Was du in der St. John’s Co-Kathedrale machst? Stell dir vor, du stehst erst mal vor einer ziemlich schlichten, fast unscheinbaren Fassade mitten in Valletta. Der heiße maltesische Wind pfeift dir um die Ohren, und du fragst dich, ob das wirklich *der* Ort sein soll, von dem alle schwärmen. Dann trittst du ein. Und in diesem Moment, wenn sich die schwere Holztür hinter dir schließt, verschluckt die Welt draußen den Lärm, die Hitze, alles. Die Kühle der alten Steine umfängt dich, und ein Atemzug später stehst du in einer anderen Dimension. Am Eingang holst du dein Ticket, vielleicht steht eine kleine Schlange, aber dann bist du drin, und alles andere ist vergessen.
Deine Augen ziehen sofort nach unten. Du merkst sofort, dass das hier anders ist. Der Boden ist kein einfacher Boden, es ist ein riesiger Teppich aus Geschichte, aus Leben. Marmorplatten in allen Farben, kunstvoll eingelegt, jede eine Grabplatte für einen Ritter des Ordens. Du spürst die Kühle und Glätte des Marmors unter deinen Sohlen, fast wie eine sanfte Berührung. Jeder Schritt ist ein Flüstern der Vergangenheit, ein leises Echo der Geschichten, die unter dir ruhen. Es ist, als würdest du auf einem riesigen, kunstvollen Gemälde gehen, das Tausende von Schicksalen in sich trägt. Nimm dir wirklich Zeit, die Details zu entdecken, die Wappen, die Inschriften – es ist unglaublich, wie viel Kunst und Leben hier buchstäblich zu deinen Füßen liegen.
Und dann hebst du den Blick – und wirst fast erschlagen. Alles, wirklich alles, ist Gold, Farbe, Skulptur. Die Wände, die Kapellen, das Deckengewölbe, es funkelt und strahlt, wohin du auch schaust. Das Gold tanzt im Licht, das durch die hohen Fenster fällt, und du siehst die filigransten Schnitzereien, die schönsten Fresken. Jeder Zentimeter schreit Geschichte und Hingabe, eine Opulenz, die fast schon schmerzt in ihrer Schönheit. Du fühlst dich klein in dieser Pracht, ein Gefühl von Ehrfurcht, fast schon Schwindel, überkommt dich. Dreh dich langsam im Kreis, lass alles auf dich wirken, von den reich verzierten Altären der Seitenkapellen bis zu den riesigen Gemälden, die die Wände schmücken. Es ist ein Fest für die Sinne, das dich völlig einhüllt.
Danach führt dich dein Weg ins Oratorium. Der Raum ist dunkler, die Luft fast schwerer, gedämpfter. Hier hängt es, das Meisterwerk, das dich innehalten lässt: Caravaggios "Die Enthauptung Johannes des Täufers". Es ist nicht nur ein Bild, es ist ein Moment, der dich packt und nicht mehr loslässt. Die Farben leuchten aus der Tiefe, die Figuren scheinen aus der Leinwand zu treten, so lebendig, so roh. Du spürst die Dramatik, die Verzweiflung, die Menschlichkeit in jedem Pinselstrich. Es ist, als würde ein stiller Schrei durch die Jahrhunderte hallen, und du bist mittendrin. Folge den Schildern zum Oratorium. Hier gibt es oft Audioguides, die dir die Geschichte näherbringen – das lohnt sich, um die Tiefe dieses Werkes wirklich zu erfassen.
Bevor du gehst, vergiss nicht, auch das kleine Museum zu besuchen. Es ist ein sanfter Übergang zurück in die Realität, aber mit einem Gefühl der Fülle. Du siehst dort Schätze, die aus der Kathedrale stammen, aber das absolute Highlight sind die monumentalen Wandteppiche, die die Geschichte des Johanniterordens erzählen. Die sanfte Beleuchtung lässt die Farben und die feine Webart noch intensiver wirken. Du spürst die feine Arbeit, die Jahrhunderte überdauert hat. Danach, wenn du wieder ins Sonnenlicht Vallettas trittst, ist die Welt draußen immer noch da, aber du siehst sie mit anderen Augen. Du hast etwas ganz Besonderes erlebt.
Olya aus den Gassen