Stell dir vor, du stehst vor etwas, das älter ist als die Pyramiden, älter als die Geschichte, die wir kennen. Die Tarxien-Tempel, nur einen Steinwurf von Valletta entfernt, sind nicht einfach nur alte Steine. Sie sind ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit, das du mit deinem ganzen Körper spüren kannst. Wenn du früh am Morgen hier bist, noch bevor die ersten Touristenbusse anrollen und die Sonne die Luft aufheizt, dann spürst du es. Du legst deine Hand auf den kühlen, rauen Globigerina-Kalkstein, der die Nacht über seine Kühle bewahrt hat. Es ist nicht nur kühl, es ist eine tiefe, erdige Kühle, die sich durch deine Fingerspitzen zieht. Und dann, ganz leise, wie ein kaum hörbares Atmen der Erde selbst, hörst du es – ein tiefes, resonierendes Summen, das aus den Steinen zu kommen scheint, als würden sie mit dem ersten Licht des Tages erwachen. Und dazu mischt sich ein ganz besonderer Geruch: der trockene, mineralische Duft des alten Gesteins, durchzogen von der würzigen Süße des wilden Thymians, der sich in den Ritzen der Mauern festklammert. Es ist ein Duft, der sich im Laufe des Tages verflüchtigt, wenn die Sonne alles erhitzt, aber am Morgen, da ist er da, ganz klar und unverwechselbar. Das ist das Flüstern der Tempel, das nur die Einheimischen kennen, die wissen, wann man wirklich lauschen muss.
Du trittst ein in diese gewaltigen, halbkreisförmigen Räume. Stell dir vor, wie sich der Boden unter deinen Füßen anfühlt – glatt poliert von Jahrtausenden unzähliger Schritte, aber auch rau und uneben an Stellen, wo der Stein noch seine ursprüngliche Form bewahrt hat. Du gehst langsam, vielleicht mit ausgestreckten Händen, und spürst die Rundungen der Mauern, die dich umarmen, als würdest du in den Bauch einer riesigen, uralten Kreatur eintreten. Deine Finger gleiten über die kunstvollen Spiralen und Tierreliefs, die in den Stein gemeißelt sind – du spürst die Tiefe der Schnitzereien, die Arbeit, die darin steckt, auch wenn du sie nicht sehen kannst. Jeder Bogen, jede Nische erzählt eine Geschichte, die du nicht mit Worten, sondern mit deiner Haut wahrnimmst. Die Luft hier drinnen ist anders, schwerer, erfüllt von diesem trockenen Steingeruch, der sich mit der Zeit in deine Nase gräbt und dir das Alter dieser Stätte bewusst macht. Manchmal hörst du ein leises Rauschen – ist es der Wind, der durch die Öffnungen pfeift, oder das leise Summen der Zeit selbst, die hier stillsteht?
Okay, jetzt zu den praktischen Dingen, damit dein Besuch wirklich smooth läuft. Die Tarxien-Tempel liegen nicht direkt in Valletta, aber sind super easy zu erreichen. Schnapp dir einfach einen der vielen Busse vom Busbahnhof in Valletta Richtung Tarxien, die Fahrt dauert nur etwa 15-20 Minuten. Die Haltestelle 'Tempji' ist direkt vor der Tür. Am besten kommst du wirklich gleich morgens zur Öffnungszeit – nicht nur wegen der besonderen Atmosphäre, die ich beschrieben habe, sondern auch, um den Menschenmassen zu entgehen. Später am Tag kann es ziemlich voll werden, besonders in der Hochsaison. Denk daran, dass die Tempel unter einem schützenden Zelt stehen, was gut für den Erhalt ist, aber die Akustik etwas verändert. Der Boden ist weitestgehend barrierefrei, aber es gibt ein paar kleinere Stufen und unebene Stellen, also festes Schuhwerk ist immer eine gute Idee. Nimm dir am besten eine kleine Wasserflasche mit, besonders im Sommer, denn es kann drinnen etwas stickig werden. Es gibt Infotafeln mit Braille-Schrift und Audioguides, die du dir ausleihen kannst, um die Geschichte noch besser zu erfassen. Plane mindestens eine Stunde für deinen Besuch ein, um alles in Ruhe auf dich wirken zu lassen.
Alles Liebe von unterwegs,
Olya von den Backstreets