwendig und körperlich fordernd. Auch überfüllte Touristenfallen, die nur wenig Authentizität bieten, umgehen wir lieber. Mein ehrlicher Rat: Lass dich nicht von einer festen Route stressen. Manchmal sind die schönsten Momente die, die du zufällig entdeckst, wenn du einfach einer kleinen Straße folgst, die dich neugierig macht. Und egal, wann du fährst: Pack immer mehrere Schichten Kleidung ein. Das Wetter hier ändert sich schneller, als du gucken kannst. Ein guter Wind- und Regenschutz ist dein bester Freund. Und vergiss nicht deine Kamera – auch wenn kein Bild die Realität wirklich einfangen kann, ist es schön, Erinnerungen festzuhalten.
Bis zum nächsten Abenteuer,
Léa von unterwegs