Stell dir vor, du bist in Hanoi. Der Trubel der Stadt umgibt dich, hupende Roller, der Duft von Streetfood – und dann, wie aus dem Nichts, spürst du eine Veränderung in der Luft. Du näherst dich der Tran Quoc Pagode. Es ist, als würde der Lärm leiser werden, die Luft frischer, getragen vom Hauch des Westsees. Du gehst über einen schmalen Damm, links und rechts das sanfte Plätschern des Wassers. Spür die leichte Brise auf deiner Haut, die die Hitze des Tages mildert. Dein Blick – oder besser gesagt, dein Gefühl – wird von etwas Großem, Erhabenem angezogen, das sich vor dir erhebt: eine Pagode, deren Stufen sich wie ein Gebet zum Himmel recken. Es ist ein Ort, der dich sofort zur Ruhe kommen lässt, noch bevor du einen Fuß hineingesetzt hast.
Wenn du den Eingang erreichst, spürst du den kühlen Stein unter deinen Füßen. Dein erster Weg führt dich direkt zur Hauptpagode. Sie ist nicht nur ein Bauwerk, sondern eine Präsenz. Stell dir vor, wie du vor ihr stehst, ihre 11 Stockwerke, jedes mit einer Buddha-Statue gekrönt, ragen über dir auf. Du hörst vielleicht das leise Murmeln von Gebeten, das Rascheln von Gewändern oder einfach nur eine tiefe, friedliche Stille, die nur vom Wind in den Blättern unterbrochen wird. Atme tief ein – hier liegt oft ein leichter Weihrauchduft in der Luft, der sich mit dem frischen Seewind mischt. Mein Tipp: Komm am besten am späten Nachmittag, wenn die Sonne tiefer steht und die Pagode in ein warmes Licht taucht. Die Farben sind dann intensiver und die Atmosphäre noch magischer, viel weniger überlaufen als am Vormittag.
Gleich hinter der Hauptpagode findest du den Bodhi-Baum. Das ist ein absolutes Muss, den solltest du auf keinen Fall auslassen. Stell dir vor, du stehst unter seinen weit ausladenden Ästen, die Schatten spenden. Dieser Baum ist ein Ableger des originalen Baumes in Indien, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand – ein Geschenk aus dem Jahr 1959 von Indiens erstem Präsidenten. Du spürst eine unglaubliche Ruhe und Würde, die von diesem Ort ausgeht. Es ist, als würde die Geschichte und Spiritualität des Buddhismus hier greifbar. Nimm dir einen Moment Zeit, lehne dich vielleicht an den Stamm oder setze dich auf eine der Bänke in der Nähe. Schließ die Augen und spüre die Präsenz dieses uralten Baumes. Es ist ein Moment zum Innehalten, zum Durchatmen.
Von dort aus kannst du dich links oder rechts halten und die kleineren Schreine erkunden, die rund um die Hauptpagode angeordnet sind. Du spürst die unterschiedlichen Texturen der alten Mauern, die detailreichen Verzierungen der Statuen, die sich unter deinen Fingerspitzen rau oder glatt anfühlen können. Manche dieser kleineren Schreine sind voller Gaben, du riechst vielleicht den Duft von frischen Blumen oder Früchten, die als Opfer dargebracht wurden. Wenn du etwas Zeit sparen möchtest, kannst du die ganz kleinen, sich ähnelnden Schreine, die oft nur wenige Meter auseinander liegen, auch mal links liegen lassen. Wichtiger ist, dass du dir den Weg zum Seeufer freihältst. Gehe bis ganz an den Rand der Anlage, wo du einen freien Blick auf den Westsee hast. Hier spürst du die Weite, die kühle Brise vom Wasser, hörst das leichte Plätschern der Wellen. Es ist der perfekte Ort, um das Gefühl der Ruhe mit der Weite der Landschaft zu verbinden.
Für den Schluss würde ich dir empfehlen, noch einmal zur Hauptpagode zurückzukehren oder dich an den Rand des Sees zu setzen und einfach nur zu sein. Das ist der Moment, um alles sacken zu lassen. Stell dir vor, du spürst die letzten warmen Sonnenstrahlen auf deiner Haut, hörst die fernen Geräusche der Stadt, die sich wieder bemerkbar machen, aber jetzt gedämpft und friedlich wirken. Es ist ein Abschied von einem Ort der Stille und Einkehr. Denke daran, aus Respekt immer deine Schultern und Knie zu bedecken, wenn du die Pagode besuchst. Das ist kein Muss, aber eine Geste, die gut ankommt. Und keine Sorge, es ist kein riesiges Labyrinth, du kannst dich hier nicht verlaufen. Es ist ein kleiner, aber feiner Ort, der dir viel geben kann, wenn du dich darauf einlässt.
Fühl dich gedrückt,
Olya aus den Gassen